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Der Metallschwarm

Der Metallschwarm

Titel: Der Metallschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Kontakts brachte Erinnerungen, die das Mädchen verändert und ihm gezeigt hatten, wie sehr es vom Designierten Udru'h manipuliert worden war.
    Wenn ein grüner Priester durch den Telkontakt Informationen weitergab, so ließ sich dieser Vorgang mit einem Kurier vergleichen, der Bericht erstattete. Doch Osira'hs Sensibilität dem Thism gegenüber gab der Verbindung zwischen Mutter und Tochter eine ganz andere Qualität. Ihr Kontakt hatte etwas Einzigartiges. Nira sah dabei mit Osira'hs Augen und gewann den Eindruck, die jahrelange mentale Ausbildung und Kondi- tionierung ihrer Tochter selbst erlebt zu haben.
    Nachdem Mutter und Tochter alles miteinander geteilt hatten, öffnete Nira die Augen und richtete den Blick auf das Mädchen. In dem kleinen Gesicht erkannte sie Jora'hs und ihre eigenen Züge wieder. Immense Liebe für ihre Tochter erfüllte sie, und sie verstand auch den dumpfen Schmerz in Osira'hs Herzen.
    »Ich bin erst acht Jahre alt, Mutter, und ich habe bereits meine Bestimmung erfüllt.«
    Nira zog sich das Mädchen auf den Schoß und wiegte es wie ein ganz normales Kind. »Das glaube ich nicht. Enorme Möglichkeiten liegen vor dir, wie auch vor deinen Brüdern und Schwestern. Aber zuerst können wir eine Familie sein. Ja, eine richtige Familie.«
    Sie erinnerte sich an ihre eigene Kindheit auf Theroc, an die Gesellschaft von Eltern und Geschwistern in der Pilzriff-Stadt. Nach ihrer Rettung war Nira zunächst ohne Kontakt und so verwirrt und benommen gewesen, dass sie erst später vom Tod ihrer Familie beim ersten Angriff der Hydroger erfahren hatte. Der Verlust schmerzte noch immer, fühlte sich aber ir- gendwie nicht ganz real an. Nira bedauerte die lange Trennung und war entschlossen, ihre Familie wieder zusammenzuführen, die Verbindungen zu festigen.
    Sie lächelte. »Wir können uns neue Regeln und Traditionen schaffen.« Nira half Osira'h auf die Beine. »Komm, wir besuchen deine Geschwister.«
    Die anderen Mischlingskinder befanden sich im Sternenobservatorium von Mijistra. Im ständigen Sonnenschein von Ildira benutzten die ildiranischen Astronomen keine Teleskope. Bis zu ihren ersten Schritten ins All hatte kein Ildiraner jemals eine Nacht erlebt. Im fensterlosen Raum des Observatoriums zeigten rechteckige Darstellungsflächen aus Kristall Bilder von Satelliten und im All befindlichen Observatorien. Jeder Bildschirm bot einen atemberaubenden Anblick, wie Fenster, die Ausblick ins Universum gewährten. Nira spürte ein plötzliches Schwindelgefühl, als fiele sie mit dem Kopf voran in einen Stern.
    Filter dämpften die Intensität des Lichts, damit Besucher den Blick direkt auf das brodelnde Sonnenplasma richten konnten. Sechs Projektionsschirme zeigten lodernde Sonnen unterschiedlicher Spektralklassen. Doch eine der berühmten sieben Sonnen von Ildira leuchtete nicht mehr.
    Mit all ihren fünf Kindern beobachtete Nira die Reste des Sterns, der beim Kampf zwischen Hydrogern und Faeros gestorben war. Die beiden Jungen, Rod'h und Gale'nh wirkten zornig und trotzig, während das Interesse der beiden jüngsten Mädchen vor allem den feurigen, noch lebenden Sonnen galt -sie waren zu klein, um die Tragödie zu verstehen, die das Ende von Durris-B bedeutete.
    Nira berührte Rod'hs Schulter. Es war ihr recht schwer gefallen, die Ablehnung Osira'hs Geschwistern gegenüber zu überwinden, waren sie doch das Ergebnis von Vergewaltigungen auf Dobro. Aber im Lauf der Zeit hatte Nira begriffen: Wer auch immer ihre Väter sein mochten, diese Jungen und Mädchen waren auch ihre Kinder. An den Umständen ihrer Zeugung traf sie keine Schuld. Niras Söhne und Töchter waren außergewöhnlich, einzigartig und unersetzlich, und sie liebte jedes einzelne dieser Kinder.
    Das Bild der toten Sonne Durris-B erschien Nira wie eine Narbe im All. Narben ... Sie alle trugen Narben. Jora'h versuchte, sein Reich und Niras Herz zu heilen, und sie würde sich um ihre Familie kümmern. Sie hoffte, dass sie dies alles bald hinter sich lassen konnten.

11 SULLIVAN GOLD
    Sullivans Quartier befand sich in halber Höhe eines kristallenen Turms. Von dort aus beobachtete er die glitzernde Skyline Mijistras und fragte sich, was er schreiben sollte. Der grauhaarige Ekti-Produzent hielt einen Stift in der Hand und klopfte damit auf ein Diamantfilmblatt. Vor ihm lagen bereits mehrere Entwürfe des Briefs an seine Frau. Worte schienen nicht zu genügen, um zu beschreiben, was geschehen war.
    »Liebe Lydia, denk nur, ich bin gar nicht tot!«

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