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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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hatten ihre Substanz weitgehend an den immer stärker aufgeblähten Rumpf abgegeben. Die Kleidung stand offen und gab den blick auf eine Haut frei, die stark geädert und in Schattierungen von Purpur und Gelb gefleckt war. Der Schädel war eingefallen und verfügte noch über gerade so viel Stabilität, dass der und das Atmen ermöglichte - und als Geburtskanal für die Verstärkerläuse diente, die immer noch daraus hervorkrochen. Dschainaranken griffen aus dem Unterleib hervor und gruben nach Nährstoffen für den anhaltenden Prozess. Die Ranken hatten schon in nur wenigen Metern Entfernung eine geeignete Quelle gefunden und einen der Sleer-Mensch-Hybriden zu Boden gezerrt und ausgesaugt. Überall in der Umgebung huschten Hunderte der Verstärkerkreaturen herum -die Sandsteinkuppe hinauf, an die sich dieses aufgeblähte Ding mit Schleimfäden band, über den Boden hinweg, die Säulen hinauf und überall zwischen den Verstrebungen hoch oben und an der Unterseite der Plattform. Aber es waren noch nicht genug, denn Skellor brauchte Tausende, falls er eine geeignete Geisel erhalten wollte, um Lösegeld zu erpressen. Allerdings wurde es jetzt Zeit, erste Schritte zur Geiselnahme zu tun.
    Die Außeninputzentrale sah aus, als hätte dort jemand mit einer vollautomatischen Waffe um sich geballert, dergestalt war alles verwüstet. Die Gravoplatten arbeiteten wieder, wenn auch jetzt völlig von jeder Form von Computersteuerung abgekoppelt; sie hatten den Rauch in die Laminierung gesaugt und hielten Gestrüppe aus optischen Kabeln und Supraleitern und zahlreiche zertrümmerte Bauteile am Boden fest. Die Luft wurde langsam etwas muffig und schmeckte stark nach Schweiß und Angst.
    »Das war der letzte«, sagte D’nissan und warf einen Speicherkristall, nicht größer als sein Fingernagel, in die Tiefensondierungskugel - wo alle derartigen Gegenstände jetzt lagen. Mika hoffte, dass sie gründlich genug vorgegangen waren, denn falls Jerusalem irgendeine Spur von Computeraktivität entdeckte, würde die KI die Aussendung eines Rettungsschiffs verweigern, und die Wissenschaftler mussten die Zentrale immer und immer wieder ausbrennen, bis sie vollständig gesäubert war.
    »Okay alle«, fuhr D’nissan fort. »Alle Personal Comps landen jetzt auch hier drin und dazu überhaupt alles, was irgendeine Form von Memospeicher hat. Damit sind sogar Schlüpfer aus Memorystoff gemeint und alle Schmuckgegenstände mit persönlichen Mitteilungen. Ihr seid alle Wissenschaftler und wisst also genau, was ich meine.«
    Nachdem Mika die Energiezelle herausgenommen hatte, warf sie ihre Schmalpistole in die Kugel. Die Waffe brachte zwar im Hinblick auf Intelligenz kaum etwas auf die Waage, aber es reichte immerhin, um sich mit jeglichem Zielerfassungssystem zu verbinden, das ihr Träger mitzuführen beschloss, und es reichte für die Identifizierung des Eigentümers - und somit auch für die Aufnahme eines Virus oder eines Wurms. Mika verfolgte nun, wie weitere Objekte widerstrebend auf den gleichen Weg gebracht wurden: ein Hemd mit den sich langsam bewegenden Bildern antiker Medienstars; Schmuckgegenstände, die wahrscheinlich holografische Mitteilungen von Lieben enthielten; Handgelenkcomputer, Halscomputer, Knöchelcomputer, Palmtops und Laptops; und sogar ein Paar Stiefel, obwohl für Mika unergründlich blieb, was für eine Art Memospeicher sie womöglich enthielten.
    »Das war alles, Jerusalem«, sagte D’nissan schließlich.
    Jerusalem antwortete: »Die Sensoren zeigen keinerlei datentechnische Aktivität an, obwohl Sie sich darüber im Klaren sein sollten, dass Sie eine Folge weiterer Sondierungen durchlaufen müssen. Falls also irgendjemand irgendwelche Kleinigkeiten übersehen hat… «
    Niemand trat vor. Sie alle wussten genau, in welch tödlicher Gefahr sie schwebten.
    Das war es also letztlich, dachte Mika: All diese Zerstörungen sollten nur verhindern, dass auch nur die Spur einer Infektion die Zentrale verlassen konnte. Welch ein Glück, überlegte sie, dass sich Jerusalems Verfolgungswahn nicht auf die Art Datenspeicher erstreckte, wie ihn Mika zwischen den Ohren hatte - zumindest nicht in dieser Situation. Ihr kam der Gedanke, dass die KI wahrscheinlich von einer nur geringen Gefahr ausging, das Virus, das den Außeninput befallen hatte, könnte genügend stark sein, um auf dem Weg über menschliche Sinne Zugang ins menschliche Gehirn zu finden. Sogar Skellor hatte dergleichen nur mit Hilfe von Dracocorp-Verstärkern

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