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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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er gesehen hatte, nicht mehr klar …« Er schwieg, fand keine Worte mehr. »Oder vielleicht hat Melissa recht, und all das, Daniel und Michael und der ganze Rest, hat etwas mit Aldiss zu tun.«
    Zorn blitzte in ihren Augen auf. »Unmöglich.«
    »Hör mal, Alex«, sagte Keller und machte einen Schritt auf sie zu. »Hör mir zu. Du musst da draußen vorsichtig sein. Du musst ihn beobachten, aufmerksam sein. Sehr aufmerksam. Falls er lügt, was jeder in diesem Haus, außer dir, glaubt, falls er auch nur im Entferntesten etwas mit Michaels und Daniels Tod zu tun hat, dann ergibt das ein Muster. Und du könntest dich genau in dieses Muster hineinbegeben.« Er verstummte. Er sah sie so intensiv an wie früher, aber sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sie sah weg, zum Geheimfach, das kaum fünfzehn Zentimeter von Kellers Hand entfernt offen stand. »Du könntest die Nächste sein.«
    14
    Detective Bradley Black wartete auf sie, als sie Harper’s Knoll überquerte. Er las ein Buch – sie wusste instinktiv, sah es an der Art, wie die Seiten umgeschlagen waren, und an der bräunlichen Färbung des Buchs, dass es Fallows’ Die Windung war –, und er steckte es in die Tasche, als er sie sah.
    »Ich wollte, dass Sie es sehen«, sagte der Detective und ging neben ihr her. »Ich wollte, dass Sie wenigstens einen Blick darauf werfen können, ohne dieses Arschloch Rice in der Nähe.«
    Sie sah ihn an. »Sie meinen Michaels Bibliothek.«
    Er nickte. Seine Stiefel hallten scharf über die Höfe, während sie gingen.
    »Das weiß ich zu schätzen, Detective. Wirklich. Aber ich brauche keine Almosen von Ihnen.«
    »Doch, die brauchen Sie. Sie denken, Sie sind hier an diesem Ort eine Heldin, und auf eine gewisse Weise sind Sie das auch. Ich nehme an, dass man die Bibliothek zu Ihren Ehren umbenennt, wenn Fisk den Löffel abgibt, und eine Bronzestatue genau hier auf dem Rasen aufstellen wird. Aber es gibt viele Menschen, die finden, dass Sie einen Mann gerettet haben, der nicht unschuldig war.«
    »Und warum glauben Sie, dass ich mich darum schere, was die Leute denken?«, sagte sie wütend.
    »Sie haben eine Tätowierung auf der Schulter.«
    »Na und?«
    »Es gibt zwei Sorten Frauen«, sagte er, wobei sich zum ersten Mal ein Lächeln auf seinen Lippen zeigte. Sie wollte ihn mögen. »Diejenigen mit Tätowierungen und die ohne. Diejenigen, die eine haben, wissen, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Sie wissen, dass die Leute sie ansehen, versuchen, sie zu verstehen, sie zu enträtseln. Was bedeutet Ihre?«
    Die sechs Jahre alte Tätowierung brannte jetzt auf ihrem Schulterblatt, sie erinnerte sich an die betrunkene Nacht, als sie sich das Tattoo in Cambridge hatte stechen lassen. Es war ein blauer Schriftzug, geschrieben in der kunstvollsten Schrift, die der Tätowierer mit Ziegenbart und Piercings hinbekam: »Un buon libro non ha fine.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das heißt, Professor.«
    »Ein gutes Buch hat kein Ende.«
    Sie gingen auf den Randbezirk des Campus zu. Black senkte seinen Blick nach unten auf den Beton. Sie hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, aber die Worte nicht fand.
    »Wenn dieses Verbrechen genauso ist wie die anderen beiden«, sagte er schließlich, als sie an der Bacon Hall vorbeigingen, wo Michael Tanner seine Studenten unterrichtet hatte, »wird der Mörder nicht mit einem zufrieden sein. In Dumant gab es zwei Morde, zwei Opfer.«
    »Das weiß ich, Detective.« Dann sprach sie sanfter. »Ich erinnere mich.«
    Black blieb stehen. Etwas fiel ihm auf, eine Amsel, die von einer Buche auf dem Hof wegflog. Er verfolgte die Bewegungen des Vogels, bis er nur noch ein Fleck am Himmel war, dann sagte er: »Wir haben Sie studiert, damals in der Polizeischule. Die anderen haben darüber gelacht. Eine Literaturstudentin, die einen Mordfall löst? Guter Witz. Aber ich war immer von dem, was Sie erreicht haben, fasziniert.«
    Sie sah ihn genauer an, betrachtete sein Gesicht. »Ist das eine Einladung, Detective?«
    Black ging vor ihr los. Er hatte so eine Art, einen beim Sprechen nicht anzusehen, eine Verbindung herzustellen, während er gleichzeitig auswich. Sie ermahnte sich selbst, in seiner Gegenwart vorsichtig zu sein. »Dekan Rice meint, Sie seien unberechenbar«, sagte er, »dass Sie Regeln nicht respektieren, dass einige der Dinge, die Sie während des Abendkurses getan haben, die Oberen von Jasper in Schwierigkeiten hätten bringen können. Und dass Sie und Ihr damaliger Freund

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