Der Messingmann
getrocknete Haut neben dem Kapitänssessel stapelte, verfolgte er, wie Skellor die Schmalpistole aus irgendeiner versteckten Tasche zog und auf einer nahen Konsole ablegte - eine weitere, diesmal subtilere Folter. Dann drückte der abtrünnige Biophysiker die Hand auf die Hauptcomputerkonsole. Nach einer Unterbrechung legte er den Kopf in den Nacken und stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Brüllen und Knurren angesiedelt war.
Kapitel Dreiundzwanzig
Von jeher neigt der Mensch dazu, das Andere zu verabscheuen und das Fremde zu hassen, und wie viele jener menschlichen Triebkräfte, die sich direkt aus »egoistischen Genen « herleiten, ist diese leicht zu steuern oder sogar zu verbannen. Die Geschichte der Menschheit bietet zahlreiche Beispiele von abscheulichen Verbrechen, jahrzehntelangen Konflikten und Beinahe-Völkermorden, alles nur durch solche Triebkräfte ausgelöst. Heute müsste es anders sein. Über Planeten gezogene nationale Grenzen findet man nicht mehr; die meisten Menschen sind erkennbar von gemischter ethnischer Herkunft, können ihr ethnisches Aussehen und ihr Geschlecht nach Belieben ändern oder sogar aufhören, Menschen zu sein. Man könnte glatt glauben, dass damit Gründe für den Hass wegfallen. Aber weit gefehlt. Katzenadaptierte finden Nagetieradaptierte widerwärtig, und Letztere sind ihrerseits Schlangenadaptierten abhold - und das aus keinem anderen Grund als einer blassen Widerspiegelung irdischer Raubtier-Beute-Zyklen. Viele Menschen betrachten KIs als Gräuel, und viele verabscheuen sie regelrecht - wie man die eigenen Oberen oder Herrscher von jeher verabscheut. Reinrassige Menschen können Menkis abstoßend finden, und Menkis können reinrassige Menschen als primitive Tiere betrachten. Wollen wir solche Elemente des Hasses loswerden, müssen wir den Wunsch nach ihnen überwinden. Leider ergötzen sich die Leute jedoch an ihrer Bigotterie, ihrer Misanthropie und ihren Animositäten und kleiden sich in sie wie wohl vertraute und heiß geliebte Kleidungsstücke. ( aus »Wie es aussieht« von Gordon)
Tanaquil wäre am liebsten wutentbrannt über den seltsamen alten Knaben hergefallen, weil er Fethan als Teil von Jeelans Tod und jener Katastrophe betrachtete, wie sie die Metalleure befallen hatte. Bedeutete dies jetzt auch, dass Tanaquils Traum tot war, dass der ganze Traum der Metalleure tot war? Würde er jemals auf der Brücke der Ogygian stehen?
Tanaquil hätte das Fremde am liebsten zurückgewiesen -die Außenwelt, die sich in seine Welt einmischte. Aber Tanaquil war gebildet und von scharfer Intelligenz, und da er der Behauptung des Alten glaubte, er hätte das Ende der entsetzlichen Versklavungskreaturen herbeigeführt, konnte Tanaquil dem Zorn nicht gestatten, über die Vernunft zu triumphieren. Somit blieb ihm nur eine Aufgabe.
Ein kurzer Fußweg von dem Haufen der zerschmetterten Leichen führte ihn zu einem verlassenen Metalleurhaus. Er durchsuchte die Vorratsräume darunter und fand zwei Spaten. Ohne eine Frage zu stellen, nahm der Alte den Spaten entgegen, den ihm Tanaquil reichte. Schweigsam kehrten sie zum Schauplatz des Massakers zurück und fingen an zu graben. Aus den treibenden Rauchschwaden trat ein dürrer junger Mann hervor und starrte die Umgebung aus wunden und entsetzten Augen an.
»Sir, was tun wir jetzt?«
Tanaquil hätte ihn am liebsten angeschrien - einfach nur wortlos geschrien.
»Wir begraben sie«, knurrte er.
Weitere Menschen trafen ein, manche, um beim Graben zu helfen, andere mit Waffen, um Schutz vor den Dingen zu bieten, die sich in der Dunkelheit der Unterstadt bewegten, zweifellos angelockt vom Geruch frischen Fleisches. Tanaquil erteilte lediglich kurze Anweisungen. Wer sie nicht mitbekam, führte seine Befehle trotzdem aus, und er führte dies auf einen Restbestand des versklavenden Bandes zurück, das sie alle kürzlich verbunden hatte. Die Leichen mussten vor Einbruch der Nacht begraben oder verbrannt sein, andernfalls hätte es hier von Sleer gewimmelt. Für Tanaquil war diese Arbeit ein unaufhörliches Grauen. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen, und eine Flüssigkeit lief ihm weiterhin fortwährend aus dem Loch hinterm Ohr. Er wollte jedoch Jeelan unter der Erde wissen, geschützt vor harten Mandibeln, und er wünschte sich einen raschen Abschluss, damit er wieder sein Volk regieren konnte. Es war kalt, aber andernfalls … hätte er schlicht versagt.
Zunächst mal grub er einfach, umfangen von einer Albtraumfuge, und dann
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