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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Dracocorp-Verstärkern, das auf Masada kurz davor gestanden hatte, unter die Lenkung dieses Mannes zu fallen, hatte anfänglich den Eindruck erweckt, eine vollständige Einheit zu sein. Eine weitere Sondierung der Struktur zeigte Skellor, dass es nur eine untergeordnete Zelle war, die bei Eintritt der Reife (jenem Punkt, an dem Dörth absolute Kontrolle über die übrigen Gehirne im Netz erlangt hätte) auf dem Weg über andere Netze an eine autokratische Lenkungsinstanz übergegangen wäre. Zwei solche Zentren existierten, deren Standorte jedoch nur vage bestimmt werden konnten - die beiden Drachenkugeln. Skellor hatte sich natürlich schon für das Gebiet außerhalb der Polis entschieden. Allerdings erstreckte es sich über hundert Lichtjahre, sodass es nicht leicht sein würde, Drache darin ausfindig zu machen. Skellor dachte darüber nach, wie er seine Ziele erreichen konnte. Bislang hatte der nahe liegende Weg darin bestanden, eine Dracocorp-Niederlassung zu finden und von dort aus den Spuren zu folgen, aber die Sonden, die er von Viridian aus in die KI- und virtuellen Netzwerke geschickt hatte, hatten ihm diese Idee schnell wieder ausgetrieben. Drache erwartete, dass Feinde seiner Fährte folgten, und hatte sie deshalb nicht verwischt, sondern unter tausend falschen Fährten versteckt. Der Versuch, über diese falschen Spuren Informationen zu erlangen, erwies sich rasch als riskant, als Skellors Suche die Aufmerksamkeit einiger ernsthaft gefährlicher Jäger-Killer-KI-Programme erweckte, die die gleiche Suche durchführten. Offensichtlich war auch die ECS dringend an Draches Aufenthaltsort interessiert. Nein, Skellor musste auf einen anderen Ansatz zurückgreifen: nämlich Drache über die Verstärker aufspüren, die in diesen Niederlassungen hergestellt wurden und derzeit in Gebrauch waren.
    Die Leitung von Dracocorp war keine Aufgabe, der sich Drache fortwährend konzentriert widmen musste, aber der langsame Aufbau von Lenkungsmacht durch die auf diesem Wege erzeugten Netzwerke erforderte dies sehr wohl. Um die Verbindung aus der jetzigen Distanz zu finden, musste Skellor ein Netzwerk nach dem anderen infiltrieren und der Spur bis ins Zentrum folgen. Noch besser war es, gleich ein Netzwerk zu finden, das diesem Zentrum - und damit Drache - viel näher lag. Während er diesen Gedanken nachhing, bestätigte Skellor die bereits eingegebenen Koordinaten und lenkte die Vulture in den Subraum.

    - Rückblick 7 -
    Aiston vermutete, dass diverse Faktoren im Verstand des Mannes in Wechselwirkung standen: Offenkundig war, dass er desto länger am Leben bleiben würde, je länger das Verhör dauerte. Allerdings würde auch seine Agonie desto stärker werdende länger er es hinauszögerte, die Fragen zu beantworten. Aiston musste also die Agonie des Mannes bis zu dem Punkt steigern, wo der Verhörte in der Hoffnung auf einen schnellen Tod zuvorkommender wurde. Aiston liebte von jeher die Art und Weise, wie seine Opfer reagierten, wenn er die Folter fortführte, nachdem er schließlich erhalten hatte, was er wollte. Das führte zu Entsetzen und einer Art Entrüstung über den Verrat am unausgesprochenen Vertrag zwischen Folterknecht und Folteropfer.
    »Ich weiß seit einiger Zeit, dass Arian meinen Tod wünscht. Das ist kaum eine Neuigkeit für mich, aber ich möchte Einzelheiten erfahren. Für welchen Zeitpunkt plant er einen Angriff auf meine Insel? Wie viele seiner Leute möchte er schicken? Welche Waffen werden sie mitführen?«
    Semper, der am Heck des Fischerbootes kopfunter am Baum hing, plapperte etwas. Aiston fragte sich, wer als Erster auf die Idee gekommen war, dass man, indem man jemanden an den Füßen aufhängte, den Blutdruck im Kopf steigerte und so eine Ohnmacht verhinderte. Erneut führte er die Drahtschere an die Stelle, wo Sempers Hände an die Heckreling genagelt waren, und nach einem knirschenden Schnipsen hüpfte ein kleiner Finger übers Deck.
    »Was hast du noch gleich gesagt?«
    Als Semper aufgehört hatte zu brüllen, sprach er deutlicher.
    »Schickt nicht… seine … Leute …«
    Aiston gab die Drahtschere an Chaldor weiter-die Frau, die so gewandt mit den Nägeln gearbeitet und zuvor Sempers rechtes Auge mit einer rotglühenden Küchengabel ausgebrannt hatte.
    »Was meinst du mit >schickt nicht seine Leute    Semper starrte Aiston mit dem verbliebenen Auge an und brachte hervor: »Heute … vielleicht morgen.«
    Aiston zog

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