Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
blau-grünen Blitzen. Als der Steinregen vorbeiging wie ein Hagelschauer im Frühling und sich die vier endlich wieder aufrichten konnten, sahen sie Pseudopodien in einer geraden Linie emporbrechen, die direkt auf sie zulief. Dann explodierte in der Nähe förmlich eine ganze Linie aus ihnen, die sich herabbeugten und die vier aus den einzelnen Saphiraugen heraus finster musterten. Anderson fiel auf, dass sich sogar die Frau über die Vorgänge verwirrt zeigte, obwohl sie die Neuankömmlinge doch so zuversichtlich in dieses Reich geführt hatte. Er legte die Hand auf den Griff der Schusswaffe und fragte sich, wie viele von diesen Dingern er wohl niederstrecken konnte, ehe eines ihn zu Staub zermalmte.
    »Was ist das?« Tergal hatte die eigene Waffe gezogen und schwenkte sie von einem der großen flachen Köpfe zum nächsten. Thorn streckte die Hand aus und entwaffnete ihn, wobei man der Bewegung kaum mit dem Blick zu folgen vermochte. »Bist du verrückt?!«, schrie Tergal.
    Thorn betrachtete die Waffe genau und schloss den Sicherungshebel. Dann warf er sie Tergal zu. »Unser Drache hier… « Er deutete auf den Wald aus Pseudopodien. » … könnte dieses andere Ding da hinten wie eine Wanze platt schlagen.« Er deutete mit dem Daumen in Richtung des Droon.
    Anderson nahm die Hand von der Waffe. Drache-erneut im Singular angesprochen. Lafrostens Geschichte erwähnte auch nur eine einzelne Kreatur dieser Art, aber Anderson hatte seitdem Erzählungen von vielen weiteren solcher Tiere gehört, die man Sanddrachen nannte. Während er den Albtraumwald aus fleischigen Bäumen betrachtete, entdeckte er drei, vier, fünf der Kammschädel, die Lafrosten geschildert hatte. Es mussten Hunderte, nein Tausende dieser Kreaturen versammelt sein. Er fragte sich, welche davon seine auserkorene Beute gewesen war, deretwegen er gekommen war.
    Die Frau namens Arden legte die Hände wie einen Trichter vor den Mund und rief: »Was ist los?« Womit sie in alldem Tumult Aufmerksamkeit zu erlangen suchte. Ein einzelner Kammschädel wandte sich ihr zu und schoss dann heran, grub dabei mit dem Halsansatz eine Furche durch den Erdboden. Schon bald ragte er über der Gruppe auf und neigte sich herab, um sie in Augenschein zu nehmen, als musterte er eine interessante Küchenschabe, auf die er beinahe getreten wäre. »Drache, was tust du?«, fragte Arden jetzt in leiserem Tonfall.
    »Die Option, nur zuzuschauen, ist mir genommen worden«, antwortete der reptilische Kopf und studierte sie mit Augen von tiefstem Blau.
    Anderson bemerkte, dass er den Mund aufgesperrt hatte, und klappte ihn schnell zu. Er hatte die wesentlichen Punkte von Lafrostens Erzählung oft wiederholt, aber erst jetzt wurde ihm klar, dass sie nur einen kleinen Einblick in eine andere, deutlich umfassendere Geschichte bot. Er erinnerte sich noch daran, dass der Drache zu Lafrosten gesprochen hatte. Demzufolge war es eine intelligente Kreatur und verfolgte entsprechend eigene Absichten: Sie war nicht einfach eine Märchengestalt - in einem Märchen, das Dimensionen eines Mythos angenommen hatte, sogar für Anderson, der Lafrosten tatsächlich begegnet war. Es war real!
    »Die Option, nur zuzuschauen, ist dir genommen worden? Das ist doch schon länger klar«, entgegnete Arden.
    Der Kopf drehte sich ein kleines Stück weit. »Thorn«, stellte er fest.
    Thorn nickte.
    »Du bist von dem ersten Schiff gekommen, dem Schiff, das angegriffen wurde«, sagte Drache. Anderson bemerkte, dass Thorn mit der Antwort zögerte und vielleicht Sinn und Zweck einer Lüge abwog. Schließlich sagte der Mann: »Das bin ich.«
    »Wer war mit dir an Bord?«, wollte Drache wissen.
    »Ich denke, das weißt du schon«, antwortete Thorn.
    Drache zischte einen Augenblick lang und stellte fest: »Ian Cormac.« Der Kopf schwenkte erneut zu Arden herum, und Anderson fand heraus, dass er bis jetzt noch nie echten Sarkasmus in irgendjemandes Ton vernommen hatte. »Die guten Jungs«, sagte Drache.
    »Was hast du vor?«, erkundigte sich Arden.
    Der Kopf drehte sich nach oben und blickte gen Himmel. »Wellen erzeugen«, sagte er.
    Die Erde bäumte sich erneut auf, und sie alle stolperten. Sie wichen in den Windschatten des Felsbrockens zurück und hielten sich daran fest. Die Pseudopodien in der Nähe stiegen noch mehr in die Höhe, und die Erde zwischen ihnen wurde umgewühlt. Die von den Drachengliedern erzeugten Furchen liefen ineinander, verschmolzen - und breit wie ein Metalleur-haus wuchtete sich der

Weitere Kostenlose Bücher