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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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dem rechten Ohr.«
    »Ich habe keine Waffen in meinem Haus«, sagte Fisk abwehrend. »Falls Sie die Waffe finden sollten, dann hat der Mörder sie hierher mitgebracht.«
    »Meine Männer suchen gerade«, sagte Black, und Alex dachte an das Buch, das sie in ihrem Zimmer versteckt hatte, an den Gegenstand darin und den Platz, an dem sie es heute Morgen zurückgelassen hatte. Blacks Blick traf sie, und sie schaute schnell zur Seite. »Wir müssen jetzt jeden, der heute Morgen im Haus war, wieder hierherbringen. Prine wurde am Vormittag ermordet, entweder kurz bevor oder kurz nachdem alle gegangen sind.«
    »Aber jemand müsste ihn gesehen haben«, sagte der Dekan flehend. »Wir wären ihm doch sicher über den Weg …«
    »Durch welchen Ausgang haben Sie das Haus verlassen, Dr. Fisk?«, fragte Black.
    Der Dekan machte eine Geste in Richtung von Matthew Owen. »Durch die Küche«, sagte der Pfleger.
    »Dann ist es also möglich«, folgerte Black, »dass Sie beim Verlassen des Hauses Lewis Prine einfach nicht begegnet sind. Der Mann kam zu spät, und als er ankam, war jemand hier. Jemand, der in diesem Haus übernachtet hat, hat ihn ermordet.«
    Fisk schnaubte. »Unmöglich.«
    »Nach dem Mord an Michael Tanner«, sagte Black, »müssen wir jede Möglichkeit in Betracht ziehen.« Der Detective sah Alex an und sagte: »Sie haben gestern Abend Aldiss besucht.«
    »Er ist nicht hier gewesen«, sagte sie. Das war zu schnell, zu abwehrend. »Er würde nicht an einer Trauerfeier teilnehmen. Das ist nicht sein Stil.«
    »Jede Möglichkeit«, wiederholte Black.
    Dann ging er zurück in den Flur und sagte etwas zu Dekan Rice, der blass und erschüttert aussah. Der Dekan nickte und verließ das Haus.
    »Sind alle von der Trauerfeier zurück?«, fragte einer von Blacks Lieutenants.
    Alex sah sich um. Der Salon war voller hektischer Aktivität. Polizisten und Kriminaltechniker arbeiteten in dem Bereich, der großräumig um den Tatort abgesperrt worden war. Es hatte fast eine Stunde gedauert, bis die ehemaligen Studenten sich den Weg durch die Menschen bei der Trauerfeier und den Reporterpulk, der zur Bühne drängte, gebahnt hatten. Durch das schmutzige Fenster konnte sie eine Gruppe Reporter sehen. Rice gab irgendeine Stellungnahme ab.
    Aldiss hatte recht , dachte sie . Er hatte absolut recht, was das alles hier betrifft.
    »Sind das alle?«, fragte Black noch einmal.
    »Alle«, sagte Keller, der immer noch fest an ihrer Seite stand, »bis auf eine.«
    Alex überflog den Raum und bemerkte, dass tatsächlich jemand nicht von der Feier zurückgekommen war. Als sie sah, wer es war, empfand sie eine Mischung aus Wut und Verwirrung.
    »Melissa Lee«, sagte sie laut.
    Black nickte und machte eine Geste in Richtung des Lieutenants. »Finden Sie Lee und bringen Sie sie wieder hierher«, sagte er. »Jeder, der die letzte Nacht in diesem Haus verbracht hat, ist ein mögliches Ziel – und ein Verdächtiger.«

Der Kurs
    1994
    23
    Als die Studenten am nächsten Abend in der Culver Hall ankamen, war der Seminarraum leer, und auf die Tafel hatte jemand geschrieben: KEIN KURS – PROF . ALDISS HATTE EINEN ANFALL .
    Die neun Studenten traten wieder hinaus in den Abend. Sie gingen zusammen, der Wind brannte auf ihren Wangen. Auf dem Campus ruhte das Leben, die hohen Fenster im Tower warfen ein Gitternetz aus gelbem Licht auf die Höfe. Der Wind heulte zwischen den Wohnheimen auf dem westlichen Campus. Sehr lange gab niemand in der kleinen Gruppe ein Wort von sich.
    Es war Melissa Lee, die das Schweigen brach.
    »Das Spiel«, sagte das Mädchen nur.
    »Was ist damit?«, fragte Keller.
    »Wir sollten es spielen. Hier, heute Abend.«
    Die anderen blieben stehen. Lewis Prine sagte: »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Melissa.«
    »Ich habe eine Freundin in Dumant«, fuhr Lee fort. »Sie studiert russische Literatur. Sie sagt, dass sie die Prozedur am Wochenende immer noch spielen. Ist nichts dabei, bloß aus Spaß. Wir haben genug von der Windung gelesen, um wenigstens so zu tun als ob.« Ihr Blick sprang von Gesicht zu Gesicht. Sie wollte es wirklich.
    »Ich verstehe es nicht«, sagte Sally Mitchell leise. »Es klingt alles so … elitär.«
    »Komm schon, Sal. Glaubst du, dass sonst irgendwer in Jasper dieses Spiel spielen könnte? Nein, nur wir. Wir sind die Besten. Das hat Aldiss uns beim letzten Abend wohl sagen wollen. Er wollte uns anstacheln, unser eigenes Spiel anzufangen. Die Prozedur auf diesem Campus zu beginnen.« Lee schwieg.

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