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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Tonfall. »Das könnte sie nicht.«
    »Sie hat viel über Daniel gesprochen«, sagte Frank. Lucy hörte auf, ihren Finger durch den Staub zu ziehen, und trat von dem erloschenen schwarzen Kamin vor. »Sie schien von seinem Tod ein wenig besessen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Keller.
    »Ich meine, dass sie überzeugt zu sein schien, dass sein Tod kein Selbstmord war. Sie hat letzte Nacht vor dem Zubettgehen mit mir gesprochen. Ich konnte nicht mehr klar denken. Wir hatten im Flugzeug ein paar Drinks, und als dann Sally zu Besuch kam und mein Kopf … Ihr wisst schon. Ich habe nicht viel davon gehalten. Aber jetzt, nach dem, was Michael und Lewis passiert ist … Mein Gott, denkt ihr, sie könnte recht haben, und Daniel war der Erste?«
    »Daniel hat sich umgebracht«, sagte Sally rundheraus. Sie stand allein in einer Ecke, die Lippen gespitzt und die Augen wie glühende Kohlen. Die Trauer hatte sie vom Rest der Gruppe isoliert. »Ein Fall, an dem er gearbeitet hatte, hat ihn aus der Bahn geworfen. Er hat sich seinen Dienstrevolver in den Mund gesteckt. Er war ein Detective in New York, stand unter enormem Stress – lasst uns Daniels Tod nicht komplizierter machen, als er war. Nicht wegen dem, was hier passiert ist.«
    »Melissa meint, Daniel war glücklich«, warf Frank ein, seine Stimme sanft und ruhig. »Sie sagt …«
    »Melissa redet viel, wenn der Tag lang ist«, sagte Sally und sah den Mann düster an. »Eine Frage: Hast du ihr vertraut, als wir Studenten waren?«
    Er trat verlegen von einem Bein aufs andere.
    »Und?«
    »Nein«, sagte Frank leise. »Niemand hat das.«
    »Die Frau hatte ein psychisches Problem. Michael hat mir das selbst erzählt.«
    Alex lehnte sich vor. »Sally, glaubst du, Melissa hat diese Morde begangen?«
    Sie sah Alex kühl an. Sie ließ ihre Arme seitlich fallen und sah Alex an, als wolle sie sagen: Wie kannst du es wagen, mir diese Frage zu stellen, ausgerechnet du …
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Dekan Fisk ruhig aus seinem Rollstuhl. »Verdächtigst du sie, Sally?«
    Sie richtete sich auf. Sie dachte über etwas nach, versuchte, die richtigen Worte zu finden. Schließlich sagte sie mit gefasster, kühler Stimme: »Michael hat mir erzählt, dass Melissa ihn manchmal anrief. Sie hatte Probleme in ihrer Ehe. Ich, na ja, ich wurde natürlich eifersüchtig. Ich erinnerte mich an ihren Ruf auf dem College. Ich meine, wer nicht? Aber sie rief immer wieder an, und Michael nahm ihre Anrufe stets entgegen. Er verschwand in der Bibliothek, um zu reden, und ich lauschte an der Tür. Sie sprachen manchmal stundenlang miteinander. Wir stritten uns schrecklich deswegen.« Sally schüttelte sich, es war nicht klar, ob wegen dieser Erinnerung oder wegen dem, was in den letzten zweiundsiebzig Stunden geschehen war.
    »Was hat er über sie erzählt?«, fragte Christian. Er wirkte plötzlich gelöster. Wahrscheinlich war er froh, dass sich der Fokus der Gruppe nun auf Melissa verlegte, weg vom schrecklichen Anblick Lewis Prines.
    »Er fand, dass sie professionelle Hilfe brauchte«, sagte Sally. »Er hatte Lewis ihretwegen angerufen, und Lewis teilte seine Ansicht: Sie glaubten, dass sie ein Problem mit der Realität hatte und dass sie eine zwanghafte Lügnerin war.«
    »Das meinst du nicht ernst«, protestierte Frank.
    »Sie ist nicht normal, Frank. Melissa war nicht wie der Rest von uns. Das war das Erste, was Aldiss …«
    »Aldiss?« Alex konnte nicht anders.
    Sally sah sie finster an. »Du hast mich gefragt, ob sie das getan haben könnte, Alex. Die Antwort darauf ist nein. Ich glaube nicht, dass Melissa das getan hat. Ich denke – und zwar seit ich vor drei Tagen das … das in der Bibliothek meines Mannes gesehen habe –, dass Richard Aldiss meinen Mann ermordet hat. Aber Aldiss konnte es nicht allein tun, also hat er sich von einem seiner ›Protegés‹ helfen lassen.« Sie sah sie einen nach dem anderen an, deutete mit dem Zeigefinger auf jeden in dem verschlossenen Zimmer. »Der Professor hat die Dinge in Bewegung gesetzt – und jetzt müssen wir alle dran glauben, einer nach dem anderen.«
    »Genug.« Sie drehten sich wieder zu Fisk um. Er schwitzte, und Puder rann in Streifen über sein Gesicht, seine milchigen Augen suchten blind das Zimmer ab. Er umfasste mit einer knochigen Hand die Sonnenbrille auf seinem Schoß. »Ihr müsst jetzt zusammenhalten. Aneinander glauben. Euch gegenseitig die Schuld zuzuschieben wird niemandem helfen.«
    Alex wandte sich ab und schaute aus

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