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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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um.«
    »Na fein, bist du also Stimmungskanone. Bitte schön, hier hast du Torte. Setz ich mich wegen Umschauen ein wenig hinaus in Sonne!«
    Ein liebevoller Abschiedskuss wird übergeben, ein Glas Rotwein geordert, der Blick aus dem Fenster hinausgerichtet. Das ist ja kein seltenes Bild: eine Gaststube, ein einsam am Tisch stehendes alkoholisches Getränk und ein einsam davor sitzender Herr.
    Und weil jene Männer, die regelmäßig zum Kalcherwirt kommen und sich an ihren Einzeltischen ein oder mehrere Gläschen gönnen, hier in den Bergen jedem hinlänglich bekannt sind, ist so ein einsamer Fremder natürlich ein Fressen für jemanden, der sich gern samt seinem Gläschen wo dazusetzen würde, dort aber für gewöhnlich nicht recht erwünscht ist. So dauert es nicht lange, und der Metzger bekommt Besuch.
    Aus dem Hintergrund hat sich der Kalcher-Urgroßvater dazugesellt, zaudert nicht lange, nimmt Platz und schaut ebenfalls zum Fenster hinaus: »Die Bäume mögen mich nicht!«
    »Welche Bäume meinen Sie?«, entgegnet der Metzger verwundert. »Den Wald hinter der Piste oder die zwei Tannen vorm Haus?«
    »Na, welche werd ich wohl meinen: die, die grad wachsen!« Langsam sind seine Worte, etwas rau die Stimme, brüchig, sie kippt nach oben, verschwindet kurz und kehrt mit einem leichten Röcheln zurück.
    »Ach so, die!«, bestätigt der Metzger und weiß nicht recht, wie er sich verhalten soll.
    »Die wissen genau, wie’s mich freut, wenn die Sonne auf mein Fenster scheint, und dann strecken sie sich durch, die gehässigen Krüppel!«
    Die Augen der beiden Männer bleiben ein Zeitchen auf den sich im Wind wiegenden Tannen hängen, dann meint der Metzger:
    »Die mögen Sie schon, die Bäume, keine Sorge. Im Winter steht nur die Sonne niedriger!«
    »Und dann strecken sie sich durch, die gehässigen Krüppel!«, wiederholt der Urgroßvater, führt sein Glas Bier zum Mund und nimmt wie zur Bestätigung einen kräftigen Zug.
    »Sehr gehässig, find ich auch. Aber ich versprech Ihnen, die schrumpfen wieder, und in ein paar Monaten werden Sie den ganzen Tag die Jalousien heruntenlassen müssen, weil es sonst zu heiß wird.« Nun trinkt auch der Metzger, und erneut wird ein Zeitchen geschwiegen.
    »So einen Ausblick wünscht sich unsereins, solche Berge! Bei uns in der Stadt nur graue Mauern und bei Ihnen diese Pracht, einfach gigantisch!« Zwei schroffe, durch einen mächtigen Sattel verbundene Gipfel ragen hinter dem Wald hervor und strahlen im Sonnenlicht.
    »Das Bürgljoch holt sich seine Leut!«, ist die Antwort, und dann versinkt der Kalcher-Urgroßvater in seinen Gedanken, starrt unbeirrt in sein Glas und reagiert nicht mehr. Da hat der Metzger längst seinen Rotwein ausgetrunken, taucht ein weiterer Herr mit suchendem Blick in der Gaststube auf und stürmt zum Tisch: »Vater, da bist du ja!«
    Sichtlich erleichtert wendet er sich dem Metzger zu: »Tut mir leid wegen der Belästigung, aber im Alter ist alles nicht mehr so leicht.«
    »Kein Problem, ich bin ja dankbar über die Gesellschaft.« Und dann lernt Willibald Adrian Metzger den wahren Herrn des Hauses kennen: »Freut mich, Sepp Kalcher. Machen Sie bei uns ein wenig Station?«
    »Bis Sonntag!«, bestätigt der Restaurator.
    »Na, da haben Sie ja Glück mit dem Wetter. Sonnenschein und beste Schneebedingungen. Bis halb fünf geht’s noch!«
    »Was?«
    »Das Skifahren. Dann sperren die Lifte zu.«
    »Von mir aus können die jetzt schon zusperren. Skifahren und ich, das ist wie Elefant und Eislaufen!«
    »Und manche kehren nicht mehr zurück aus dem Eis!«, mischt sich eine fast klanglos gewordene Stimme ein.
    »Ist schon gut, Vater, ich bring dich jetzt wieder rüber! Ein paar schöne Tage wünsch ich Ihnen, gehen Sie spazieren, runter in den Ort oder rauf zur Bürglalm zum Beispiel, da gibt’s einen netten Weg. Festere Schuh bräuchten’S halt!«
    Und dann sind sie weg, Vater und Sohn, und der Berg strahlt noch immer im Sonnenlicht, wenn auch nicht mehr ganz so freundlich.

20
    Nur ein paar Schritte im rutschigen Schnee genügen dem Metzger zur Bestimmung seines ersten Ausflugszieles.
    »Gehst du mit spazieren?«, bekommt die in der Wintersonne schmachtende Danjela also zu hören, und alles, was sie in ihrer tranceartigen Glückseligkeit zusammenbringt, ist ein schmunzelndes Kopfschütteln.
    »Dann geh ich eben allein …«, wird erwidert, nur um mit beinah prophetischer Voraussicht fortzufahren: »… gemütlich bummeln, hinunter in den

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