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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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große Welt ist zusammengerückt und die kleine auseinandergedriftet. Paare schicken sich E-Mails vom Arbeitszimmer im obersten Stock ins Wohnzimmer eine Etage tiefer, Kollegen vom eigenen Schreibtisch zum Schreibtisch ein paar Kartonwände weiter, sie selbst, Sandra Kainz, ihrem Nachbarn in die Wohnung nebenan. Menschen hocken vor ihren Bildschirmen, weltweit verbunden und doch ganz allein. Neben ihnen zieht das greif bare Leben vorbei, während sie Teil einer Allgemeinheit werden, die sich selbst nicht mehr wahrnimmt, diesich nicht angesprochen fühlt, wenn ein ERROR77 ankündigt, seine Schule auszuräuchern oder seine Eltern zu zerstückeln. Noch nie war das Aneinandervorbeisehen so einfach wie heute. Sandra Kainz weiß das alles, und doch ist es genau dieses Aneinandervorbeisehen, das ihr das Gefühl gibt, frei zu sein, anwesend und doch nicht bemerkt, lebendig und nicht tot.
    Und der Tod will ihr nun einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was ist mit Kammerton, den ganzen Tag wartet sie vergeblich auf einen neuen Eintrag.
    Am Abend dieses Samstags informiert sie schließlich ihren Nachbarn, sendet ihm alle bedenklichen Dialogstellen und wartet erneut. Dann meldet sich ihr Posteingang:
Bin noch in der Arbeit, hab grad sehr viel zu tun. Bitte, Sandra, lassen Sie sich nicht auf so was ein, da sucht sich einfach so ein Spinner zufällig ein Opfer aus und will provozieren, aus reiner Unterhaltungslust. Solche Idioten gibt es zuhauf. Aber wenn Sie sich wirklich ernsthafte Sorgen machen, gleich ums Eck ist ein Polizeirevier. Rufen Sie einfach dort an. Und jetzt schlafen Sie gut.
    Am Ende der Mail stehen die Kontaktdaten der Dienststelle. Und damit geht es ihr besser. Wie gut es ist, nicht allein zu sein.

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    »M ACH DIR KEINE S ORGEN , daran hast du sicher Spaß!«, war Rupert von Leugendorf also der Meinung.
    Es ist definitiv so, dass ein jeder etwas anderes unter Spaß versteht, und manch einer lacht ja grundsätzlich über alles außer über sich selbst. Sophie Widhalm wäre nicht einmal dann zum Lachen zumute, wenn sie lachen könnte. Denn dass bei den beiden Herren Einigkeit herrscht und wohl auch reichlich Erfahrung darüber bestehen, wie denn so ein Vergnügen mit einer Dame auszusehen hat, daran gibt es keinen Zweifel. Nur äußern kann sie sich dazu nicht mehr.
    Denn vorsorglich hat Rupert von Leugendorf genau in dem Moment ein Klebeband in der Hand, in dem die Berührung Eugen von Mühlbachs an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
    Eisern umklammert er von hinten ihren Oberkörper, während ihr der Mund verklebt wird. Dann ziehen die beiden Herren sie mit der Brust voran gegen einen Baumstamm und verkleben dahinter ihre Hände.
    »Wir spielen nur ein bisschen Indianer, du weißt schon, wir Männer werden ja nie erwachsen. Ist dir das echt?«
    Ein kurzes Rattern ist zu hören. Aus den Augenwinkeln sieht Sophie Widhalm die Klinge eines schwarzen Stanleymessers. Es ist ein kurzer Schnitt, keiner wird jemals bemerken, was damit entfernt wurde. Mit einem tiefen Atemzug lässt Rupert von Leugendorf Luft in seine Lungen strömen und flüstert ihr ins Ohr: »Wie gut es riecht, dein Skalp, kleine Squaw! Und wie schön du bist, wie unglaublich schön, nicht wahr, Eugen.«
    Auf der anderen Seite gesellt sich Eugen von Mühlbach dazu, er wirkt apathisch, seine Augen sind glasig, seine Stimme kraftlos: »Rupert, es, es …«
    »Sei still, Weichei. Du warst von Anfang an dabei und nicht immer nur Zuschauer, also reiß dich zusammen, was soll schon passieren!«
    Dann ist es wieder Sophie Widhalm, in deren Richtung der von Schnaps erfüllte Atem Rupert von Leugendorfs strömt. »Es gibt immer ein erstes Mal, Schätzchen. Außerdem hab ich dir ja gesagt, ich liebe Drückjagden, vor allem das Treiben. Lass dich gehen, dann hast du Freude dran, glaub mir. In jeder von euch steckt eine kleine dreckige Schlampe, das weiß ich doch!«
    »Ja, Sophie, vielleicht macht es dir Spaß«, erklärt nun auch der Mühlbach-Thronfolger zögerlich.
    »Und wenn es dir kein Vergnügen bereitet«, dringt es wieder von der anderen Seite an ihr Ohr, »und wenn du auf die Idee kommen solltest, deine Freudlosigkeit anderen mitzuteilen, ist dein lächerlicher Bruder nicht nur seinen Auftrag hier los, hab ich recht, Eugen, sondern dann mach ich euch fertig, so richtig fertig, das ist ein Kinderspiel! Und glaub mir, kein Mensch wird dir irgendetwas glauben. Wir sind zwei, und du bist allein. Ein Niemand!«
    Aus dem Wald sind Schüsse zu

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