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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Anderson fand schnell das Gleichgewicht wieder, beugte sich vor und versuchte die Lanze tiefer hineinzudrücken, aber es war, als hätte er ein Messer in einen Baum zu rammen versucht. Der Droon brüllte und warf sich zurück und entriss die Lanze damit beinahe Andersons Griff, weil der Ritter die hintere Ose nicht eingehakt hatte. Er hielt die Waffe jedoch grimmig fest, und Fetzen gelben Fleisches und ein Spritzer einer durchsichtigen Flüssigkeit folgten der Lanzenspitze nach draußen. Dann schlug der Droon die Lanze mit einer Hand zur Seite, und sein Kopf arbeitete wie ein aufrecht stehender Blasebalg, während er Säure zu spucken versuchte, die er einfach nicht mehr aufbrachte. Die Luft war voller brennender Tröpfchen. »Wende dich nach rechts! Dreh dich!«, schrie Anderson Bonehead an und hörte auf, so zu tun, als hätte sein Stachelstock irgendeinen Einfluss auf die Richtung, die das Schwein einschlug. Bonehead hatte inzwischen einen tief gesetzten Angriff mit dem Fresskopf vorgetragen und eines der sekundären Gliedmaßen des Droonen gepackt. Das Schwein ließ jetzt los und wollte zurückweichen, aber der Droon packte es am hinteren Körperende, als Bonehead wegzuspringen versuchte. Jetzt eröffneten Thorn und Tergal das Feuer, und die Kugeln klatschten teilweise in Vanillefleisch und prallten teilweise von Panzerstücken ab. Anderson war inzwischen auf Distanz gegangen und legte die Lanze erneut ein, während Bonehead einmal um die Arena herumlief und damit Andersons Gedanken in die Tat umsetzte, ehe der Ritter sie ausgesprochen hatte.
    Der Droon wandte sich den beiden Schützen zu, ragte turmhoch über ihnen auf, pumpte mit dem Schädel und brüllte dabei. Er konnte Andersons Angriff von der Seite nicht sehen. Der Ritter zielte mit der Lanzenspitze auf eine exponierte Stelle zwischen zwei mittleren Gliedmaßen. »Yaaah!«
    Ein Knacken und Reißen wurde vernehmlich, als zwei Meter Lanze in den Droon eindrangen. Dann fiel unter dem Ritter alles weg. Er bemerkte auf einmal, dass er an der Lanze hing und dabei immer noch an den Sattel geschnallt war, der von Bonehead heruntergerissen worden war. »Scheiße!«, sagte er kurz und bündig. Er versuchte den Sicherheitsgurt zu öffnen, verlor dabei die Lanze aus dem Griff und krachte zu Boden. Etwas knallte heftig auf die Rückseite des Helms, und kleine helle Lichter jagten durchs Blickfeld. Zugleich bekam er kaum noch Luft, fummelte weiter nach dem Sicherheitsgurt und schien ihn nicht finden zu können - und er versank in einem schwarzen Tunnel. Der Droon ragte über ihm auf und stieß grauenhafte keuchende Laute aus, wobei eine inzwischen anders gefärbte Flüssigkeit aus den sechs Mäulern sickerte. Egal - das Monster brauchte jetzt keine Säure mehr, um Anderson den Rest zu geben.
    Auf einmal wandte sich die Kreatur ab. Während Anderson schon die Sinne schwanden, blickte er kurz zur Seite und sah sich selbst, auf Bonehead reitend, den Droon angreifen. Die Bewusstlosigkeit bot ihm eine willkommene Flucht aus dieser Verwirrung.
    Es war, als betrachtete er die Welt durch eine abgedunkelte Linse: eine Fischaugenansicht von wirbelnden Sternen, ein kurzer Eindruck von einem zerstörten Telefaktor und gelegentlich ein Blick auf den zurückfallenden Gasriesenplaneten. Neben ihm hielt Aphran ebenfalls Ausschau, mit ihm in einer Welt gefangen, die von riesigen virtuellen Ausmaßen hätte sein können, in Wirklichkeit aber eine zwanzig Zentimeter lange Raute aus Kristall war, gehalten von schwarzem Metall.
    »Wie ein guter Kapitän wäre ich mit meinem Schiff untergegangen«, sagte Jack.
    »Nicht ganz das Gleiche, aber vielleicht verstehst du jetzt die entsprechende Psychologie.«
    »Ich war vermenschlicht, vollständig mit dem Körper verwoben, den ich als Teil meiner selbst betrachtete, seine Zerstörung zugleich als meine eigene. Interessant. Ich sehe ein, dass Angriffsschiffe so effektiver werden - diese Identifikation mit der benutzten Waffe.«
    »Wobei das Schiff selbst die Waffe ist«, ergänzte Aphran.
    »Dir ist doch wohl klar, dass du zwar unser Überleben arrangiert hast, dass aber in diesem losgelösten Zustand unsere Ressourcen begrenzt sind und wir einige Entscheidungen treffen müssen?«
    »Was für Entscheidungen?«
    »Wir können unser Bewusstsein auf dem aktuellen Funktionsniveau etwa zehn Jahre lang aufrechterhalten und uns dann abspeichern, oder wir speichern uns sofort ab, was dann etwa zwanzig Jahre lang Bestand hat.«
    »So lang. So

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