Der menschliche Körper
fahren über Cedernas Muskeln.
Er sieht auf die Rosenblätter, die reglos in der Schale schwimmen.
Von den Schenkeln aus fährt sie unter das abgenutzte Handtuch und streichelt ihm die Pobacken. Bei der Abwärtsbewegung streifen die Finger die Leiste, dann ziehen sie sich wieder zurück, lassen ihn unbefriedigt. Sein Körper ist voller Anspannung, die sich nur schwer löst.
Nicht denken, nicht denken, Hör auf. Nicht denken
.
Auf dem Rücken tut ihm die Behandlung weh, aber er beißt die Zähne zusammen. Die Frau verweilt lang bei den Verspannungen, sie traktiert sie mit den Daumen. Als sie ihm einen Ellbogen zwischen die Schulterblätter setzt, entfährt Cederna ein Stöhnen, und er stößt sie beiseite.
«Massage too strong?», fragt sie, kein bisschen erschrocken.
Der Stolz verbietet ihm, die Wahrheit zu sagen.«No, not too strong. Mach weiter.»
Sie verringert aber doch den Druck. Cederna mag es, als sie beim Nacken und der Kopfhaut ankommt. Er kämpft gegen den Schlaf, bis die Frau ihm barsch befiehlt, sich auf den Rücken zu drehen, und wieder von vorn anfängt. Fußrücken. Knöchel, Oberschenkelmuskel. Jetzt macht sie schneller. Als sie mit den Beinen fertig ist, wirft er mit einer raschen Geste das Handtuch beiseite. Sie hat Cedernas mächtige Erektion vor der Nase, nicht zu übersehen.
Da. Jetzt sind wir so weit
.
Einen Moment lang öffnet er die Augen und schaut auf das Gesicht der Frau. Sie scheint nicht überrascht, und das kränkt ihn ein wenig. Zerstreut massiert sie seinen Bauch.
Cederna hat noch nie mit einer Fremden geschlafen. Bei so einer könnte man sich leicht eine Krankheit holen, Aids, Gonorrhö oder sonst etwas Unbekanntes und Grauenhaftes, eine von diesen Infektionen, die die Genitalien befallen. Egal, daran wird er später denken. Er wird sich gründlich waschen. Jetzt will er nur das erdfahle Gesicht Ietris loswerden, das ihm plötzlich wieder vor die Augen tritt.
Die Frau hat die Neonröhre an der Decke ausgeschaltet und stattdessen eine rot gestrichene Glühbirne angeknipst. Die Schäbigkeit des Raums wird dadurch undeutlicher, aber weg ist sie nicht. Während sie seine Leisten bearbeitet und ihn erregt, überkommt den Stabsgefreiten eine enorme, düstere Traurigkeit. Auf einmal hat er Sehnsucht nach Agnese, nach Ietri und etwas Unfasslichem, das allein ihm gehört, wie ein Geheimnis, das er vor langer Zeit kannte und vergessen hat.
«Baby massage?»
«Hä?»
«Do you want a massage for your baby?»
Cederna kämpft mit der Traurigkeit. Die Masseuse macht sich mit derselben Geste verständlich, die auch die Marines verwendet haben. Von unten in dem roten Licht gesehen, ist sie wenig anziehend. Macht nichts. Cederna versucht, sie mit einem Arm an sich zu ziehen, sie macht sich los und zeigt dabei noch einmal ihre Kraft. «No! No sex!», schreit sie. «Only massage.»
Verdutzt lässt er sie los. «No sex? Aber ich habe dir doch zehn Euro gegeben!»
«No sex», widerholt die Frau, weicht einen Schritt zurück und verschränkt die Arme.
Cederna haut mit der Faust auf die Seite der Bank.
«Baby massage, yes or no?»
Er gibt auf. Ist gut, baby massage, irgendwas. Hauptsache, es bringt ihn weg von dort, wo er ist. Er lässt die Arme an den Seiten herabfallen.
«Do you want music?»
«No. Please. No music.»
In den Laufgräben von Camp Delaram, in den Abflüssen für das Regenwasser, häuft sich Müll jeder Art. Eine Schar streunender Katzen bewegt sich vorsichtig zwischen den Abfällen, ab und zu bleiben sie stehen, fassen etwas ins Auge und schnellen mit einem Satz vor. René kann keine einzige Ratte entdecken, aber es ist klar, dass welche da sind, und nicht zu wenige.
Er betritt den Raum mit den Telefonen, der im Vergleich zu den wackeligen Einrichtungen in der FOB wie das Kontrollzentrum einer Raumstation wirkt. Er sucht die Nummer von Rosanna heraus, gibt sie ein, ohne sich die Zeit für weiteres Zögern zu lassen, er hat schon viel zu lang gezögert. Das Telefon läutet vier Mal, endlich antwortet sie.
«Ich bin’s, René.»
«O mein Gott.»
Die Zeit bis zum Abheben lässt noch einmal Raum für ein letztes Schwanken. Will er das wirklich? Er ist im Begriff, sich an eine Frau zu binden, die er kaum kennt und die älter ist als er, er hat ein halbes Dutzend Mal mit ihr geschlafen, und sie haben sich gemeinsam alte Filme angesehen. Er geht ernsten Verpflichtungen entgegen, ungeahnten Widrigkeiten, vielleicht dem Unglück. Der Kampf zwischen Pro und Kontra will
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