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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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nachdem er aus seinem Versteck in der Netzverbindung zurückgekehrt war. Kurz erhielt er Einblick in eine Erinnerung seines Entführers: ein Markstand auf einem Planeten, der sich im Prozess der Terraformung befand, ein Plastikkasten mit Stücken, in denen Cormac Dschainatech erkannte, und noch etwas - ein Ei… Cormac verbannte diese Erinnerung in den Speicher. Sie half ihm derzeit nicht.
    »Ich würde angreifen … « , begann er und brach wieder ab, als er für einen Augenblick den Faden verlor. »Du solltest mit Hilfe künstlicher Viren angreifen, von Krankheiten, Seuchen, biologischer Kriegsführung. Du kannst Dinge erschaffen, die Menschen schneller umbringen, als aufgerüstete Immunsysteme, Autodoks oder KI-gefertigte Gegenmittel das verhindern können. Und du kannst virtuelle Ausgaben all dessen gegen die KIs einsetzen.«
    Cormac hatte keinerlei Schuldgefühle, als er dies Skellor sagte. Falls der Mann sich solche Angriffsmethoden nicht schon selbst überlegt hatte, wurde er ernstlich überschätzt. Und außerdem blickte die Polis auf Jahrhunderte Erfahrung in der Vorbereitung auf solche Angriffe durch separatistische Organisationen und im Kampf dagegen zurück.
    »Aber wie sollte ich derartige Seuchen verbreiten? Ich bekäme sie nie an den Biofiltern und Sensoren des Runciblenetzes vorbei.« »Du hast doch ein Schiff.«
    Das Siedlerschiff zeichnete sich jetzt als gebogener Metallhorizont vor den Frontscheiben des Landungsboots ab, und noch während die Schmerzen erneut zuschlugen, hörte Cormac die hydraulischen Anlagen zischen undjaulen, spürte ein Beben im Shuttle und hörte das dumpfe Zugreifen der Andockklammern.
    »Also sollte ich nacheinander jeden Planeten persönlich aufsuchen, um dort biologische und virtuelle Angriffe durchzuführen?« Skellor entfernte die Hand von der Pilotenkonsole, stemmte sich hoch und entfernte sich davon. »Wie viele Welten, denkst du, könnte ich auf diesem Wege angreifen, ehe mir die ECS im Nacken säße?«
    Cormac schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, als zerschlüge ihm jemand einen seiner Rückenwirbel nach dem anderen mit einem Hammer. Er wand sich und wehrte sich, und auf einmal lockerte sich unglaublicherweise die Dschainasubstruktur, die ihn fesselte, und bewegte sich. Hoffnung wogte in ihm auf, als auch die Schmerzen verblassten. Dann sah er, dass Skellor ihn angrinste.
    »Komm mit«, sagte der Biophysiker.
    Cormac stemmte sich aus dem Sessel hoch, und die Substruktur passte sich seiner Bewegung plastisch an wie ein fremdartiges Exoskelett. Er drehte sich um und stieß sich ab, folgte Skellor zur Luftschleuse. Er hatte dabei nicht den Wunsch, sich zu bewegen oder zu gehorchen; es war die Struktur, die ihn bewegte - ein von außen gesteuertes Exoskelett. In der Schleuse stand er reglos da, während Skellor die Türsteuerung unterwanderte. Dann fragte er sich, warum Skellor ihn auf diese Weise lenkte und nicht einfach eine weitere Verstärkerkreatur angesetzt hatte. Skellor hörte seine Gedanken und erklärte: »Dein Körper ist nur eine Maschine, die ich jederzeit neu bauen kann, wenn es mir gefällt. Dein Bewusstsein möchte ich vorläufig unangetastet lassen. Falls ich es vernichtete, wie könnte ich dann dein Leid würdigen?«
    Der Mann log, wie Cormac sofort erkannte, aber dieses Wissen half ihm überhaupt nicht. Die Luftschleuse öffnete sich, und sie stießen sich in den Hauptrumpf des Mutterschiffs ab. Cormas erster Atemzug erinnerte an den trockenen Hauch aus einem rostigen Rohr. Es dauerte nur Sekunden, und er schnappte nach Luft. Nichtsdestoweniger folgte er Skellor zur Kommandobrücke hinauf und stand dabei fortlaufend kurz vor dem Ersticken.
    »Natürlich erlaube ich deinem Körper vorläufig nicht zu sterben, da ich mir die Mühe ersparen möchte, ihn neu aufzubauen«, setzte ihm Skellor auseinander. »Du wirst nicht ersticken, auch wenn es sich so anfühlt.«
    Auf der Brücke zwang Skellor Cormac, den Kapitänssessel von den klebrigen Überresten des toten Mannes zu befreien. Nach wie vor schwer atmend, führte Cormac diese grausige Aufgabe durch und erhaschte dabei kurze Eindrücke von Skellor, wie dieser das krebsartige Narbengewebe an der eigenen Taille begutachtete. Dann blickte der Biophysiker verärgert auf und gewährte Cormac mehr Freiraum. Sofort zog der Agent die Kapuze aus dem Kragen des Schutzanzugs, schloss das Visier und atmete richtige Luft. Skellor war seines Spielchens offenkundig müde geworden. Während Cormac Knochen und

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