Der Metallschwarm
stehen. Dem Maria-Hybriden gelang es, einen zweiten Krieger zu töten, doch der dritte riss ihm den hellen Leib auf. Nikko ver stand nicht, was geschah. Wenn die Domate genetische Informationen von den Menschen »aufnahmen«, die sie verschlangen ... wurden dann auch Erinnerungen transferiert? War das, was er gesehen hatte, tatsächlich ein Echo seiner Mutter?
Auf Befehl der Brüterin trafen drei weitere Krieger ein und nahmen am Kampf gegen den verräterischen neuen Hybriden teil. Die zornigen Klikiss umringten ihn und begannen damit, ihn regelrecht zu zerfleischen. Nikko stöhnte.
Der Motor brummte lauter, aber Tasia hatte noch immer nicht herausgefunden, wie man den Wagen in Bewegung setzte. Die von Schleim bedeckten Klikiss-Krieger kamen näher. Orli trat ihnen in den Weg.
»Was macht sie da?«, rief Robb. »Komm an Bord, Mädchen!«
Mit klarer, aber ungeübter Sopranstimme sang Orli ein Lied. Die Melodie war den Klikiss vertraut ... und klang doch ein wenig anders. Von ganzem Herzen sang das Mädchen »Greensleeves« - auf diese Weise hatte die Brüterin das Lied noch nie gehört. Die Krieger erstarrten, hoben ihre scharfen Gliedmaßen und neigten den Kopf. Orli sang weiter.
Dadurch bekam Tasia die Zeit, die sie brauchte. Endlich brachte sie das fremde Fahrzeug in Gang.
Erschüttert von dem, was er gesehen hatte, nahm Nikko Orlis Hand und zog sie in den offenen Wagen, als der sich in Bewegung setzte. Kaum war Orlis Lied verklungen, stapften die Krieger wieder los, doch inzwischen hatte der Bodenwagen an Fahrt gewonnen.
Nikko und Orli saßen nebeneinander, beide aus unterschiedlichen Gründen wie betäubt. DD schwieg, und Nikko fragte sich, ob auch ein Kompi bestürzt sein konnte.
»Was auch immer wir gerade gesehen haben«, sagte er. »Ich möchte nie wieder einen Blick darauf werfen müssen.«
134 DAVLIN LOTZE
Als die Musik viel eher als erwartet verklang, wusste Davlin, dass er in Schwierigkeiten war. Statisches Knistern kam aus den Lautsprechern, und dann herrschte Stille. Die Käfer mussten die Synthesizerstreifen gefunden und zerrissen haben.
Er hatte gehofft, die Klikiss-Stadt verlassen zu können, bevor das geschah. Davlin schlich durch die düsteren Tunnel und blieb dabei im Schatten, aber auf Dauer konnte er sich nicht verstecken. Mit ihren Fühlern konnten die Insektenwesen Vibrationen entdecken, und vielleicht waren sie sogar in der Lage, ihn zu wittern und seiner Spur zu folgen, als hätte er sie mit Farbe auf den Boden gemalt. Wenn die Brüterin nach ihm zu suchen begann, würden ihn die Klikiss finden.
Er lief los.
Davlin hatte eine Lichtgranate und ein kleines Metallrohr aus dem TVF- Ausrüstungsschuppen für den Notfall behalten. Als Waffen gaben sie nicht viel her, aber sie waren besser als gar nichts.
Er erreichte eine kleine, nur wenige Zentimeter breite Belüftungsöffnung und blickte nach draußen. Auf dem Schlachtfeld fraßen die Llaro-Domate tote Klikiss und nahmen die DNS des bezwungenen Subschwarms für die nächste Teilung auf. Die Brüterin würde sich erneut fortpflanzen, die im Kampf gefallenen Krieger ersetzen und ihren Subschwarm vergrößern.
Ein ganzes Stück hinter den Domaten floh eine Gruppe von Menschen mit einem Bodenwagen der Klikiss. Davlin seufzte erleichtert, und ein Teil der Anspannung wich von ihm. Jetzt wusste er, dass die anderen entkommen waren, dass sie das startbereite Raumschiff erreichen, die Überlebenden bei den Sandsteinklippen retten und Llaro verlassen konnten.
Als er ihnen hinterherblickte, begriff Davlin, dass er keine Möglichkeit hatte, zu ihnen aufzuschließen. In gewisser Weise war es eine befreiende Erkenntnis. Es gab ihm die Freiheit, einen eigenen Weg ins All zu suchen. Immerhin war er Spezialist für solche Dinge.
Das Transportal in der alten Stadt bot die beste Möglichkeit für ihn, den Planeten zu verlassen. Jede andere Welt war besser als Llaro - vorausgesetzt, dort gab es keine Klikiss.
Davlin drang weiter in die alte Schwarmstadt vor. Er wusste, wo sich das Transportal befand, denn immerhin hatte es ihn zusammen mit den Crenna- Kolonisten hierhergebracht. Doch als er sich der entsprechenden Höhle näherte, sah er beunruhigend viele Arbeiter und Scouts in den Tunneln. Das Transportal war nahe, aber vielleicht musste er sich das letzte Stück des Weges dorthin freikämpfen.
Zwei dornige Krieger drehten ihre gepanzerten Köpfe in seine Richtung. Davlin wurde klar, dass die Brüterin seine Präsenz nicht länger ignorieren
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