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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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seinem Tablett in einer Reihe ebenso hungriger Wintersportler und weiß nun auch, wie so eine urige Hütte mit dampfender Luft und auf Tafeln geschriebenen Tagesangeboten heutzutage aussieht: eine Selbstbedienungskantine mit weißen Plastiktischen, roten Plastiksesseln und an Schwenkarmen aus der Wand herausragenden Flachbildschirmen. Wie magnetisiert zieht es die Blicke der Gäste auf die ausgestrahlten Werbefilmchen und Musikvideos. Ein Schwarztee mit Rum und ein Topfenstrudel mit Vanillesoße landen auf seinem Tablett, unverschämte 13 Euro 80 Cent in der Kasse und der Metzger an einem Tisch mit Blick hinaus auf die Piste. Wider Erwarten ist der Strudel einwandfrei. So wie das Gedächtnis des Restaurators, denn nicht alles am fortwährenden Wortschwall des Obdachlosen Karl Schrothes war unverständlich. So süß kann das Backwerk jetzt also gar nicht sein, es bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
    Hätte sie gewusst, wie grundlegend sich die Vorstellung der Einheimischen in Bezug auf »ein Stück gehen« von der eines Stadtmenschen unterscheidet, sie hätte dankend abgelehnt, die Danjela, trotz Wildtiererlebnis. Denn kaum haben sie den Eingang in den Wildpark hinter sich, eröffnet sich ein einziges steil ansteigendes, beängstigend weitläufiges Freiluftgehege.
    »Schön, oder?«
    »Unglaublich, so friedlich, fast wie paradiesische Eintracht!«, traut die Djurkovic ihren Augen nicht. Lose verteilt streunen bunt gemischt verschiedenste Arten von Huftieren durch die Gegend: Rot- und Damwild, Mufflons, Esel, Zwergziegen, einige davon in durchaus, zumindest wirkt es auf Danjela so, erschreckender Nähe zu den wenigen Besuchern.
    Das wird sich noch schlagartig ändern. Zuvor aber versucht Danjela kurzatmig zum Thema zurückzukehren:
    »Also, Chef de police, wolltest du ängstliche Frauenzimmer erklären, warum ist Kalcher Erstbesetzung wegen Mord an Axpichl: Was gibt für Gründe?«
    Robert Fischlmeier mustert sie skeptisch: »Bist du also eine Hartnäckige. Aber ist schon recht, ist ja alles kein Geheimnis: Um Gründe geht es hier bei uns nämlich meistens!«
    Er deutet in die Umgebung: »Gemeindegründe, Baugründe, Pachtgründe, Eigengründe, was den Kalcher angeht, sind’s sogar Eigengründe in Südhanglage. So ein Bergrücken steht nicht unbedingt auf die Schnelle im Immobilienteil der Tageszeitung, und wenn man die Skiarena ausbauen will, muss man schon ein wenig Grundstücke sammeln gehen. Da bricht dann ein eingefleischter Biobauer, wie der Horst Kalcher einer war, nicht grad in Jubelstimmung aus. Schon gar nicht, wenn die Skiarena direkt durch seine Almen gehen soll! Seine Nachbarin, die heruntergewirtschaftete Axpichlerin, hat natürlich sofort verpachtet, damit war zumindest gesichert, dass man mit der neuen Schindlgruben-Bahn auf den Berg raufkommt. Die Gondel ist also gebaut worden. Nur mit dem Runterkommen hat es Probleme gegeben, weil man eben, damit das mit dem Skischaukeln funktioniert und vor allem damit man die neue Schindlgruben-Abfahrt bauen kann, die Gründe vom Kalcher gebraucht hat. Ist ja für die Region ein Riesengewinn, wenn der ganze Skizirkus herkommt. Nur, der Kalcher ist stur geblieben. Kannst dir sicher vorstellen: Der ganze Ort war gegen ihn. Dann sind die ersten Gemeinheiten passiert, Viecher sind ihm eingegangen, eine Weide ist verseucht worden, die Abnehmer von seinen Bioprodukten haben ihm nix mehr abgnommen, sogar von einer förmlichen Enteignung war die Rede, was bedeutet, dass man einem Grundstücksbesitzer im öffentlichen Interesse zeitlich begrenzt den Grund abluchst. Einsatztechnisch hab ich da oben die reinste Saisonkarte g’habt, so garstig ist es zugangen, vor allem zwischen dem Axpichl und dem Kalcher. Nur der Thuswalder, der Herr des Skigebiets, dem der Ort den ganzen Umbau zu verdanken hat, hat zu schlichten versucht! Is ein feiner Kerl, der Thuswalder, so wohlhabend er auch is, und sicher, es geht immer ums Gschäft, aber er hilft selbst denen finanziell, die ihm schaden wollen.«
    Da ist sie natürlich erstaunt, die Danjela, wie der stattlich beleibte Fischlmeier trotz Steigung ohne Atemnot erzählen kann.
    »Aber auch der Kalcher hat sich gewehrt, die ganze Umwelt-, Wasserspeicherseen- und Kunstschneeproblematik aufgrollt und sich noch unbeliebter gemacht, als er mit seinen extremen Ansichten ohnehin schon war. Sind ja alles richtige Lieblingsthemen hier. Und dann sind sie losgangen, die Gemeinheiten dem Thuswalder gegenüber: ein Brandanschlag in der

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