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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Luft hinaustrat, wenn das Luftschiff hoch genug flog.
    Eines Tages, entschied Anderson, konnte er mal Unger Salbec fragen, warum Bonehead nach Stones Tod nicht geflohen war, im Gegensatz zu seiner vorangegangenen panischen Flucht, und warum sich das Sandschwein jetzt bereit zeigte, seinen Reiter in den Kampf gegen den Droon zu tragen. Der Ritter vermutete, dass die Antwort etwas mit Intelligenz zu tun hatte.
    Eine Kreatur, die die menschliche Sprache zu lernen vermochte, war kein Tier und verfügte wohl über Motive, die ebenso vielschichtig waren wie die irgendeines Menschen. Möglicherweise war Bonehead das vorangegangene Verhalten peinlich. Wie auch immer, er blieb jetzt unter Anderson standhaft, die Augenstängel wie das Visier eines Gewehrs unterhalb der Lanze ausgefahren, mit der Anderson auf den Droon zielte, als dieser vorsichtig die Arena betrat, für die sich der Ritter entschieden hatte. Anderson musterte jetzt seinen Gegner.
    Die Kreatur stand aufrecht auf zwei Chitinbeinen, die ein zusätzliches Gelenk aufwiesen und in Füßen endeten, welche sich als vielschichtiger Wirrwarr aus nicht zueinander passenden Zehen und Haken präsentierten. Der Schwanz bildete ein Gegengewicht zum ausgestreckten Oberkörper, war mit Panzerschichten gerippt und von eckigem Querschnitt, wobei jedoch die Kanten hervorstanden, jede so scharf wie ein Messer. Auf halber Länge teilte sich der Schwanz in zwei Enden, die durch Gelenke unterteilt waren und so wie zusätzliche Gliedmaßen wirkten. Panzerschichten zogen sich wie Rippen über den Oberkörper, und zwischen ihnen quoll unter dem Druck der übervollen Eingeweide vanillegelbes Fleisch hervor. Unter den Primärarmen saßen zwei weitere Gliederpaare, die entweder als Arme oder als Beine dienten. Die Primärarme endeten in großen zweifingrigen Händen. Hakenreihen zogen sich über die Unterarme bis zu zwei weiteren Fingergliedern an den Ellbogen. Der Hals ragte aus einem schrägen Panzerkragen hervor und bog sich unterhalb des Stufenturmkopfes durch wie ein Schwanenhals. Vier schwarze, zielerfassende Augen zogen sich an der unteren Kopffalte entlang. Sechs Mäuler liefen in abnehmender Breite das schräge Gesicht hinauf bis zum Scheitelpunkt des Schädels, wo die beiden Fernsichtaugen saßen - die leicht vorstanden und krebsähnlich wirkten. Als die Kreatur die Mäuler aufsperrte und deren hell-orangenes Innenleben zeigte, erreichte der Kopf noch einmal die halbe Höhe des restlichen Körpers. Dann zuckte der Schädel herab, wobei nur das oberste Maul aufgesperrt blieb, und die Kreatur erzeugte einen hustenden Laut. Allerdings kam diesmal nur ein Säurenebel zum Vorschein. Anderson klopfte mit dem Stachelstock auf Boneheads Panzer, und das Sandschwein rückte auf den Kriechgliedmaßen vor.
    Ein Stück hervorquellendes Vanillefleisch schien Anderson das beste Angriffsziel. Er wusste aus seinen Studien, dass die Innereien eines Droonen denen eines Sleers ähnelten; das Gehirn war ein wurmförmiges Organ, das sich die gesamte Körperlänge entlangzog, was eine offenkundige
    Schwierigkeit war, falls man das Tier mit nur einem Kopfschuss töten wollte. Wie bei Sleer bestand also Andersons Methode der Wahl darin, so viel innere Verletzungen zu erzeugen wie nur möglich, da der Körper keinerlei besondere Stelle aufwies, um den Droon durch einen dort gesetzten Treffer zur Strecke zu bringen.
    »Ho, Bonehead, ho!«
    Das Sandschwein erhob sich auf die Hauptgliedmaßen und beschleunigte, und für Anderson hatte es den Anschein, dass der Droon erst in diesem Augenblick den drohenden Angriff bemerkte. Er streckte erneut den Kopf und hustete einen weiteren Säurenebel hervor. Dann streckte er die Arme zu den Seiten aus wie ein Ringer, der sich auf den Zusammenprall mit dem Gegner vorbereitete.
    »Ho! Ho!«
    Der Ritter richtete die Lanze direkt aufs angepeilte Ziel. Falls er die Kreatur nicht bei diesem Ansturm tötete, dann würde er ihr sicherlich wenigstens schwere Verletzungen zufügen. Aber natürlich war die Abschlussprüfung einer Ritterfahrt niemals einfach.
    Im letzten Augenblick rammte der Droon Boneheads Panzerschale mit den zweifingrigen Händen. Das Sandschwein kam ruckartig zum Stehen, und der Impuls trieb den Droon fünf Meter weit rückwärts, wobei die Füße des Monsters Furchen durch die Erde zogen. Anderson knallte in seinen Sicherheitsgurt, und der Sattel knarrte beunruhigend unter ihm. Die Lanzenspitze drang in Vanillefleisch ein, aber gar nicht sonderlich tief.

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