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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Serviette, die Alex gerade beschrieben hatte, als könne sie ihm ein Geheimnis verraten. Etwas enthüllen. Dann richtete er sich auf, die Augen weit aufgerissen. Er schloss das Buch mit einem dumpfen Knall.
    »Vielleicht hat es nichts mit alldem zu tun.«
    Alex blinzelte. »Wovon redest du?«
    »Vielleicht«, sagte Keller, »ist Lydia Rutherford Paul Fallows.«

Alex
    Gegenwart
    38
    Wo bist du, Aldiss?
    Es war jetzt kurz nach acht Uhr. Alex sah aus dem Fenster ihres Zimmers auf den glitzernden Jasper-Campus. Alles war still, still und stumm. Blacks Männer warteten, und Aldiss – würde er hierher zurückkommen? Würde er auf den Campus zurückkommen, um den Kursteilnehmern den Garaus zu machen? Sie waren schließlich alle hier, alle an einem Ort und so einfach zu finden.
    Noch einmal griff sie unter ihre Matratze und tastete nach dem ausgehöhlten Fallows. Sie nahm das Buch hervor und schlug es auf, sah die Waffe darin glänzen. Hatte Aldiss ihr eine Möglichkeit gegeben, sich vor ihm zu retten? Wollte er, dass Alex seinem Leben ein Ende setzte? Sie dachte wieder an Iowa, an die schreckliche Person, die sie dort getroffen hatte, den wahren Mörder von Dumant.
    Es sei denn, auch das war eine Lüge.
    Es sei denn, alles, was sie dort gefunden hatten, war von Aldiss dort platziert worden.
    Himmel, Alex, reiß dich zusammen. Das ist unmöglich.
    Sie ging zurück ans Fenster, fragte sich, wie lange es dauern würde, bis etwas geschah …
    Es klopfte, und sie drehte sich schnell um.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s«, sagte eine ihr vertraute Stimme. »Darf ich reinkommen?«
    »Bitte, Dekan Fisk.«
    Die Tür öffnete sich, und der Dekan war da. Er winkte Matthew Owen weg, und der Pfleger, sein Blick angsterfüllt und hektisch, verschwand im Flur.
    Fisk rollte ins Zimmer. Alex setzte sich ans Fußende des Bettes und sah den gebrechlichen, alten Mann an. Bedauern über das, was passiert war, durchzuckte sie.
    »Es tut mir so leid, Dekan Fisk. Ich dachte, Professor Aldiss wäre …«
    »Schhhh«, sagte er. »Jetzt ist nicht die Zeit für Entschuldigungen.«
    Sie nickte.
    »Ich bin hierhergekommen, um unter vier Augen mit dir zu sprechen.«
    Sie sah ihn an. »Bitte, fahren Sie fort.«
    Der Dekan begann und hielt dann inne. Das Zögern war für Fisk so ungewöhnlich, dass Alex bestürzt war. Sie wartete darauf, dass er weitersprach.
    »Es ist wohl so«, sagte er, »dass ich nicht völlig aufrichtig zu dir gewesen bin, Alex.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine, dass ich gelogen habe«, sagte der Dekan. Er starrte sie blind an, seine Augen nass und flehend. »Was dir in Iowa passiert ist – ich fühle mich dafür teilweise verantwortlich. Ich habe dich bei deinen Besuchen während des Abendkurses angelogen, und ich lebe jeden Tag meines Lebens mit diesen Lügen.«

Iowa
    1994
    39
    Alex wachte auf und merkte, dass jemand bei ihnen im Hotelzimmer war. Es war ein Mann. Er lehnte sich in den Schatten zurück. Sein Gesicht, von der Dunkelheit verzerrt, beobachtete sie. Ihr gefiel sein Blick nicht. Überhaupt nicht. Es war, als studierte er sie, erforschte sie und lockte ihre Geheimnisse heraus. Sie setzte sich im Bett auf und starrte tiefer ins Zimmer. Die Dunkelheit knisterte wie elektrisch. Und dort, im einzigen Stuhl des Zimmers, das Gesicht im Lichtstrahl, der durch den Vorhangspalt fiel, saß Richard Aldiss.
    Alex versuchte zu schreien. Versuchte aufzustehen, irgendetwas zu tun, aber ihr Körper war wie gelähmt. Ihr Geist erstarrt. Sie griff nach Keller, dachte: Bitte, bitte wach auf .
    Dann wankte Aldiss – nur ein leichtes Flackern wie bei einem gestörten Fernsehbild – und stand auf. Er ging einen Schritt auf sie zu, seine Stiefel (sie sah, wie schmutzig sie waren, und dachte: Er ist geflohen ) seufzten auf dem Teppich. Ein zweiter Schritt, und dann …
    »Alex. Alex, ich bin hier.«
    Sie schlug die Augen auf. Merkte, dass sie sich an Keller festkrallte. Ihre Haare waren verschwitzt und das Laken in ihren Fäusten zusammengeballt. Sie setzte sich auf, wischte sich den Schlaf aus den Augen. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 3:12 Uhr. Es war Samstag.
    Keller setzte sich im Bett auf und umarmte sie. Sie ließ sich gegen ihn fallen.
    »Ein Alptraum«, sagte sie. »Über ihn.«
    Der Junge streichelte ihr mit seiner riesigen Hand übers Haar und sagte: »Wir sollten zurückfliegen. Wir fliegen einfach wieder zurück nach Jasper und vergessen das hier. All das hier, diesen Kurs, Aldiss, Fallows. Es ist es nicht

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