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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Sleernymphe huschte darauf zu, packte die Eichel und schob sie ein Feld weit zur Seite.
    Vulture sagte: »Du kennst die Regeln nicht, Crane. Ich kenne sie, weshalb das auch ein Spiel ist, das zu verlieren mir schwer fallen wird.«

Kapitel Einundzwanzig
    Intelligente Waffen begleiten uns jetzt seit Jahrhunderten, seit den ersten computergelenkten Raketen, Düsenjägern und Kampfpanzern. Als sich die Kriege der Menschen ins Sonnensystem ausbreiteten, stieg die Komplexität solcher Waffen im Hinblick auf Funktion und Intelligenz, bis Dinge entstanden, deren Einstellung ausgebildeten Jagdhunden entsprach, deren Körper jedoch tödlicher waren. Sobald erst mal Gesetze zum Schutz von KI-Rechten erlassen waren, hätte es für Staaten inakzeptabel sein müssen, Kl-geführte Bomben, Raketen oder andere intelligente Maschinen zu schaffen, die sich selbst vernichteten, um einem Feind, das gleiche Schicksal zuzufügen — gleichbedeutend mit KI-Kamikaze. Aber derartige Organisationen hatten schon seit Jahrtausenden Menschen in den Tod geschickt und bewerteten andere Intelligenzen auch nicht höher. Die KI behielten diese Haltung bei, als sie schließlich selbst die Befehle gaben, und erwiesen sich lediglich als schnellere und schlauere Versionen unserer selbst. Die virtuelle Welt spiegelte die reale Welt wider, was sie seit Erfindung des ersten Computervirus tat, und während dieser solaren Kriege wurden Würmer und Killerprogramme mit großem Erfolg eingesetzt. Im Rückblick würde mancher sagen: »Die gleiche Scheiße, nur ein anderer Tag.« Falls das nur so wäre! Leider unterliegen intelligente Waffen einem evolutionären Druck, wie man ihn mit solcher Stärke in der natürlichen Welt nicht vorfindet. Und Tiger haben inzwischen das Revier erobert, das einst den Jagdhunden gehörte. ( Auszug aus einer Rede von Jobsworth)

    Eine Tür öffnete sich in weißer Umgebung, und eine durchsichtige Hand winkte Jack hindurch. König und Sensenmann erstarrten auf dieser Ebene, während sie auf einer anderen Ebene sämtliche Ressourcen mobilisierten, um den Wurm zu bekämpfen, den Aphran gegen sie gewandt hatte. Dann holten die eingebetteten VR-Programme auf, und der Ouroboros teilte sich und griff durch das ewige Weiß hindurch an. Ein riesiges Reptilmaul schloss sich um Sensenmann, begleitet vom Geräusch brechender Knochen. König warf sich rückwärts -auf einen Tunnel zu, der ihn aus einer anderen Richtung heraus aufsaugte. Jack schloss die Tür, und diese Virtualität verwandelte sich in eine gewaltige weiße Perle, die sich über gedämpften Schreien schloss. Dann saugte sich die Perle selbst auf und verschwand mit einem feuchten Klatschen.
    »Zwei Bewusstseinseinheiten«, bemerkte Jack.
    »Durchaus möglich, dass sich dergleichen als tödlich erweist, wenn man nur eine erwartet«, entgegnete Aphran.
    Er wandte sich ihr in einer braunen Virtualität zu, sondierte auf anderen Ebenen und wusste sofort, dass sie die von ihm gewährte Freiheit zu noch viel mehr ausgenutzt hatte. Sie hatte sich jetzt so tief in seine eigenen Systeme eingebettet, dass er sie nie wieder komplett daraus entfernen konnte.
    »Sie werden natürlich entkommen, vielleicht aber beschädigt sein«, sagte er. »Sicherlich werden sie künftig mit virtuellen Angriffen umsichtiger zu Werke gehen.«
    »Sicherlich.«
    »Also müssen wir uns auf eine physische Schlacht vorbereiten.«
    Jack reduzierte seine Aufmerksamkeit auf dieses Gespräch und erhöhte das Gewahrsein seiner selbst, des Schiffes. Er stellte fest, dass automatische Systeme inzwischen die Rumpfrisse geschlossen hatten und die großen internen Strukturen neu ausgerichtet waren. Allerdings lagen noch immer viele Schäden kleineren Zuschnitts vor, und noch viel Vorbereitung war zu treffen. Er aktivierte den Schiffsgolem und auch die unter den Robotern, die robust genug waren, um die konstante Beschleunigung zu verkraften. Mit bedächtigem Tempo arbeiteten sich die Chromskelette und anderen glänzenden Kreaturen durch ihn hindurch und führten Reparaturen durch. Als Aphran ihre Dienste anbot, übergab er ihr fast ohne nachzudenken einen Großteil der Steuerung dieser Kreaturen. Er konnte sich darüber nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen - konnte nicht gegen etwas ankämpfen, was jetzt mehr ein Teil von ihm geworden war, als dies sogar für König und Sensenmann jemals gegolten hatte.
    Vor Jack breitete sich der Gasriese aus wie eine riesige polierte Achatkugel, umgeben vom Schutt der eigenen Entstehung.

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