Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Metallschwarm

Der Metallschwarm

Titel: Der Metallschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er daran dachte, was für ein Gesicht Lydia machen würde, wenn sie diese Worte las.
    Er begann erneut und schrieb einen weitschweifigen, umständlichen Brief, in dem er davon berichtete, was er durchgemacht und welche gefährlichen Situationen er überstanden hatte. »Die Hydroger zerstörten meine Wolkenmine. Wir retteten eine ildiranische Crew, und dann hielt man uns auf Mijistra gefangen.« Er versicherte Lydia, dass er wohlauf war, gut behandelt wurde und keinen besonderen Groll gegen die Ildiraner hegte. Beim Schreiben dachte er voller Sorge daran, was mit seiner Familie geschehen sein mochte. War jemand bei der Hydroger-Schlacht in der Nähe der Erde verletzt worden? Lebten Lydia, ihre Kinder und Enkel noch? Sullivan wusste nicht, wie die Situation auf der Erde beschaffen war. »Der Weise Imperator hat beschlossen, uns heimkehren zu lassen. Falls du mich zurückhaben möchtest.«
    Er schrieb noch zwei weitere Versionen des Briefes und gelangte dann zu dem Schluss, dass er ihn nicht weiter verbessern konnte. Er erinnerte sich daran, dass es ein Brief nach Hause sein sollte, kein literarisches Meisterwerk (was Lydia aber nicht daran hindern würde, seine Grammatik zu korrigieren). »Bis bald. In Liebe. Sullivan.«
    Sullivan sammelte die Diamantfilme ein und machte sich auf die Suche nach Kolker. Er wollte den einsamen grünen Priester erreichen, bevor all die anderen Hanse-Techniker ihre Briefe nach Hause schickten. Kolker würde die Worte dem Schössling vorlesen, wie ein Telegrafist, der eine Mitteilung weitergab. Ein anderer grüner Priester würde den Brief empfangen und ihn an Lydia weiterleiten. Sullivan wäre gern zugegen gewesen, um ihre Reaktion zu sehen.
    In einem der vielen Gärten des Prismapalastes saß Kolker mit überkreuzten Beinen und allein auf einer glänzenden Steinplatte, direkt im Sonnenschein. Eine der sieben Sonnen leuchtete nicht mehr, aber die anderen sechs strahlten zu hell für Sullivan, obwohl er sich inzwischen ans Blinzeln gewöhnt hatte. In den offenen Händen hielt Kolker ein spiegelartiges prismatisches Medaillon, eine Scheibe mit Zeichen am Rand. Wenn er sie bewegte, kam es zu bunten Reflexen.
    Der grüne Priester wirkte besorgt, als Sullivan ihn grüßte und bat, den Brief an Lydia auf die Erde zu schicken. »Ich versuche es natürlich, aber ich weiß nicht, ob es etwas nützt. Dem einzigen grünen Priester auf der Erde ist nur selten Kontakt mit seinem Schössling gestattet. Er steht im Flüsterpalast unter Arrest.«
    »Warum sollte der Vorsitzende seinen grünen Priester isomeren?«
    »Wegen der Regierungskrise.«
    Sullivan nahm neben Kolker auf der Steinplatte Platz und versuchte, es sich bequem zu machen. »Was für eine Regierungskrise? Offenbar gibt es Neuigkeiten, von denen ich noch nichts weiß.«
    Kolker erklärte die jüngsten Entwicklungen, nicht widerstrebend, aber ohne Interesse an diesen Angelegenheiten. Er erzählte von König Peters Flucht und der Konföderation, wies auch darauf hin, dass die grünen Priester ihre Kommunikationsdienste der Hanse verweigerten.
    »Welch ein Durcheinander! Als ob die Droger nicht schon schlimm genug wären. Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?«
    »Es erschien mir nicht wichtig.«
    Sullivan merkte, dass sich der grüne Priester irgendwie verändert hatte. Früher war er sehr redselig gewesen und hatte den größten Teil seiner Zeit in Verbindung mit dem Weltwald verbracht. »Es überrascht mich, dass Sie nicht die ganze Zeit über in den Dachgärten sind und dort durch den Schöss- ling mit Ihren Freunden sprechen, den anderen grünen Priestern.«
    Kolker zuckte mit den Schultern. »Was mir früher so viel Freude bereitete, übt jetzt keinen Reiz mehr auf mich aus. Es ist so, als wären mir Scheuklappen von den Augen genommen worden. Wo ich zuvor eine einfache Mahlzeit gesehen habe, erkenne ich jetzt ein ganzes Bankett, doch ich darf davon nur den gleichen kleinen Teil wie vorher probieren.« Er neigte das Medaillon, und buntes Licht blitzte Sullivan entgegen, veranlasste ihn, sich die Augen abzuschirmen. »Habe ich Ihnen von Tery'ls Bestattung erzählt?«
    »Meinen Sie den alten Mann aus dem Linsen-Geschlecht, der Ihnen von der Lichtquelle erzählt hat? Nein. Ich wusste gar nicht, dass er ein so guter Freund von Ihnen war.«
    »Man legte Tery'l auf eine Plattform aus undurchlässigem Stein, im Innern eines sogenannten Glanzariums. Ildiraner des Salber-Geschlechts brachten

Weitere Kostenlose Bücher