Der menschliche Körper
Lager, und schlägt sich mit einer Erregung herum, die, statt abzunehmen, wächst und wächst. Kaum hat er das Zelt erreicht, wo seine Kameraden stumm und zerknirscht herumhocken, hat er schon wieder Lust. Er kann an nichts anderes denken. Seine Geschlechtsdrüsen produzieren ununterbrochen Samen, exzessiv.
An einem einzigen Tag kommt er fünf Mal zu der Masseuse. Die Befriedigung mit der Hand ist erniedrigend, befriedigt ihn nicht vollständig, aber was soll er sonst machen? Sie weist ihn zurück, wenn er mehr zu bekommen versucht. Als er die Tür der Hütte einmal verschlossen vorfindet, geht er mit Fäusten und Tritten darauflos. «Komm raus!», schreit er. Er macht einen Rundgang durch das Camp und kommt in weniger als einer halben Stunde zurück. Sie ist da. Er überfällt sie mit Fragen. Ist es möglich, dass er auf eine Prostituierte eifersüchtig ist? Sie war einfach raus aufs Klo gegangen. Er beruhigt sich nur mit Mühe.
Vor dem dritten Abend in Delaram hat er sein Geld aufgebraucht. Er versucht Oxana zu überreden, ihm eine Gratisbehandlung zu gewähren. Sie lässt ihn nicht einmal bis an die Liege. Cederna beschimpft sie, doch er erreicht nichts.
Er kehrt ins Lager zurück, noch erregter. Er bittet Di Salvo, ihm Geld zu leihen. Unter den Verbliebenen ist er der beste Freund.
«Dir würde ich nicht mal zehn Cent leihen, du blödes Arschloch.»
«Bitte.»
«Verpiss dich, Cederna. Geh jemand anderen anbetteln.»
Er wendet sich an Pecone, an Rovere und Passalacqua und sogar an Abib. Alle antworten ihm, sie hätten selbst kein Geld oder einfach nein, mit einer Unfreundlichkeit, die er nicht zu verdienen glaubt. Schließlich versucht er es bei Zampieri.
«Wozu brauchst du es?»
«Das kann ich dir nicht sagen.»
Zampieri hat rote Augen. «Auch wenn ich welches hätte, ich würde es dir nicht geben», sagt sie. Sie ist apathisch, ihre Iris erinnert ihn an die seiner Großmutter, als sie noch am Leben war, verschleiert vom grauen Star.
«Es ist eine Notsituation.»
«Nein, das ist es nicht, die Notsituation hatten wir schon. Jetzt gibt es überhaupt keine Notsituation mehr.»
«Komm, Zampieri, hilf mir.»
«Weißt du, wie lang ich schon nicht schlafe? Vierundachtzig Stunden, ich habe sie gezählt. Vierundachtzig. Ich glaube, ich werde nie wieder schlafen können.»
Verstört entfernt er sich. Keinen einzigen Euro hat er auftreiben können. Er weiß nicht, was er machen soll, wenn er nicht irgendwo Geld auftreibt.
Vor dem Abendessen ist er wieder vor Oxanas Hütte. Er wird ihr im Tausch etwas geben. Er hat ein schönes Messer, das ist viel mehr wert als zehn Euro. Ein Messer mit Hartgummigriff und einer Klinge mit Antireflexbeschichtung. Es kostet ihn einiges, sich davon zu trennen, aber in Italien wird er sich das gleiche noch einmal kaufen.
Er stürzt in den Raum, und diesmal ist sie auf der anderen Seite des Vorhangs mit jemandem zugange. Sie beschimpft Cederna in ihrer Sprache und verscheucht ihn. Er setzt sich draußen auf den Boden. Es wird dunkel, während er sich vorstellt, was sie mit dem anderen Soldaten treibt. Sicher erlaubt sie ihm, weiter zu gehen, weil er Amerikaner ist. Als der Mann herauskommt, leuchtet er ihn kurz mit der Taschenlampe an. Ein Neger. Oxana war eben mit einem Neger zusammen! Wie eine Furie stürzt er hinein und knallt die Tür hinter sich zu. Er will sie in flagranti erwischen, noch halb nackt. Oxana aber hat wie üblich ihre Schürze um und legt auf der Liege frische Handtücher zurecht.
«Warst du mit dem da zusammen?»
Sie wirft ihm einen hochmütigen Blick zu, zuckt mit den Achseln. Sie versteht nicht.
«Was ist? Machst du es auch den Negern?»
«Do you have the money?», fragt sie, ohne sich umzusehen.
«No», sagt er.
«No money, no massage.»
Sie ist imstande, ihn wieder wegzuschicken. Er muss sich beruhigen. Cederna zieht das Messer aus dem Gürtel. Er sagt: «I have this.»
Oxana weicht zurück. Sie drückt sich an die Wand. «Put it away!», schreit sie. Sie streckt die Hand nach der Schublade in einem Rollschränkchen aus.
Sie hat ihn missverstanden. Cederna hat nicht die Absicht, ihr weh zu tun. Er bricht in Gelächter aus. «Was soll das denn?»
«Put it away!», wiederholt die Frau.
Für wen hält sie ihn? Für einen Feigling? «Ist gut», sagt Cederna, «wenn es das ist, was du denkst, dann amüsieren wir uns eben ein bisschen.»
Er kommt näher, schiebt das Rollschränkchen mit dem Fuß beiseite. Sie starrt unverwandt auf die schwarze
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