Der Menschenspieler
Front Street organisierten. Sie blieb wie alle im Hörsaal, vielleicht sogar so sehr wie Daniel Hayden, den anderen ein Rätsel.
»Und warum sagen Sie uns nicht, was Sie von meinen Methoden halten, Ms Mitchell?«, sagte Aldiss. Er blieb erschreckend gelassen.
»Ich denke, die Information einfach weiterzugeben wäre zu … einfach«, sagte das Mädchen.
»Wer stimmt ihr zu?«
Aldiss wartete. Drei Studenten hoben die Hand: Alex, Lewis Prine und Frank Marsden, der Schauspieler in der ersten Reihe. Fast alle fanden, dass Marsden beim Schauspielen völlig mit seiner Rolle verschmolz und zu der Figur, die er spielte, wurde . Heute kam er gerade von einer Probe, er saß da und war komplett geschminkt, seine Augen voller dunkler Schatten.
Aldiss sah den Jungen an. »Gefällt Ihnen mein Kurs, Mr Marsden?«
»Sehr.«
»Und was genau mögen Sie daran?«
»Mir gefällt, dass er nicht vorhersehbar ist. Dass alles passieren kann.«
Aldiss war darüber erfreut. »Mr Prine?«
»Nennen Sie es Faszination.«
Aldiss sah sich im Raum um, und sein Blick fiel auf Alex. »Und Sie, Ms Shipley«, sagte er. »Genießen Sie die Jagd, die ich für Sie bereithalte?«
Sie wusste nicht genau, was sie antworten sollte. Genießen war nicht das Wort, das sie gewählt hätte. »Ich verstehe, warum Sie es so machen«, sagte sie.
Aldiss legte den Kopf schief. »Tun Sie das?«
»Ich denke schon, ja. Uns einfach Paul Fallows’ Identität zu verraten, also die Informationen, die Sie während Ihrer Zeit in Rock Mountain entdeckt haben, das wäre nicht nur zu einfach, es wäre falsch.«
»Ich glaube, Sie verstehen meine Methoden ziemlich gut«, sagte Aldiss. »Ich habe zwölf Jahre darauf gewartet, an diesen Punkt zu gelangen, ich glaube, ich kann es noch ein paar Wochen aushalten.«
Er lachte und ein paar in der Klasse ebenfalls.
»Außerdem weiß ich nicht sicher, ob die Person, von der ich annehme, dass sie Paul Fallows ist, wirklich er ist.«
Gemurmel war im Seminarraum zu hören. Niemand wusste, wie diese Aussage aufgenommen werden sollte.
»Was meinen Sie?«, fragte Tanner. »Ich dachte, Sie hätten neue Informationen, Professor. Kram, den vorher noch niemand gesehen hat.«
»Das ist richtig«, sagte Aldiss. »Aber wir arbeiten hier nur mit Möglichkeiten. Gleichungen. Sie werden vielleicht am Ende feststellen, dass meine Informationen fehlerhaft waren. Dass die Person, die ich für Fallows halte, gar nicht er ist. Das ist Fallows-Forschern über die Jahre immer und immer wieder passiert. Ich glaube, dass ich dieses Mal recht habe, aber …«
Aus irgendeinem Grund machte ihr diese Vorwarnung Angst, jagte ihr Panik ein. Wie konnte er sich nicht sicher sein?
»Ist das überhaupt wichtig?« Wieder Lee. Das Mädchen sah Aldiss herausfordernd an.
»Ist was überhaupt wichtig, Ms Lee?«
»Fallows zu finden. Wird sich die Welt verändern, falls wir ihn finden? Wird es irgendetwas bedeuten?«
»Natürlich wird es das. Es wird alles bedeuten.«
Alex nickte, dann hörte sie auf. Sie durfte ihm nicht zu nahekommen. Wie gefährlich es war, sich auf seine Seite zu schlagen, eine Beziehung zu diesem Mann aufzubauen. Die Bilder aus den Zeitungsartikeln von Dekan Fisk blitzten vor ihrem inneren Auge auf, die Bibliotheken dieser toten Mädchen …
Der Professor fuhr fort: »Falls Sie Fallows finden, werden Sie eines der weltweit größten …«
Er hörte auf zu sprechen. »Professor?«, fragte Hayden.
Man hörte einen kurzen, erstickten Ton, und Aldiss fiel taumelnd nach vorn auf den Tisch, auf dem die Kamera montiert sein musste. Die Geschwindigkeit seiner Bewegung erschreckte Alex. Aldiss’ Gesicht knallte auf die Metalloberfläche. Seine Augen waren unnatürlich weit aufgerissen, dann brach er zusammen, außer Sichtweite, die Kamera schwankte und wankte dabei nach unten. Jetzt war die Linse auf ein geöffnetes Auge von Aldiss gerichtet. Es war, als hätte er etwas Unbeschreibliches gesehen, das so schrecklich oder so schön war, dass er dessen Bedeutung nicht erfassen konnte.
»Ich bin …«, keuchte er, aber dann kam nichts mehr.
Die Wachen beugten sich vor, die Schlagstöcke zeigten nach unten. Sie waren immer noch größtenteils verborgen, aber einer von ihnen hockte sich jetzt hin, und die Kamera fing ihn ein. Eine Linie am Kinn, ein heller Flaum aus Bartstoppeln, ein panisches Auge im Kamerafokus – und dann war er weg.
Der Bildschirm wurde schwarz.
»Was zur Hölle?«, sagte Christian Kane.
»Nicht schon wieder«, sagte
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