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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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würde der Ritter ihn töten. Tergals Respekt vor Anderson war jedoch verzehnfacht. Ihm wurde klar, dass er in den Augen dieses Mannes gut abschneiden wollte.
    »Genau das, was ich vorhabe«, sagte Anderson, während er sich im Sattel auf Boneheads Rücken anschnallte.
    »Wo entlang?«, wollte Tergal wissen.
    »Keine Ahnung.« Anderson zuckte die Achseln. »Falls wir einfach weiter Richtung Ebenen reiten, sind unsere Chancen, aus den hier herrschenden Bedingungen zu entkommen, so gut wie überall sonst.« Er tippte den Stachelstock unmittelbar hinter dem angehobenen Sinneskopf seines Schweins auf den Panzer. Das Tier streckte einen Augenstiel in seine Richtung aus, als wollte es ihm mitteilen, es wüsste sehr wohl, dass es losging, und es bestünde kein Grund für seine Ungeduld; dann erhob sich das Sandschwein und trampelte gleichmäßigen Schrittes durch die Schlucht auf die Sandschlucker zu.
    Die Schlucker trennten sich, ohne auch nur aufzublicken, und gaben den Sandschweinen den Weg frei, um hinter ihnen die Reihe wieder zu schließen. Während er und Anderson nun weiterritten, fiel Tergal eine weitere Kreatur auf, ausgestattet mit dünnen zerbrechlichen Beinen von mindestens drei Metern Länge und ähnlich lang gezogener Schere; sie griff an den Flanken der Sandsteinkuppen hinauf und pflückte sowohl gelbe Pilze als auch Felsenkriecher herunter, um beide dann mit den Saugzangen zu durchbohren und auszusaugen.
    »Eine Stelzenspinne«, stellte Anderson fest. »Sehr langsam, aber ein echtes Mistvieh, wenn du dein Nachtlager aufgeschlagen hast - steigt glatt über den Zaundraht und saugt dich so mühelos aus wie die Felsenkriecher.«
    Tergal warf einen Blick auf den Ritter und stellte fest, dass dieser der fernen Kreatur keine große Beachtung schenkte, sondern vielmehr den Erdboden direkt vor Bonehead musterte.
    »Du verfolgst diesen Messingmann«, stellte er fest. »Ist das eine so gute Idee?«
    Anderson blickte auf. »Bist du nicht neugierig?«
    »Doch, schätze schon … Wer, denkst du, war das wohl?«
    Anderson blickte auf eine Spur, die im frischen Pflanzenwachstum deutlich zu sehen war. »Die Frage müsste weniger >wer< lauten als >was<. Ich denke, er ist eine Maschine - >Androide< lautet das alte Wort dafür -, wahrscheinlich aus der Anfangszeit der Kolonie übrig geblieben. Er könnte seit Jahrhunderten auf Cull herumwandern, sich mit Hilfe des Sonnenlichts aufladen und sich möglicherweise mit der Fertigkeit eines Metalleurs selbst reparieren - wer weiß?«
    Tergals erster Impuls war, Anderson zu erklären, er würde Blödsinn reden. Aber er hatte selbst gesehen, wie ein scheinbar aus Messing bestehender Mann den Kopf eines Sleer-Halbtonners abriss, als öffnete er eine Flasche Quavit. Sich zurückzulehnen und ein solches Ereignis in das Muster des alltäglichen Lebens einzugliedern, das war keine leichte Aufgabe.
    »Vielleicht war es ein Metalleur in einer Art Rüstung?«, überlegte er.
    »Dann war’s aber ein kräftiger Bursche«, fand Anderson. Und natürlich war die ganze Idee lächerlich.
    Am Mittag hielten sie an, um Hafermehlzwieback zu essen und Amanistee aufzubrühen. Tergal stellte fest, dass ihm die jungen Sulerbanepflanzen inzwischen über die Fußknöchel reichten und die Bodenblätter, die Feuchtigkeit auf dem Boden der Schlucht auffingen, einander allmählich überlappten. Die beiden Männer tranken ihren Tee rasch aus, als ein Schwärm Schnappkäfer, von der Hitze des Herds angelockt, Kurs auf sie nahm, und setzten ihre Reise fort. Später fanden sie die Überreste eines albinotischen Sleers des zweiten Stadiums, dem man die Beine ausgerissen hatte, um sie ringsherum zu verstreuen. Anderson hielt an, um sich das anzusehen, ehe er Bonehead und Stone gestattete, sich die Reste zu teilen.
    »Sehe das erste Mal so einen«, bemerkte Anderson. »Hier muss es irgendwo eine Kolonie geben, in der Inzucht herrscht.
    Ich habe bei Tieren irdischer Herkunft von so was gehört, aber noch nie bei einheimischen Tieren.«
    Aber Tergal konnte sehen, dass der Ritter an der eigenen Erklärung zweifelte.
    Skellor erstieg die eingestürzte Kante einer Sandsteinkuppe, um die flache Oberseite zu erreichen und einen besseren Ausblick auf das vor ihm liegende Gelände zu erhalten. Nachdem er forschend die Stadt betrachtet hatte, die sich vor ihm auf ihrer Plattform ausbreitete, wünschte er sich, er hätte den Verstand der Frau auseinander genommen, der er zuvor begegnet war. Dieses Bedauern war jedoch von kurzer

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