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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Gefahr.
    Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Fisks Haus. Zuerst war es ein Schock zu hören, dass Melissa Lee das dritte Opfer war, zu erfahren, dass Aldiss auf der Flucht war und möglicherweise auf dem Weg zum Campus. Dann kam die Erkenntnis, und Alex spürte, dass die anderen sie anstarrten. Sie anklagten. Er hat dich ausgetrickst, Alex. Er hat dich getäuscht, und du bist drauf reingefallen.
    Black schloss sie im Haus ein und postierte seine Männer davor, um nach dem Professor Ausschau zu halten. Alex schnappte die Worte »bewaffnet und gefährlich« auf; sie wusste, dass Aldiss auf der Stelle erschossen werden würde, wenn er sich in Jasper sehen ließe.
    Wie ?, fragte sie sich. Wie ist es dazu gekommen?
    Keller blieb neben ihr. Die anderen gingen auf ihre Zimmer, aber sie rührte sich nicht. Sie konnte es nicht. Sie hatte bei allem falschgelegen.
    »Sag es«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Keller. Er strich sich müde über den Kopf.
    »Sag, was du denkst, Keller. Dass ich einen Bock geschossen habe. Dass ich Scheiße gebaut habe.«
    »Du hast keine …« Aber es nutzte nichts weiterzusprechen; es würde nur bedeuten, sie gönnerhaft und von oben herab zu behandeln. Dafür kannte Keller sie zu gut. »Das tut er nun mal, Alex. Er hat es immer getan. Diese Rätsel – er lebt dafür.«
    »Aber alle haben es mir gesagt, Keller. Sie haben versucht, mich zu warnen.« Und jetzt sind drei Menschen tot, und ich hätte ihn aufhalten können.
    Er schüttelte den Kopf. »Du kannst dir keine Vorwürfe machen, Alex.«
    Wut stieg in ihr auf. Wie konnte er es wagen, ihr zu sagen, was sie fühlen sollte! Dachte er, sie wären wieder in Iowa? Dachte er, sie wären wieder Kinder, die herumliefen und einen verrückten Schriftsteller suchten? Sie sah ihn an, ihr Kinn bebte, und es pulsierte rot hinter ihren Augen.
    »Wo ist es?«
    Seine Augen wurden schmaler. »Wovon sprichst du?«
    »Du hast es gestern Abend gestohlen. Du hast das Manuskript im Regal gesehen, und als ich von Aldiss zurückkam, war es weg. Was hast du damit getan?«
    Ein völlig verwirrter Blick. Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete.
    Lass ihn nicht das tun, was Aldiss getan hat, Alex. Lass dich nicht von ihm an der Nase herumführen .
    »Wo ist es, Keller?«, fragte sie noch einmal und lehnte sich vor.
    Der Blick blieb, diese jungenhafte Verwirrung, und dann brach sie langsam zusammen. Stück für Stück wurde sein Gesicht wieder zu dem, das sie kannte.
    »In meinem Zimmer«, sagte er. »Ich zeige es dir.«
    »Dann lass uns gehen.«
    »Nicht jetzt. Es sind zu viele Leute in der Nähe. Später.«
    Sie sah ihn an. »Ist es echt, Keller?«
    Zuerst schaute er sie nur an. Dann nickte er.
    »Der einzige noch unveröffentlichte Fallows«, sagte er. »Komm um zehn Uhr zu mir, und wir schauen es uns gemeinsam an.«
    Dann verließ er den Raum, und sie war mit ihrer Schuld allein.
    Kurz vor der Abenddämmerung, während die Reporter auf dem Hof weniger wurden oder auf dem westlichen Campus Schutz suchten, schlief Alex ein. Sie träumte: Sie ging, folgte den Schritten eines Mannes einen Korridor entlang. Der Mann war Richard Aldiss. Sie wusste nicht, woher sie das wusste, denn sein Gesicht konnte sie nicht sehen.
    Wohin gehen wir, Professor? , fragte sie.
    Das wirst du schon sehen , sagte der Mann. Vertraust du mir?
    Im Traum zögerte sie nicht: Ja, Professor. Ich vertraue Ihnen.
    Und Alex folgte ihm. Sie merkte, dass er eine viel jüngere Version von sich selbst war. Sein Haar war voller, dunkler. Und er trug den Anzug, in dem sie ihn vor Jahren gesehen hatte, den Anzug, den er während seines Prozesses getragen hatte.
    »Dr. Shipley«, rief jemand. »Dr. Shipley, wachen Sie auf.«
    Das tat sie. Sie saß kerzengerade und schaute in das Gesicht von Detective Black.
    »Ich bin es«, sagte er. »Ganz ruhig.«
    »Ist er …«
    »Nein«, sagte Black. »Aldiss wird immer noch vermisst. Sie müssen zurück auf Ihr Zimmer gehen.«
    »Aber …«
    »Nein«, unterbrach er sie bestimmt. »Keine Widerrede, Dr. Shipley. Wenn Richard Aldiss immer noch da draußen ist, dann müssen wir jeden im Haus schützen. Dieser Mann ist unglaublich gefährlich.«
    Sie wollte protestieren, aber ihr fehlten die Argumente. Black hatte recht.
    Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Seine Stimme erklang hinter ihr.
    »Wenn Aldiss gefunden wird, wird es noch mehr Fragen geben. Falls er gefunden wird. Eines sollte Ihnen klar sein: Falls Sie etwas von ihm hören, irgendetwas, dann müssen

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