Der Metzger holt den Teufel
noch ein paar Steigerungsstufen wird einfallen lassen müssen.
Es ist Samstag drei Uhr nachts, und der Chef hat sein Diensthandy nicht eingeschaltet.
Blöd sind sie ja nicht, die Bonobos. Bevor oder nachdem sich so ein Zwergschimpanse mit einem seiner Artgenossenin die Haare bekommt oder bekommen hat, schenkt er ihm lieber intensive körperliche Zuneigung. Das glättet die Wogen und bringt Entspannung. Und weil das Erbgut dieser Affen sich kaum vom menschlichen unterscheidet, ist es naheliegend, dass Eduard Pospischill sein Telefon abgedreht hat, gibt ja auch wirklich genug zu versöhnen mit seiner Trixi.
Ins Taxi gehievt hat er sie, die Stiegen raufgetragen, als wären sie frisch verheiratet, ins Bett gelegt, in der Wohnung sofort alle Fenster verdunkelt, sich zu ihr gekuschelt, und dann waren sie beide weit davon entfernt einzuschlafen. Der Pospischill weiter als seine Angetraute. Und ein Geschenk war das für den Eduard, denn was gibt es Schöneres, als wenn von zwei glückerfüllten Menschen auch noch der eine dem anderen beim Schlafen zusehen darf. Nur ist halt das Glück ein Vogerl. So zwitschert es schließlich kurz nach drei, das neuartige schnurlose Gerät mit Digitaldisplay namens Festnetz.
Die Neuigkeiten lassen keinen Zweifel: »Aha, Käthe Henrikshausen!«
Ein sanftes »Eduard« tönt aus dem Schlafzimmer. Einen zärtlichen Kuss samt einem »Du bist mein Engel!« bekommt sie dann noch zum Abschied, und mit seligem Gesichtsausdruck winkt Trixi Matuschek-Pospischill ihrem Ehemann hinterher. Nie mehr wird sie seine Worte vergessen.
Willibald Adrian Metzger will Danjela Djurkovic schlafen lassen. Wenigstens hatte sie es ins Land der Träume geschafft. Ihm und wahrscheinlich auch der Partei einen Stock tiefer war das leider nicht gelungen. Er liebt seineDanjela samt ihrer so wohlgeformten Weiblichkeit. Seit er aber diese Nacht erfahren musste, welche Töne sogar Frauen nach massivem Alkoholeinfluss zu entlocken sind, liebt er sie noch mehr. Selig und vor allem beinah lautlos hat sein Prachtweib neben ihm geschlafen, während Sophie Widhalms zarter Körper im Wohnzimmer Grunz- und Gurgelgeräusche hervorbrachte, dagegen ist ein Braunbärgehege eine Grotte der inneren Einkehr.
Weder der duftende Kaffee noch der herumräumende Metzger kann die beiden Damen wecken. In Windeseile landet eine mit zwei Kopfschmerztabletten dekorierte nette Morgenpost auf dem fertig gedeckten Frühstückstisch, und die Belegschaft des Sanatoriums bleibt allein zurück. Heute ist Samstag, und bei dem, was zurzeit alles unerledigt in seiner Werkstatt herumsteht, wird das ein ganz normaler Arbeitstag. Einzige Ausnahme ist die selbst auferlegte Pause auf seiner Chaiselongue. Mit einer Arbeit will er nämlich endlich fertig werden, bevor er daran verzweifelt, und das ist die mittlerweile zum Zwang gewordene Ratgeberlektüre.
Es sind grauenvolle Erörterungen, die da vor versammelter Runde aus dem Mund der an sich bildschönen Kollegin Irene Moritz den Raum erfüllen. Der Tod fragt nicht nach dem Alter, dem Taufschein, oft nicht einmal nach der Geburtsurkunde. Er wütet nach Lust und Laune, hält dem Atem der Lebenden einen Spiegel vors Gesicht, und erst wenn sich das Glas beschlägt, lächelt er ihnen entgegen: Das ist es, was ich euch nehmen werde, genau das! Er interessiert sich nicht für die Frage: Wer tötet auf derart grausame Weise drei Frauen, zwei in der Blüte ihres Lebens? Der Tod nimmt, was er kriegen kann.
»Alle drei Opfer weisen einen Schnitt an der Kehle auf, die Schnittrichtung verläuft von rechts unten nach links oben, was bedeutet, der Täter ist wahrscheinlich Linkshänder und größer als seine Opfer. Er muss zumindest kräftig genug sein, um eine Dame transportieren zu können, denn wie bei Annabelle Wertheim-Müllner im Wald fehlt auch in der stillgelegten Fabrik jede längere Schleifspur. Wir haben abermals sehr tiefe Fußabdrücke gefunden, die darauf hindeuten, dass das Opfer getragen wurde. Im Fall Annabelle Wertheim-Müllner muss er gleichzeitig das Cello transportiert haben, im Fall Käthe Henrikshausen den Hund, in beiden Fällen deuten die Spuren nicht auf einen zweimaligen Fußmarsch zur Mülltonne hin, was nahelegt, wir haben es mit einem kräftigen Mann zu tun. Einem Mann, der eventuell irgendwo am Körper durch den von Annabelle Wertheim-Müllner abgegebenen Schuss verwundet wurde. Alle drei Damen weisen sonst keinerlei Spuren einer Gewaltanwendung auf, was bedeutet, sie haben ihren Mörder
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