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Der menschliche Körper

Der menschliche Körper

Titel: Der menschliche Körper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Giordano
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die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, kann er sich weiter ankleiden.
    Die Ausrüstung des Stabsgefreiten umfasst: ein Combat Shirt TRU - SPEC , eine Schutzweste Defcon 5 in Nato-Oliv mit dazugehörigem Gurtzeug, einen Helm aus Kevlar, eine Schutzbrille ESS Profile Turbo-Fan, ein Paar Hosen Vertx mit verstärktem Schritt und vorgeformter Kniepartie (die sitzen deutlich besser als alle anderen Kampfhosen, kosten allerdings auch mehr), Strümpfe und Unterhosen Quechua, eine Quarzuhr Nite MX   10 , ausgestattet mit einem GTLS -System, das Quadrant und Zeiger auch tagsüber phosphorgrün erleuchtet, ein Paar wasserabweisende Handschuhe Ottogear, eine Kufiya, ein Fernglas 12 x 25 , einen Gürtel T&T, Ellbogen- und Knieschützer derselben Marke, ein Messer ONTOS Extrema Ratio mit Stahlklinge von 165  Millimetern Länge, einen Granatwerfer GLX , eine Feldflasche Camelbak, eine Pistole Beretta  92   FS , die in der Seitentasche der Hose steckt, ein Sturmgewehr Beretta SC   70 / 90 , Wüstenstiefel Rowa, Modell Taskforce Zephyr GTX HI TF Desert, ein Nachtsichtgerät Monokular mit Restlichtverstärkung und sieben Magazine mit der dazugehörigen Munition.
    Außer der Waffe und dem Helm handelt es sich um aus dem Internet bestellte Artikel. In der Innentasche der Jacke hat er auch ein Foto von Agnese, das sie ihm heimlich in den Rucksack gesteckt hat, eine Aufnahme mit Selbstauslöser im Dreiviertelprofil – sie trägt einen Tanga und hält ungeschickt einen Arm vor die Brust, ein Anblick, bei dem jedem die Augen übergehen. Sechzehn Kilo und zehntausend Euro Ausrüstung: Wenn Cederna die Waffen trägt, fühlt er sich anders, klarer, flinker. Geschickter. Wagemutiger.
    «Ich bringe euch Erdnüsse mit», sagt er beim Hinausgehen zu den Kameraden. Er geht an dem Bett vorbei, wo Ietri noch in Unterhosen liegt, rot vor Neid (und von dem schweren Sonnenbrand, den er sich an Nase, Ohren und Schultern zugezogen hat), und schlägt ihm einmal kräftig auf den Schenkel. «Brav bleiben, Jungfräulein.» Ietri zeigt ihm den Mittelfinger.
    Cederna sitzt in dem Lince-Jeep vorne rechts und kümmert sich um den Funkkontakt. Camporesi steuert das Fahrzeug. Hinten sind Pecone und René, Torsu steht in der Mitte im Turm. Der Konvoi aus drei gepanzerten Fahrzeugen wird von Masiero befehligt. Zwischen dem Hauptmann und dem Feldwebel herrscht kein gutes Einvernehmen, Cederna weiß das, und gelegentlich hänselt er René damit.
    Er hat keine Angst. Überhaupt nicht. Im Gegenteil, er ist erregt. Sollten sie in einen Hinterhalt geraten, so weiß er, dass sein Reaktionsvermögen zum Laden des Gewehrs oder Ziehen und Anlegen der Pistole unter zwei Sekunden liegt, er weiß auch, dass zwei Sekunden zu lang sein können, aber dieser Gedanke ist zu nichts nütze, also schiebt er ihn beiseite und konzentriert sich auf das Positive.
    Nichts passiert. Die Erkundungsfahrt verläuft ruhiger als ein Sonntagsausflug. Die Fahrzeuge werden neben der Kaserne der afghanischen Polizei geparkt, die oberhalb der Marktstraße liegt, und die Soldaten bekommen eine Führung durch das Innere, um sich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen, denn von der nächsten Woche an werden sie jeden Tag herkommen müssen, um die Mau-Mau auszubilden. An der Art, wie die afghanischen Polizisten mit Waffen umgehen, erkennt Cederna, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen ist: Wenn die Politiker beschließen, die Truppen abzuziehen und den Krieg den Afghanen zu überlassen, wird das Land sofort wieder in die Hände der Taliban fallen, darauf geht er jede Wette ein. Cederna hasst die Politiker, sie denken nur daran, sich zu bereichern, und an nichts sonst.
    Außerhalb der kleinen befestigten Anlage entspannt sich die Atmosphäre, und die Patrouille genehmigt sich einen Spaziergang durch die Straße. Die Lince folgen den Soldaten im Schritttempo wie zahme Tiere. Von ihren schmuddeligen Höhlen aus betrachten die Afghanen die vorbeigehenden Soldaten. Cederna nimmt einen nach dem anderen ins Visier seiner Beretta SC  70 / 90 , stellt sich vor, sie in den Kopf zu schießen, ins Herz, ins Knie. In einem Fortbildungskurs hat er gelernt, in den Bauch zu atmen, sodass die Schulter, an der der Gewehrkolben ruht, ruhig bleibt – eine Angriffstechnik, und genau das interessiert Cederna. Nach beendetem Einsatz wird er sich zu den Spezialeinheiten melden.
    Vorläufig muss er aber etwas ganz Anderes tun: Hauptmann Masiero hat den Soldaten Händevoll Bonbons mitgegeben, und die Kinder

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