Der Messingmann
das hieß noch lange nicht, dass er nur eine verdammte Aufzeichnungsmaschine war. Nun dachte er über die anderen, sogar noch gewaltigeren Schlachten nach.
Schiffe - ECS-Schiffe - waren im System aufgetaucht, hatten einen USER eingeschaltet und danach die Jack Ketek angegriffen. Instinktiv dachte er, dass diese angreifenden Schiffe Abtrünnige sein mussten, aber sicher konnte er sich nicht einmal dessen sein. Vielleicht hatte Jack irgendeine Übertretung begangen, und die ECS hatte diese Schiffe entsandt, um ihn zu vernichten? Fethan vermutete, dass nur eine geringe Chance bestand, ein Kriegsschiff wirklich festzunehmen. Wie dem auch sei, das war ein Konflikt, der seine persönlichen Fähigkeiten völlig überstieg, eine Schlacht, in der Schiffe mondzertrümmernde und KI-zerstörende Waffen einsetzten und so ein enormes mörderisches Ballett tanzten, in dem Leben und Tod von Entscheidungen abhingen, für die nur Nanosekunden Zeit war. Vielleicht war unten auf dem Planeten noch ein weiterer Konflikt im Anzug? Wahrscheinlich hielt Skellor sich noch in der Stadt auf und bediente dort den Funklaser, und Cormac näherte sich ihm inzwischen sicher schon. Der Agent musste alles erfahren, was Fethan inzwischen wusste.
Wir müssen die Stadt aufsuchen und sehen, ob wir uns mit Cormac und Gant zusammenschließen können. Vielleicht werden wir mit Skellor schon fertig, ehe es dazu kommt, dass das Killerprogramm da hinten auf dem Schiff seine Falle auslöst.
Vielleicht wäre es besser, sich zurückzuziehen und Skellor kommen zu lassen.
Die Störungen in Centos Signal verrieten Fethan jetzt ebenso wie die eigentlichen Worte, dass man ihn hereingelegt hatte. Du bist immer noch an Bord der Ogygian, nicht wahr?, fragte er.
Es klang jetzt mehr aus der Ferne, als Cento antwortete: Meine Gefühle sind alle nur emuliert, aber trotzdem empfinde ich ein Bedürfnis nach Rache. Skellor muss bezahlen für… ayden, Hou … und… s s…
Wen?
… hat sie verbrannt… sie alle… nicht. . . 50 grausam sein. Wovon redest du ?
Cento sagte noch mehr, aber Fethan verstand nichts davon, da die Übertragung jetzt völlig abbrach.
Was das Aufpassen auf Aufpasser anging, war Vulture der Meinung, dass niemand je eine vergeblichere Übung erfunden hatte. Sie verspürte in ihrem Vogelschädel unglaubliche Langeweile und fing an, die albernsten Sachen zu machen, nur um sich abzulenken. Sleernymphen unter dem Geröllhaufen auf der anderen Seite des Felsvorsprungs, dem Telefaktor gegenüber, hervorzulocken, das war vielleicht nicht die cleverste Idee gewesen, aber wenigstens hatte sie nur wenige Federn eingebüßt. Das gegenwärtige Spiel ging auf Erinnerungen aus ihren frühesten Speicherbänken zurück und stellte eine weitere sinnlose Übung dar, die in ihrer Nutzlosigkeit fast etwas Zen-ähnliches an sich hatte. Nachdem sie ein Gittermuster in die Oberfläche der Felsplatte geritzt hatte - unter Einsatz eines Stücks natürlicher Kreide mit einer reizvollen Grünfärbung, die auf die örtlichen Kupferverbindungen zurückging -, packte Vulture mit dem Schnabel einen Kieselstein, warf ihn nach vorn und stürzte sich in ihr Hickelkasten-Spiel. Schon nach wenigen Minuten fragte sie sich, ob sie die ganze Sache nicht interessanter gestalten könnte, indem sie anstelle eines Kieselsteins eine Sleernymphe benutzte. In diesem Augenblick fiel ein Schatten auf sie.
»Falls deine Tunnel bis hierher reichen«, murrte sie, »warum hocke ich dann hier draußen und passe auf diesen beschissenen Schrotthaufen auf? Eines deiner Pseudopodien könnte das ebenso gut machen.«
Der Drachenkopf über ihr erwies sich als nicht sehr mitteilsam. Er legte sich kurz auf die Seite, um das Hickelkasten-Spielfeld zu betrachten, ehe er sich wieder Vulture zuwandte. »Du magst Spiele.«
»Die Alternative hätte darin bestanden, Däumchen zu drehen.« Vulture breitete die Flügel aus und zuckte mit losen Gelenken die Achseln.
»Ich habe ein neues Spiel, das du spielen kannst. Wenn du gewinnst, stirbst du, und wenn du verlierst, beginnt jemand anders zu leben.«
»Oh, also gibt es für mich nur Pluspunkte«, versetzte die ehemalige Schiffs-KI bitter.
»Tue, was ich möchte, und ich betrachte alle Schulden als beglichen, sodass du frei sein wirst.« Vulture fragte sich zum x-ten Mal, ob sie nicht einfach wegfliegen sollte, war aber nicht so dumm, sich von ihrer scheinbaren Freiheit täuschen zu lassen - zweifellos war irgendein heimliches kleines Programm in ihr versteckt
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