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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Schlange stehen, bevor der Armknochen geschweißt werden konnte. Tatsächlich gehörte sie damit noch zu den Glücklichen, denn dieser jüngste Ausbruch aus dem Subraum hatte neben zahlreichen weiteren Gliedmaßen auch zwei Genicke und eine Wirbelsäule gebrochen, was immer eine etwas längere Reparatur nach sich zog.
    Das Landungsboot drehte sich und krachte seitlich in einen kleinen Hügel, überwuchert mit seltsamen gelb-weißen Gewächsen. Fethan löste den Sicherheitsgurt, ging zur Luftschleuse und hielt sich für einen Glückspilz, weil er nach wie vor am Stück war. Er hatte gesehen, wie ein anderes Boot ungebremst mit dem Bug voran in die Erde gerast und ein drittes in die Stadt gestürzt war, die er zuvor kurz erblickt hatte. Am Horizont sah er nach wie vor die Rauchsäulen vor dem Morgenhimmel aufsteigen, und er hörte gelegentlich das Grollen einer Explosion. Wieder andere Landungsboote waren nicht ganz so heftig aufgeschlagen wie seines, und so vermutete er, dass Skellor eines davon aufsuchen würde, falls er wirklich vorhatte, die Ogygian zu erreichen. Fethan fühlte sich erneut versucht, sich auf die Lauer zu legen und ihm zuvorzukommen, aber nein, er musste Kontakt mit Cormac aufnehmen, den Agenten über die laufenden Ereignisse ins Bild setzen und sich dann neu orientieren.
    Fethan legte den Raumanzug ab und behielt nur einen einteiligen Schutzanzug aus Chamäleonstoff an, schulterte die APW und entfernte sich rasch vom Landeplatz. Er sendete auf codierten ECS-Funkbändern, erhielt aber keine Antwort. Dann probierte er Gants spezielle Codefrequenz und erhielt Verbindung zu einem wirren und feindseligen Etwas, vor dem er zurückfuhr, als hätte er die Hand gerade in ein Wespennest gesteckt. Ihm wurde klar, dass er sich durch Kontaktversuche nur in Gefahr brachte, solange er nicht über die Lage im Bilde war, also stellte er seine Funkversuche ein und schaltete auch jede automatische Antwortfunktion des internen Funkgeräts ab.
    Eine halbe Stunde später war er in Sichtweite zu dem Blutbad, das auf den Absturz eines Landungsboots in die Stadt zurückging. Eierförmige Häuser lagen zerbrochen am Boden, inmitten eines Gestrüpps aus Gerüststreben und eingestürzten Hochstraßen. Einige Häuser leuchteten von innen, während sie verbrannten, aber die größte Feuersbrunst tobte im Zentrum dessen, was nach einem Industriekomplex aussah - die eigentliche Absturzstelle des Landungsboots. Fethan hatte schon seltsame Orte gesehen und war auch nicht zum ersten Mal am Schauplatz einer Katastrophe, aber er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was hier nicht stimmte. Menschen wanderten, scheinbar benommen, umher, was nach einer solchen Tragödie häufig geschah, aber inzwischen war eine Stunde oder mehr verstrichen, und inzwischen hätten irgendwelche Nothilfemaßnahmen angelaufen sein müssen, und sei es auch nur, dass manche Leute Tote oder Verletzte aus den Trümmern zogen. Als ein Fahrzeug auftauchte, rechnete er damit, dass derlei Aktionen beginnen würden, aber es umfuhr die Verwüstung lediglich, setzte die Fahrt aus der Stadt fort und näherte sich ihm dabei.
    In dem Geländewagen saßen etwa fünf Leute, und er zog einen Anhänger mit weiteren Personen und ihren Habseligkeiten. Fethan hob die Hand und ging auf das Fahrzeug zu. Es wich seitlich aus und blieb auf Distanz zu ihm. Er war ein ausreichend alter Fahrensmann, um die benommenen Gesichter von Flüchtlingen in jeder Lage zu erkennen, obwohl er sich doch über die ängstlichen Blicke wunderte, die ihm galten. Ihm fiel auf, dass diese Leute allesamt schwere Kopfbedeckungen trugen und behelfsmäßige Knüppel mitführten. Vielleicht war das eine kulturelle Besonderheit? Bald fand er jedoch den tatsächlichen Grund heraus.
    Ein Blech, beschwert mit dem schweren Eisengerüst, an dem es befestigt gewesen war, drückte eine Frau auf die Erde. Sie war nicht das erste Opfer, das er in solcher Lage zu Gesicht bekam, aber das erste, das sich noch bewegte. Rasch ging er zu der Stelle hinüber, wo ihre Arme unter der Last hervorstanden.
    »Ich hole dich da raus«, erklärte er in schlichtem Englisch -wollte sie einfach nur mit dem Klang der Stimme beruhigen. Eine Antwort erfolgte nicht, aber andererseits hatte sie ihn wahrscheinlich nicht verstanden. Er packte die Kante des Blechs, stemmte es mitsamt dem Gerüst hoch und schob beides zur Seite in ein angrenzendes Trümmergewirr. Die Frau blieb einen Augenblick lang nur auf dem Rücken liegen und zeigte

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