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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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überdachten Trögen und einem wartenden, freundlich herüberwinkenden weißhaarigen Herrn erreicht ist, und erklärt in betroffenem Tonfall: »Und dabei ist der Horst mitm Motorschlitten oben aufm Berg verunglückt. A Explosion hats geben … Das Feuer hat man bis runter ins Tal gsehen und dann ist die Lawine abgangen. Schrecklich war das!«
    Kurz bleibt er stehen, nachdenklich wirkt er, hebt die Hand, der ältere Herr winkt zurück, dann setzt er fort:
    »Am selben Tag noch ist die Lisl zurückgekommen und hat ihren Vater nie mehr gsehen. Seither redet sie kein Wort mehr. Jetzt is auch noch der Exfrau vom Axpichl was passiert, wofür der Sepp den Erich selber verantwortlich gmacht hat, und da ist ihm wahrscheinlich endgültig der Kragen geplatzt. So seh ich das. Irgendwann kann man das Leid einfach nimmer ertragen, da braucht alles ein Ventil. Gfunden werden muss er jetzt, der Sepp! Seinen Hut und seine Pfeifen haben wir jedenfalls schon, und auf der Piste gsehen worden is er auch!«
    Nein, das Leben kennt kein Erbarmen, geht es der Djurkovic durch den Kopf. Es pickt willkürlich von zweien einen heraus und zeigt sich ihm mit all seiner Grausamkeit, während der andere vom Himmel auf Erden schwärmt.
    »Und was ist mit Geschichte von Toni Schuster, was ist mit schießwütige Snowboarder samt Einschusslöcher in Wald, was ist mit Alter von Sepp Kalcher?«, will Danjela Djurkovic wissen.
    »Der wird schon über sechzig sein!«, stellt Robert Fischlmeier fest.
    »Und fährt Snowboard!«, meldet sie ihre Zweifel an.
    »Verdammt! Pass auf!«, ist die überraschend heftig ausfallende Antwort, und in der nächsten Sekunde versteht Danjela Djurkovic, warum. Denn am Ende der erreichten Ebene öffnet sich mit einem lauten Quietschen das Eisengitter und beendet schlagartig die hier von dem Vieh zur Schau getragene paradiesische Eintracht. Ein Traktor zieht mit überraschend hoher Geschwindigkeit einen Anhänger den Weg entlang, und warum die Zugmaschine dieses Tempo wählt, ist sofort klar. Hier geht es schlichtweg um die Frage: Wer ist der Erste beim Trog? Das Rot-, das Damwild, die Mufflons, die Esel, die Zwergziegen oder der Traktor mit dem Anhänger voll Futter. Sie ist ja im Grunde eine recht robuste Dame, die Danjela, jetzt aber zeigt sie angesichts der herannahenden Front doch völlig unbeabsichtigt jene Reaktion, die ihrem Willibald immer das Herz höher schlagen lässt. So auch Robert Fischlmeier. Kaum hat sich der weibliche Arm Schutz suchend bei ihm eingehängt, landet seine verschwitzte Hand auf dem dazugehörigen weichen Handrücken. Danjela Djurkovic ist wie erstarrt und das nun dichte Gedränge um sie und das Streitgut ihre geringste Sorge. Streitgut im wahrsten Sinn des Wortes, denn wer Hörner hat, bringt sie zum Einsatz, wer Zähne und wer Hufe hat, auch, in diesem Fall also alle. Wer hier in der Schusslinie steht, kann sich somit bekreuzigen, vorausgesetzt, man hat die rechte Hand dazu frei. Fest drückt Robert Fischlmeier die von ihm umschlossenen Finger.
    »Ja, Fischi! Bist nicht allein gekommen und willst mir wen vorstellen. Kannst dir gar nicht vorstellen, wie mich das freut!« Emsig befördert der weißhaarige, mittlerweile auf den Anhänger gesprungene Herr mit einer Schaufel das Futter in die Tröge. An Danjela gerichtet erklärt er: »So gewünscht haben wir’s dem Robert, dass endlich einmal eine gscheite Dirn anbeißt!«
    Was Danjela als rettenden Anlass nimmt, Robert Fischlmeier die Hand zu entreißen, der vor ihr stehenden Zwergziege energisch auf den Hintern zu klopfen, sich so den Weg frei zu machen und ihren Arm zum Gruß emporzustrecken.
    »Bin ich seriöse Weibchen, nix Dirne!« Wie der Zwergziege klopft sie sich nun selbst auf ihre breiten Hüften: »Maximal Birne. Und bin ich nur Begleitung! Gestatten, Djurkovic, Danjela!«
    Kraftvoll sind die Schaufelbewegungen des rüstigen, sehr eleganten Herrn Mitte sechzig, sonnengegerbt, beinah ledern wirkt seine Haut. Amüsiert steckt er das Werkzeug in den Haufen, dann folgt ein fester Handschlag:
    »Nur Begleitung. Traurig für den Robert, freut mich aber trotzdem: Gestatten, Heinrich Thuswalder.«
    Eindringlich wird Willibald Adrian Metzger, während ihm von vorn die Kunstschneetropfen ins Gesicht peitschen, mit Hauptaugenmerk auf den unübersehbaren Speckgürtel gemustert, dann meldet sich der Bergretter erneut zu Wort: »Hast schon was getrunken, oder?«
    »Alpenkräuter und Tee!«, was natürlich trotz verheimlichter Schnaps- und Rumbeigabe

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