Der Metallschwarm
Raumhafensicherheit verantwortlich, Basil.« Sarein sah eine Gelegenheit, das Thema zu wechseln. »Vielleicht hätte ich Bescheid gewusst, wenn du mich auf dem Laufenden halten würdest. Du schließt mich aus. Ich weiß kaum mehr über deine Pläne Bescheid. Wie ich hörte, hast du einen anderen Prinzkandidaten.«
»Einen Königskandidaten.«
Sarein legte Messer und Gabel beiseite. »Siehst du, was ich meine? Davon weiß ich nichts. Ich habe keine Ahnung, von wem du redest. Und deinem Stellvertreter scheint es nicht anders zu ergehen.«
Basils Züge verhärteten sich. »Es sind vertrauliche Informationen.«
»Sollten wir nicht zusammenarbeiten? Wir sind deine Helfer, deine Berater, und wir beide sind ein Paar. Noch immer, denke ich«, fügte Sarein hinzu, als müsste sie sich selbst daran erinnern.
»Glaubst du vielleicht, ich hätte mich mit einer anderen Frau eingelassen?«, fragte Basil amüsiert.
»Nein. Ich habe mich nur gefragt, ob du mich brauchst. Oder sonst jemanden.«
»Ich brauche Leute, auf die ich mich verlassen kann.«
Nach dem Essen tranken sie keinen Kaffee, sondern Clee aus zerriebenen Weltbaumsamen, ein Getränk, das Sarein auf Theroc sehr geschätzt hatte. Sie wusste, dass Basil es absichtlich servierte, als Geste der Höflichkeit. Auf diese Weise versuchte er, Pluspunkte zu sammeln. Doch der Clee erfreute nicht etwa Sareins Herz, sondern warf weitere Fragen auf.
Anschließend liebten sie sich, und für kurze Zeit fühlte sich Sarein wieder wie früher. Basil wusste genau, was sie mochte; er hatte sie also nicht völlig vergessen. Aber die ganze Zeit über hatte sie das unangenehme Gefühl, dass der Vorsitzende nur eine Aufgabe erledigte, einen Punkt auf einer Liste abhakte. Als sie fertig waren, schmiegte sie sich an ihn und dachte daran, wie sie das erste Mal zu ihm ins Bett gekrochen war. Wie viel hatte sich seitdem verändert!
Er schlang die Arme um sie. »Ich muss dich dicht bei mir behalten, Sarein.«
»Ich bin hier, Basil.« Doch sie schluckte und erinnerte sich an ein altes Klischee der Macht, das Basil gern zitierte. Behalt deine Freunde nah bei dir, und deine Feinde noch näher.
Zum ersten Mal fragte sich Sarein, was geschehen würde, wenn sie Basil um Erlaubnis bat, nach Theroc heimzukehren. Was würde passieren, wenn sie zu fliehen versuchte?
Bin ich hier eine Geisel?
65 KÖNIGIN ESTARRA
Die Angriffsflotte der Erde hatte Theroc in Ruhe gelassen, aber die dornigen Baumschiffe blieben im Orbit und hielten nach Feinden Ausschau. Estarra fühlte sich sicher, als sie an Beneto und die anderen Schlachtschiffe der Verdani dachte, die über den Weltwald wachten.
Sie hatte immer gewusst, dass sie auf Beneto zählen konnte. Von den Hydrogern getötet und von den Weltbäumen zu neuem Leben erweckt, war er mehr als ein Mensch, aber immer noch ihr Bruder. Selbst verschmolzen mit einem hybriden Wental-Verdani-Wesen hatte er Therocs Hilferuf gehört und war gekommen, um seine ehemalige Heimat zu verteidigen.
Estarra vermisste ihn sehr. Sie wollte ihren Bruder unbedingt wiedersehen und teilte ihrem Gemahl mit, dass sie Beneto im Orbit besuchen würde. Es behagte Peter keineswegs, dass seine hochschwangere Frau den Planeten verlassen wollte, wenn auch nur kurz, aber es gelang ihm nicht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, und deshalb bat er OX, für Estarra in die Rolle des Piloten zu schlüpfen. Der König verab- schiedete sie, als das heller werdende Licht der Morgendämmerung durchs Blätterdach des Weltwalds drang.
Das kleine Hydroger-Schiff ruhte wie eine Perle auf der theronischen Wiese und sah alles andere als unheilvoll aus. Es funktionierte nach wie vor, doch nur der Lehrer-Kompi konnte seine Systeme steuern. »Es freut mich, Ihnen meine Dienste anbieten zu können, Königin Estarra«, sagte OX. Feuchte Grasschnipsel von der Wiese klebten an seiner Polymerhaut. »Wohin möchten Sie?«
War das ein anderer Ton, den sie in seiner Stimme hörte, weniger förmlich und mehr freundschaftlich? Estarra hoffte es. An jedem Tag bemühten sich Peter und sie, die Wissensbasis des Kompi mit Fakten zu erweitern, und sie fügten Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit hinzu. Estarra lehrte ihn auch das theronische Protokoll, machte ihn mit Traditionen und kulturellen Besonderheiten vertraut und schilderte Anekdoten aus ihrer Kindheit. Sie erzählte Geschichten über ihre Eltern und Großeltern ... und über ihren Bruder Reynald, der beim ersten Angriff der Hydroger ums Leben gekommen
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