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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Noten, während der Dirigent erboste Verwunderung vorspielt und im Publikum Gelächter auslöst. Ganz frech marschieren die beiden Musiker durch den Mittelgang, an den begeistert dreinschauendenZuschauern vorbei, und verlassen schließlich den Saal. Richtig lustig wird es dann: Der Dirigent und sein immer kleiner werdendes Orchester legen eine darstellerische Leistung an den Tag, da kann sich so mancher hochgejubelte Film- und Fernsehstar zu einem gründlichen Schauspiel-Workshop anmelden. Langsam lichten sich die Reihen, bis schließlich nur noch der Stimmführer der zweiten Geigen und ihm gegenüber der erste Geiger, Viktor Hubertus, vorhanden sind. Mit herrlich gespielter Niedergeschlagenheit hat der Dirigent neben seinem Konzertmeister Platz genommen, umarmt ihn brüderlich und lauscht den letzten Klängen. Und die hört man gut. Je weniger Musiker, desto deutlicher wird, was jeder Einzelne so verzapft. Nicht umsonst haben sich diese beiden Herren an so führende Orchesterpositionen gespielt, und nicht umsonst beendet der Dirigent nun seine Liebkosung. Erstens bekäme er sonst einen Ellbogen in die Dritten, und zweitens ist es eher unwahrscheinlich, dass er zu so einem derart übertriebenen Vibrato, wie es sonst nur betagte Damen während des Sonntagsgottesdienstes mit einem lauthals herausgepressten »Heilig, heilig, heilig« zusammenbringen, seinen Sanktus erteilt hat. Viktor Hubertus lässt sein Instrument singen, als habe er nun erstmals die Gelegenheit, sich als Sologeiger einen Namen zu machen. Energisch wiegt sich sein Körper hin und her, seine Augen sind fest verschlossen, und sein Gesicht zeigt eine herzzerreißende Rührung. Dann hat selbst Joseph Haydn für ihn keine Note mehr, und er muss gehen.
    Zurück bleibt ein frenetischer Applaus, dem sich der Dirigent, dem Publikum zugewandt, anschließt und weiter klatschend seinem Orchester in die Garderobe folgt.
    Eduard Pospischill hat unterdessen seinen Platz verlassen und läuft eilig mit dem ebenso im Stiegenhaus aufgetauchten Homolka die noch menschenleere Treppe hinunter, was den Homolka nicht sonderlich stören würde, wäre der Kommissar vor ihm. So hört er hinter sich ein gehetztes: »Schneller, Schwachmatiker-Jugend!«
    Irene Moritz wartet schon im Dienstwagen. Kurz wird alles besprochen: »So, wie ausgemacht, diesem arroganten Schnösel Hubertus fühlen wir heute auf den Zahn! Nur, bevor wir loslegen: Ist während des Konzerts noch irgendjemandem etwas aufgefallen?«
    »Albert von Mühlbach war hier und nicht, wie alle anderen, auf Jagd!«, bemerkt Herbert Homolka.
    »Das ist mir auch aufgefallen, der hat sich also diese vertrottelte Herumknallerei entgehen lassen, ganz im Gegensatz zur Halbschwester vom Metzger, was ich ja übrigens gar nicht verstehen kann!«
    Irene Moritz mischt sich ein: »Und warum darf eine Frau nicht auch jagen gehen?«
    »Darf sie ja, nur jagt die dort wahrscheinlich einer Lederhose hinterher!«
    Und da haben sie’s jetzt natürlich lustig, die beiden Herren, der Pospischill und sein Ziehsohn, was Irene Moritz zum eigentlichen Thema zurückkehren lässt: »Meine Güte, Männer! Nur: Vielleicht ist Albert Mühlbach ja auch jagen und deshalb hier.«
    Er hat einfach gute Leute um sich, der Kommissar: »Hervorragende Überlegung, Moritz!«
    »Da haben wir dann aber ein Problem, oder seh ich das falsch? Wir können ja zu dritt nicht zwei beschatten!«
    »Können wir, Homolka! Wir müssen nur entscheiden, wer von den beiden der Wichtigere ist, der Hubertus oderder Mühlbach-Neffe! Entsprechend teilen wir uns auf, zwei dort, einer da.«
    Als sich Herbert Homolka angesprochen fühlt, und das freut ihn natürlich, erklärt er selbstsicher: »Wichtiger ist natürlich Viktor Hubertus, dessentwegen sind wir schließlich hier. Und wie man während des Konzerts und vor allem am Ende an seiner Körpersprache deutlich sehen konnte, nicht umsonst. Der glaubt ja tatsächlich, der Rest der Musiker wäre nur anwesend, um ihn zu begleiten.«
    »Alles klar, Homolka, der Mühlbach-Neffe kennt Sie ohnedies nicht, was heißt, Sie hängen sich an den Adelssprössling, wir zwei hängen uns an den Hubertus!«
    Wenig später versteckt sich Eduard Pospischill, belanglos an eine Hausmauer gelehnt, hinter einer Schirmkappe, einem Kapuzenpulli und einem ans Ohr gehaltenen Mobiltelefon, während Irene Moritz mit Kopftuch und Brille auf einer Bank in der Fußgängerzone Zeitung liest. Gegenüber am Würstelstand ordert Viktor Hubertus sein

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