Der Messingmann
ich dir nachjage, Anderson Endrik. Unsere Liebesbeziehung hat für meine Begriffe viel zu sporadisch stattgefunden und wurde zu oft dadurch beeinträchtigt, dass ich sehr wohl weiß, wie gern du dich selbst in Gefahr bringst.«
»Das bringt mein Beruf mit sich«, erklärte Anderson. »Das muss nicht weiter der Fall sein.« »Ich kenne nichts anderes.«
»Wir haben über Alternativen gesprochen. Ich habe ein Haus in Bravence. Komm mit mir dorthin.«
Andersons Miene drückte Bedauern aus. »Ich habe Dinge zu tun - ich kann sie jetzt nicht aufgeben.«
Unger warf Tergal einen kurzen Blick zu und wandte sich wieder an Anderson. »Knabenspiele! Ich gebe dir drei Monate, auf mein Angebot einzugehen; danach gehe ich auf andere Angebote ein, die mir gemacht werden.«
Sie tippte mit dem Stachelstock seitlich an die Panzerschale ihres Schweins und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen war. »Drei Monate«, wiederholte sie und schlug dann kräftig mit dem Stachelstock zu. Im Davon stürmen riss das große magere Schwein Vegetationsklumpen aus der Erde.
»Vielleicht erklärst du mir das«, sagte Tergal.
»Sie wünscht sich einen Ehemann«, gestand Anderson.
»Und das ist die große Gefahr, der du zu entrinnen versucht hast?«
Anderson zuckte die Achseln.
Tergal fuhr fort: »Falls ich nicht gesehen hätte, wie du diesen Drittstadler getötet hast… « Er schüttelte den Kopf.
Im weiteren Verlauf des Tages gelangte Tergal zu der Auffassung, dass der Ritter sich lieber darauf konzentrieren sollte, echten Gefahren für Leib und Leben aus dem Weg zu gehen.
Fethan persönlich wäre lieber auf den Planeten hinabgeflogen, als auf dieses Schiff überzusetzen, aber der Befehl dazu war mit großem Nachdruck erteilt worden, und er war so eng mit der ungestümen Schöpfung Jerusalems in seinem Körper verbunden, dass er nur ungern über die möglichen Folgen nachdachte, falls er ihr nicht gehorchte. Während er jetzt das Schiff durch sein Helmvisier betrachtete, wurde ihm klar, dass es uralt sein musste - mindestens Jahrhunderte. Es war ein Kolonialschiff: eines derer, die man vor Erfindung des Runcibles losgeschickt hatte, vor dem Lautlosen Krieg oder der KI-Machtergreifung und vor dem Pradorkrieg - der ersten Begegnung der Menschheit mit feindlich gesinnten Fremdwesen. Dieses Schiff hier hatte mit seinem sehr schlichten Subraum-antrieb wahrscheinlich Äonen gebraucht, um es bis hierher zu schaffen, bis die Siedler aufwachen und aussteigen konnten. »Jack«, sagte er plötzlich, »die Landungsboote!«
»Bitte etwas genauer«, entgegnete die KI.
»Naja, sind sie vielleicht alle mit Fallschirmen abgesprungen?«
Ein Takt verging - in KI-Begriffen geradezu eine Ewigkeit.
»Drei Landungsboote hängen am Zentralrumpf des Schiffes. Vermutlich wurden die Siedler und ihre Vorräte damit auf die Oberfläche gebracht und die Boote anschließend zum Schiff zurückgerufen.«
»Du denkst in KI-Begriffen.«
»Ist das für unsere Zwecke relevant?«, fragte Jack. »Ich bin ein Angriffsschiff, kein Archäologe.« »Das könnte etwas mit der Lage dort unten zu tun haben. Falls keine Rückkehr geplant war, wäre es von den Siedlern bescheuert gewesen, die Landungsboote nicht zu nutzen. Man hätte auch das Mutterschiff ausgeschlachtet.«
»Bitte informieren Sie mich, sobald Sie herausgefunden haben, was passiert ist.« Es gelang Jack, in seinem Ton gelangweilten Sarkasmus auszudrücken.
Während sie dem Schiff näher kamen, gewannen sie eine immer bessere Vorstellung von seiner schieren Größe.
»Es müssen Tausende von Siedlern gewesen sein«, stellte Cento abrupt fest, »und Hunderte Besatzungsmitglieder.«
Fethan erhob keinen Einwand dagegen, aber der Golem fuhr fort: »Ein Schiff wie dieses wurde fast wie ein Frachter konstruiert. Die Siedler fuhren im Kälteschlaf mit, verstaut wie ihre Vorräte. Sogar die Besatzung hat sicher die meiste Zeit tiefgefroren zugebracht und wurde nur geweckt, um die während der Fahrt anfallenden, routinemäßigen Wartungsarbeiten durchzuführen.«
»Wo sehen wir zuerst nach?«, fragte Fethan.
»Einer von Jacks Telefaktoren hat eine Luftschleuse in der Kugelsektion aktiviert.«
»Okay.«
Der Telefaktor klammerte sich an den Rumpf wie ein riesiger Eisenmoskito, dessen Stechrüssel die Energie für die Luftschleuse lieferte, die neben ihm offen stand. Als Fethan und Cento endlich die Schleuse erreicht hatten, gerieten sie in das Licht, das aus einer gestörten Leuchtstofflampe und den
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