Der menschliche Körper
Handrücken geschmiert.
«Was machst du denn da?»
«Sei still. Schau doch nur, wie rissig sie sind. Und die hier?» Sie hält ihm seine Finger vor die Augen.
«Was ist damit?»
«Komm mit auf die Toilette, ich schneide sie dir. Zum Glück habe ich die Nagelschere dabei.»
«Mama!»
«Wenn wir sie jetzt nicht schneiden, sind sie vor dem Abend noch ganz schwarz.»
Nach langen Verhandlungen gibt Ietri schließlich nach, kann aber wenigstens durchsetzen, dass er es allein macht. Niedergeschlagen trabt er in Richtung Toilette.
Er ist gerade mit der ersten Hand fertig, als in einer der Kabinen ein lauter Furz ertönt.
«Gesundheit!», wünscht der Obergefreite. Ein Grunzen antwortet ihm.
Wenig später kommt Oberst Ballesio aus der Kabine. Sich die Hose zuknöpfend, geht er zum Spiegel, eine Gestankswolke hinter sich.
Ietri nimmt Haltung an, der Oberst lächelt ihm amüsiert zu. Er sieht die Nagelstücke im Waschbecken, und sein Gesichtsausdruck ändert sich. «Gewisse Dinge sollten zu Hause erledigt werden, Soldat.»
«Sie haben recht, Herr Oberst. Entschuldigen Sie, Herr Oberst.»
Ietri dreht den Wasserhahn auf. Die Nagelstücke sammeln sich rings um den Abfluss und bleiben dort liegen. Er hebt den Verschluss hoch und schiebt sie mit dem Finger hinunter. Ballesio beobachtet ihn kalt. «Ihr erster Einsatz, Junge?»
«Jawohl, Herr Oberst.»
«Wenn Sie wieder nach Hause kommen, werden Sie diese Toiletten mit anderen Augen sehen. Hygienisch wie im Krankenhaus. Und erst die Wasserhähne. Wenn Sie dann einen Wasserhahn wie diesen hier sehen, werden Sie Lust bekommen, ihn abzulecken.»
Ietri nickt. Sein Herz schlägt wie wild.
«Das wird aber bald vergehen. Am Anfang kommt einem alles wie magisch vor, wenn man nach Hause kommt, dann wird es wieder, wie es ist. Ein Haufen Kacke.»
Ballesio zieht an der Handtuchrolle, aber der Mechanismus klemmt. Fluchend wischt er sich die nassen Hände an der Hose ab. Mit dem Kopf deutet er auf den Obergefreiten. «Ich kann das nicht mit der Schere», sagt er, «meine Frau hat mir einen Nagelschneider gekauft. Aber der macht spitze Ecken.»
Wütend ist Ietri in die Halle zurücgekehrt. Wie ein Idiot hat er vor dem Obersten dagestanden, und das ist alles die Schuld seiner Mutter.
Sie macht einen langen Hals, um seine Finger zu kontrollieren. «Warum hast du sie nur an einer Hand geschnitten? Ich hab dir doch gesagt, dass ich das machen muss, du Dickkopf. Mit links kannst du es nicht. Komm, gehen wir.»
Ietri stößt sie zurück. «Lass mich in Ruhe.»
Sie mustert ihn streng, schüttelt den Kopf, dann fängt sie an, in ihrer Handtasche zu kramen. «Hier. Iss das, du hast einen schlechten Mundgeruch.»
«Willst du das seinlassen, verdammt!», brüllt der Obergefreite. Er schlägt ihr auf die Hand. Das Bonbon fällt auf den Boden, und er tritt mit dem Stiefel darauf. Das grüne Zuckerklümpchen zerbricht in Stücke. «Bist du jetzt zufrieden?»
Di Salvo mit seiner ganzen Familie schaut sich um, und Ietri bemerkt, wenn auch nur aus dem Augenwinkel, dass auch Cederna zu ihm hinsieht.
Er weiß nicht, was ihn gepackt hat.
Zwei dicke Tränen treten der Mutter in die Augen. Ihr Mund steht leicht offen, und die Unterlippe bebt ein bisschen, ein zäher Speichelfaden hängt zwischen den Lippen. «Entschuldige», flüstert sie.
Das war noch nie da, dass sie ihn um Entschuldigung bittet. Ietri ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihr ins Gesicht zu brüllen, dass sie eine Idiotin sei, und dem gegenteiligen Verlangen, sich auf den Boden zu knien, die Stücke des Bonbons einzeln aufzulesen und es wieder zusammenzusetzen. Er fühlt die Blicke seiner Kameraden auf sich gerichtet, die über ihn urteilen.
Ich bin jetzt ein Mann und ziehe in den Krieg.
Später wird er sich nicht erinnern, ob er das wirklich gesagt oder nur gedacht hat. Er packt den Rucksack und wirft ihn sich über die Schulter. Er küsst die Mutter auf die Wange, nur einmal und kurz. «Ich komme bald wieder», sagt er.
Die Sicherheitszone
Im Arzneischränkchen von Oberleutnant Egitto, unter Verschluss – der Schlüssel steckt aber im Schloss –, befindet sich seine persönliche Reserve an Medikamenten, die in der Medikamentenbestandsliste der Krankenstation nicht aufgeführt sind. Neben ein paar nicht verschreibungspflichtigen Arzneien für kleinere Unpässlichkeiten und ein paar vollkommen wirkungslosen Salben gegen schuppige Haut stechen drei Fläschchen mit gelben und blauen magensaftresistenten
Weitere Kostenlose Bücher