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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Hand aus. Das war falsch: Berman, der aufdringliche Anwalt, kam erst später dazu. Alex hielt inne, aber Keller blieb da, sein Blick wanderte weiter. Stoned , dachte Alex. Sie sind alle stoned . Sie schüttelte die schwitzige Hand des Jungen, worauf er leicht lächelte und wieder Platz nahm. Die CD sprang. Lee drehte sich zum ersten Mal zu Alex um. Ihre Lippen waren in einem altmodischen Rot geschminkt, und sie trug altertümliche Türkisohrringe. Ihre Haare waren im Stil der Zeit hochgesteckt, aber sie trug immer noch ihr Pearl-Jam-T-Shirt und ihre Doc Martens und ihren abgesplitterten schwarzen Nagellack.
    »Was führt Sie zurück nach Iowa?«, fragte sie.
    »Das Geschäft«, sagte Alex.
    »Welche Art von Geschäft?«
    »Ein Geschäft über …« Wieder steckte sie fest. Das Zimmer schien sich wie wild zu drehen. Sie wollte die Worte erzwingen, aber nichts kam. Die anderen warteten anscheinend auf sie, drängten sie weiterzumachen. »Über …« Sie griff nach dem Buch auf Lees Schreib- und Schminktisch.
    »Nein«, sagte Lee und nahm das Buch weg. »Nicht. Du kannst das, Alex.«
    Alex biss sich auf die Lippe. Verdammt . Sie versuchte, an die Szene zu denken, sich an den Text zu erinnern. Ohne Erfolg. Fallows’ Text wirbelte knapp außerhalb ihrer Reichweite.
    »Ich … ich kann nicht …«
    »Ich dachte, du wärst in Harvard angenommen worden«, sagte Lee. »Ich hätte mehr von dir erwartet.« Die dunklen Augen des Mädchens urteilten grausam über sie. Sie hat sich was eingeworfen. Sie ist nicht sie selbst. Von irgendwoher ringelte Rauch, machte die Luft dick. Alex hustete, und dann wurde der Kloß in ihrem Hals größer und größer, und sie hustete noch einmal. Bald überkam es sie in gewaltigen Ausbrüchen, und sie beugte sich vor. »Bist du in Ordnung, Alex? Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?«
    »Lass sie in Ruhe, Keller«, sagte Lee. »Es geht ihr gut.«
    Alex stand auf, Scham brannte in ihrem Gesicht. Sie hatte versagt. Sie hatte Aldiss enttäuscht und den Rest von ihnen, und sie sollte nicht hier sein. Sie hatte es nicht verdient. Sie drehte sich um und ging hinaus in den Flur, wo Nirvana dröhnte, und hinunter in den Eingangsbereich. Die Szene hatte sich hier bereits aufgelöst, und sie hörte Lewis Prine eine unsinnige Sprache brabbeln, während die Statisten ihn in absoluter Stille ansahen. Sie bildeten ein Tableau.
    Alex lief durch die Menge und stürzte nach draußen, schnappte nach Luft.
    Einen Moment lang stand sie allein im Schnee, der Wind brannte in ihrem Gesicht. Dann ging sie weg. Sie war für heute Abend fertig. Am Ende. Zur Hölle mit ihnen und ihrem dämlichen Spiel.
    Dreißig Schritte bis zur Culver Hall, und dann ging sie denselben Seitenweg entlang und zur Front Street. Bald wäre sie zu Hause und könnte all das vergessen, die Prozedur hinter sich lassen und wieder zu ihren Büchern zurückkehren. Es war dumm, überhaupt mitgemacht zu haben, und sie bereute es, jemals …
    »Shawna Wheatley und Abigail Murray.«
    Alex blieb stehen. Daniel Hayden saß auf einer Bank, sein Gesicht halb vom Licht einer Sicherheitsleuchte beschienen. Sie sah ihn einen Moment lang an und sagte nichts.
    »Hast du von ihnen gehört?«
    »Die beiden Opfer«, sagte sie zögernd, ihr Atem frostig in der Luft. »Die Studentinnen, deren Ermordung Aldiss vorgeworfen … die Mädchen, die er in Dumant getötet hat.«
    »Die anderen haben zu viel mit ihrem Spiel zu tun«, fuhr der Junge fort. »Aber ich nicht, Alex. Ich habe Aldiss gründlich studiert. Habe ihn erforscht. Was er diesen zwei Mädchen angetan hat … Ich komme nicht darüber hinweg. Ich möchte den Abendkurs abbrechen, mich so weit wie möglich von ihm fernhalten, aber ich muss dabeibleiben. Ich muss sehen, wie es endet.«
    »Warum erzählst du mir das, Daniel? Es ist spät, und ich habe morgen sehr früh eine Veranstaltung.«
    Er sah zu ihr hoch. Seine Hände zitterten in seinem Schoß. »Weil ich weiß, was du tust«, sagte er. »Ich habe dich auf dem Campus gesehen. Du betreibst auch Nachforschungen. Was glaubst du wohl, warum ich neulich den Zettel in dein Buch gesteckt habe?« Sie wollte etwas sagen, aber Hayden winkte ab. »Ich wollte dich leiten«, sagte er. »Dich in eine bestimmte Richtung lenken. Mein Dad war Polizist, daher weiß ich ein bisschen was über Mordermittlungen.«
    »Daniel, ich verstehe immer noch nicht, warum du …«
    »Ich erzähle es dir, damit du es richtig machst, Alex. Deine Nachforschungen, was auch immer du in der

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