Der Messingmann
Verlauf der Nacht keinerlei Rückmeldung erhalten. Nicht mal von Fethan und Cento war irgendetwas gekommen, und Cormac fragte sich, ob sie tot waren oder sich einfach bedeckt hielten, weil sie dort oben auf irgendeine Gefahr gestoßen waren.
Im Licht der Morgendämmerung ging Cormac auf das Gasthaus zu, wobei zwei nervöse Wachleute der Metalleure die Vorhut bildeten. Darrenmann Astier hatte beide Männer angewiesen, genau das zu tun, wozu Cormac sie aufforderte, und nicht länger so schießwütig zu agieren. Sie beide hatten die Gewehre gesichert und sich über die Schultern gehängt und schienen nicht geneigt, sich Astiers Befehlen zu widersetzen - wahrscheinlich weil sie einem Mann gegenübergestanden hatten, der einfach nicht umzubringen war und unter der Haut scheinbar aus Metall bestand. Außerdem hatte sie miterlebt, wie gefährlich die Waffe an Cormacs Handgelenk war. Allerdings auch, weil ihr Darrenmann auf wundersame Weise lebendig zu ihnen zurückgekehrt war. Einer der beiden Wachleute überprüfte immer wieder die eigene rechte Hand und beugte Finger, die noch tags zuvor abgeschnitten im Sand gelegen hatten. Das war eine ganz simple Aufgabe für den Autodok an Bord des Landungsboots gewesen, aber Cormac konnte gut verstehen, wie so etwas weniger…fortschrittliche Kulturen beeindruckte.
An Gant sendete er: Wir werden die hiesige Lage einschätzen, und wir beschränken uns auf genau diese Aufgabe. Skellor zu fangen hat sich von Anfang an als problematisch erwiesen - als jagte man eine Giftschlange in einem Stapel Holz - Und das auch noch mit verbundenen Augen, gab Gant zu bedenken.
Ja, seine Chamäleonware.
Cormac hatte diesen Hinweis im Grunde nicht gebraucht. Er wurde allmählich nervös: Er wusste nicht genug über die hiesigen Ereignisse, und da ihm jetzt die lebenswichtige Ressource der Jack Ketek und ihrer Telefaktoren fehlte, konnte er die Lage nur noch anhand dessen beurteilen, was er hier auf dem Planeten erfuhr. Er hatte die Netzverbindung so eingestellt, dass sie den Code zu knacken versuchte, den Jack den Telefaktoren gegenüber benutzt hatte, aber dabei bestand keine Garantie, dass dies erfolgreich verlief oder dass die Telefaktoren selbst in naher Zukunft wieder verfügbar sein würden.
Als die beiden Männer ihn die Treppe zum Gasthaus hinaufführten, dachte Cormac über das nach, was er sowohl gestern Abend als auch heute Morgen erfahren hatte. Astier und der Mann, der die Finger verloren hatte, erwiesen sich als grenzenlos neugierig: hungrig nach Wissen - ein den Metalleuren anscheinend eingeimpfter Wesenszug. Aber wiewohl Cormac ihre Fragen beantwortete, sondierte und lernte er auch viel.
Die Metalleure waren Menschen vom Standardformat und mussten von der Besatzung des Siedlerschiffs abstammen. Andere Bewohner des Planeten waren adaptierte Kolonisten und eine kleine Anzahl eine Mischung aus beidem - meist Mineraleure, die sowohl in Metalleurs- als auch Kolonistendomänen lebten. Dieser Mangel an Vermischung ging, wie Cormac schnell herausfand, auf eine Haltung ethnischer Überlegenheit auf beiden Seiten zurück. Die Siedler hielten sich zu Recht für überlegen, weil sie robuster waren, obwohl es Cormac erheiterte, als er feststellte, dass sie sich für reine Menschen hielten. Interessanterweise war es die körperliche Unterlegenheit der Metalleure, die sie getrieben hatte, eine technisch stärker entwickelte Gesellschaft auszuprägen, und es lag nicht an ihrer vielgepriesenen geistigen Überlegenheit. Erstaunt war Cormac jedoch, als er erfuhr, dass die weite Verbreitung von Waffen nicht auf Rassenkonflikte zurückging, sondern auf Lebensbedingungen, die bis zu den kürzlichen technischen Fortschritten der Metalleure sehr hart gewesen waren. Und der aktuelle scheinbare Militarismus war direkt von Chefmetalleur Tanaquil angeordnet worden. Jemand hatte diese Persönlichkeit vor Skellor gewarnt, und Cormac hätte wirklich gern gewusst wer. Aber im Augenblick musste er erst mal mit jemandem reden, der Skellor vielleicht tatsächlich selbst gesehen hatte.
»Die Mineraleure Chandle und Dornik?« Die beiden erwarteten ihn an einem Tisch im Speisesaal des Rasthauses. Ihm fiel auf, dass der Mann Dornik ein Volladaptierter war, während die Frau Chandle nur Andeutungen genetischer Adaptation verriet - nämlich jedes Mal, wenn sie mit ihren Nickhäuten blinzelte.
Der Mann schien mit etwas herausplatzen zu wollen, aber die Frau legte ihm die Hand auf den Arm, damit er den Mund hielt, und
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