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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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einen idiotischen Gesichtsausdruck. Dann drehte sie sich auf den Bauch, richtete sich auf Hände und Knie auf und schüttelte sich wie ein Hund. Fethan bemerkte, dass sie Blutspritzer auf dem Kragen hatte und sich irgendeine entsetzliche Kreatur hinter ihrem Ohr festklammerte, obwohl die Frau ansonsten unverletzt schien. Er bückte sich und wollte ihr helfen, aber plötzlich stand sie aus eigener Kraft auf und wandte sich ihm zu.
    »Bist du okay?«, fragte er in der hier benutzten Sprache.
    Sie starrte ihn nur aus blutunterlaufenen Augen an und bewegte die Lippen, als rezitierte sie etwas lautlos. Plötzlich legte sie den Kopf schief und streckte eine zitternde Hand nach Fethan aus. Eine zweite Verstärkerkreatur huschte aus ihrem Ärmel hervor und sprang von ihrem Handrücken auf Fethans Hals. Er spürte, wie sie hinter sein Ohr kletterte und sich dort durch sein widerstandsfähiges Synthofleisch bohren wollte. Die Frau senkte den Arm, wandte sich ab und stolperte davon, wobei sie vor sich hinnuschelte.
    Fethan behandelte Schmerzen als etwas, was er nicht zu erleben gedachte, da sein Körper viel bessere Methoden kannte, um Schaden zu entdecken oder zu diagnostizieren. Er hob die Hand, packte die Kreatur und riss sie los. Jetzt kapierte er. Vielleicht hätte sich das Ding mit der Zeit durch seinen Keramalschädel fressen und schließlich zu dem vordringen können, was von Fethans Gehirn übrig war, das in einem Biogitter steckte und auf einer Temperatur gelagert wurde, die kaum über dem absoluten Nullpunkt lag. Ob das Ding ihn auf diesem Wege hätte übernehmen können, wollte er lieber nicht verifizieren. Er betrachtete die Kreatur forschend: schlüpfrig von Schleim wie ein Käfer im Kuckucksspeichel, zu viele Beine, flacher nierenförmiger Rumpf, viele Bohrschläuche, die aus dem Kopf ragten. Das Ding erinnerte ihn an die parasitären Skoles, mit deren Hilfe man früher das Blut der Teicharbeiter auf Masada mit Sauerstoff angereichert hatte. Er ballte die Faust, zerdrückte es und bückte sich dann nach einer Hand voll Sand, um sich die Schweinerei von der Handfläche zu wischen.
    Als Fethan tiefer in die Stadt vordrang, sprangen ihn regelmäßig Verstärkerkreaturen aus ihren zahlreichen Verstecken zwischen umgestürzten Gerüsten an, wie Zecken, die im Gras lauerten. Sie klammerten sich erst an seine Kleidung, ehe sie zur Kopfseite hinaufkrabbelten. Jetzt verstand Fethan, warum die Flüchtlinge diese Handwaffen mitgeführt hatten, denn bald hatte er selbst ein Stahlrohr aufgesammelt und gewann Übung darin, die Biester mitten im Sprung aus der Luft zu schlagen - als spielte man mit Tomaten Baseball. Inzwischen erwies sich jede einzelne Person, der er begegnete, als Opfer dieser grauenhaften Parasiten. Das sah ganz nach Skellors Werk aus: Es war die Art Verwüstung, wie sie dieser Mann gewohnheitsmäßig zurückließ.
    Während er sich seinen Weg durch die Unterstadt bahnte, bemerkte Fethan allmählich, dass diese Kreaturen -jetzt überall zu sehen - alle in eine Richtung zu treiben schienen. Wenn er diesem Weg in umgekehrter Richtung folgte, fand er womöglich ihren Ursprung - und konnte die Quelle vielleicht sogar stopfen? Hoffentlich war Skellor da schon an Bord eines der Landungsboote und nicht mehr an dieser Quelle. Wie auch immer, Fethan war nicht von dem Schlag, der ein solches Grauen erlebte und nichts dagegen unternahm.
    Das erste Anzeichen ähnelte dem Grollen eines fernen Gewitters. Anderson blieb stehen und hielt nach etwas Ausschau, woran er sich festhalten konnte, da sich das anfühlte, als würde gleich ein wirklich starkes Erdbeben ausbrechen. Bald vibrierte die Erde und schüttelte einen Nebel aus Staub hoch.
    »Scheiße!«, sagte er. Etwas fühlte sich an diesem Beben einfach nicht richtig an. Und bald verstand er den Grund, als kobraähnliche Pseudopodien aus dem Boden hervorbrachen wie ein Albtraumwuchs von Bohnensprossen.
    Es regnete ringsherum Geröll. Anderson sah, wie die Frau einen ausladenden Hut aus ihrem Rucksack zog und aufsetzte und den Rucksack dann diesem Thorn reichte, damit er ihn sich über den Kopf halten konnte. Die vier drängten sich im Windschatten eines Felsbrockens zusammen, der mit Rauchquarzkristallen durchsetzt war, und Staub breitete sich überall in der Umgebung aus. In der Ferne, wo die Pseudopodien zuerst hervorgebrochen waren, rotierte heftig eine mächtige Staubwolke, in der Anderson kurze Eindrücke von weiterer schlangenhafter Bewegung erhaschte, umzuckt von

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