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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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etwas beinahe Schwermütiges. »Wir haben viele Tage mit seiner Witwe verbracht, mit ihr gesprochen, etwas über Charles’ Lexikonarbeit erfahren. Als wir Paul Fallows erwähnten, wirkte sie entsetzt. Fast schockiert. Sie schwor, dass ihr Ehemann nichts damit zu tun habe, dass er nicht der Autor sei und dass sein Foto auf den Büchern irgendein Trick sei …« Locke schwieg, schaute aus dem Vorderfenster auf die Felder, die sich hinter seinem kleinen Haus erstreckten. »Richard glaubte Lydia. Diese Frau, diese Witwe, die ihren kranken Sohn allein großzog – für Richard war sie eine Art Heldin. Es erinnerte ihn an seine eigene Geschichte. An seine ›Fluchten‹ und an seinen früh verstorbenen Vater. Er fing an, sie zu beschützen.«
    »Haben Sie noch einmal von ihm gehört, als Sie nach diesem Sommer wieder in Dumant waren?«
    Locke sagte zunächst nichts. Sein Blick schweifte ab, eine blaue Vene pochte an seiner Schläfe. »Ich habe ihn aus meinen Veranstaltungen ausgesperrt«, sagte er tonlos. »Ich habe dem Dekan gesagt, ich könne ihm nicht mehr in die Augen sehen, nicht nachdem ich während unserer Reise nach Iowa gesehen hatte, wer er wirklich war. Es wurde für mich so unerträglich, auch nur in Richards Nähe zu sein, dass ich Dumant verlassen habe, um an einer anderen Universität zu unterrichten. Ein paar Jahre später habe ich einen neuen Protegé gefunden, aber er war nicht wie Richard.«
    »Haben Sie auch nur den geringsten Zweifel daran, dass Aldiss schuldig ist an den Morden in Dumant, Dr. Locke?«
    Locke lachte. »Unmöglich«, sagte er. »Dieser Mann hat diese zwei Mädchen umgebracht.« Er zögerte, sah aus dem Fenster. Es hatte zu regnen begonnen, Tropfen spritzten an die Scheibe. Dann wandte er sich wieder den beiden Studenten zu, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, und er sagte: »Falls er Sie in diesem Kurs dazu gebracht haben sollte, Mitleid mit ihm zu haben, falls Sie hier sind, um ihn freizusprechen, dann hören Sie sofort damit auf. Richard Aldiss freizulassen wäre das absolut Schlimmste, was man tun könnte.«

Alex
    Gegenwart
    40
    »Ich verstehe nicht, Dekan Fisk. Worüber haben Sie gelogen?«
    Der Dekan verlagerte sein Gewicht. Sein Blick glitt über sie, über das einzige Fenster des kleinen Schlafzimmers. Das Fallows-Buch mit dem verborgenen Gegenstand darin lag auf dem Nachttisch, aber sie versuchte nicht, es zu verstecken.
    »Ich wollte Fallows«, sagte der alte Mann. »Ich wollte ihn so sehr …«
    »Was haben Sie getan?« Ihre Stimme klang nun kälter.
    »Ich war mir wegen Richard nie sicher.«
    Alex setzte sich wieder auf das Bett. Die Worte des Dekans zerrissen sie innerlich.
    »Ich hatte immer Vorbehalte, was seine Verwicklung in die Morde in Dumant anging. Immer.«
    »Aber als ich Sie während des Kurses besuchte, haben Sie gesagt …«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, sagte Fisk knapp. »Aber ich habe bei Richards Plan mitgemacht, weil ich seine Informationen brauchte. Ich wollte, dass Fallows gefunden und das Geheimnis enthüllt wird. Es musste einfach enden.« Fisk schloss die Augen, als würde er eine schreckliche Erinnerung erneut durchleben. »Ich habe ihn einmal in Rock Mountain besucht. Er hat mir von dem Seminar erzählt, das er gerne geben wollte, und ich habe die Universitätsverwaltung in Jasper bestochen, damit es genehmigt wurde. Das nächste Mal, als ich ins Gefängnis kam, erzählte mir Richard von einem Buch, davon, eine Nachricht darin zu hinterlassen …«
    »Grundgütiger.«
    »Das über seine Unschuld, in dem Buch, das du gefunden hast, Alex – das war mein Werk. Ich wollte glauben, dass es stimmte, aber Richard hat die Morde nie direkt geleugnet. Nicht richtig. Er hat mir gesagt, wie ich meinen Part spielen solle, hat mir gesagt, dass ein Student des Kurses ›auserwählt‹ würde – das ist das Wort, das er benutzt hat –, um unsere Augen und Ohren zu sein, aber er hat nie über seine Unschuld gesprochen. Es ging immer um die Suche nach Fallows. Er hat die Dumant University oder die zwei toten Studentinnen eigentlich nie erwähnt. Niemals.«
    Alex schauderte. Sie schaute noch einmal zum Fenster, sah die Türme des Colleges in der dunstigen Ferne. »Glauben Sie, dass er kommt, um uns zu holen, Dekan Fisk?«
    Der alte Mann sah sie an, schien sich zum ersten Mal auf sie zu konzentrieren. Dann sagte er: »Das tue ich. Es tut mir leid, Alex, aber ich glaube, ich habe euch direkt in seine Falle geführt.«
    Um zehn Uhr abends klingelte Alex’

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