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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Gespräch.
    Fassungslos bleibt er an der Wand stehen, der Willibald. Was bleibt an Hoffnung, wenn man alles zusammenzählt? Könnte Eduard Pospischill freiwillig das Weite gesucht haben? Warum, jetzt, wo mit seiner Trixi wieder alles im Lot ist? Völlig ausgeschlossen, da ist sich der Metzger sicher. Könnte er verschleppt und nicht wie Viktor Hubertus sofort ermordet worden sein? Wozu? Wozu sollte sich der Mörder eine derartige Mühe machen und einer solchen Gefahr ausliefern?
    Abermals läutet das Telefon: »Willibald, hast du schon gehört? Hat mich angerufen Trixi. Ist so schrecklich!«
    »Ja, es ist schrecklich!«, bestätigt der Metzger ganz im Bewusstsein darüber, wie gut es tut, seine Danjela am anderen Ende der Leitung zu wissen. »Danjela, du musst dich jetzt anziehen. Ich komm dich mit einem Taxi holen, wir müssen zu ihr!«

    Trixi Matuschek-Pospischill ist ein einziges Häufchen Elend. Wimmernd kauert sie am großen Wohnzimmersofa in Eduards Fernsehwinkerl und starrt ins Leere. Es sind schaurige Stunden, die Danjela Djurkovic und Willibald Adrian Metzger in dieser Nacht an ihrer Seite verbringen. Lethargisch in sich zusammengerollt, dringt kein Trost zu ihr durch. Erst bei Tagesanbruch gelingt es Trixi Matuschek, ein wenig zu schlafen, und Danjela Djurkovic, immer noch an das Gute zu glauben: »Weißt du, Willibald, muss ja nix gewesen sein selbe Mörder, und Pospischill is nix viel passiert, weil frag ich mich schon: Wo ist Mistkübel?«
    »Ich glaube, es ist der Stadtkanal, Danjela!«
    Um sieben Uhr läutet es an der Tür.
    Es gibt Momente, die möchte man einfrieren, um dem, was im Anmarsch ist, zu entwischen. Man sieht eine Wirklichkeit ungestüm auf sich zukommen und weiß, jeder Schritt zur Seite hält diese Wirklichkeit nicht auf. Sie hat ihr Fadenkreuz auf uns gerichtet, und bereits im Augenblick unserer Vorahnung sind wir Getroffene. Nur der Stillstand der Zeit oder das eigene Ende könnte den Aufprall verhindern.
    Allein das Öffnen der Tür ist dem Metzger bereits Erklärung genug. Plötzlich schwach auf den Beinen, muss er sich an der Wand abstützen. Wenn die Seele zu schreien beginnt, fühlt es sich an wie ein Brechreiz. Eininneres Würgen steigt in ihm empor und drückt ihm den Atem weg. Es braucht keine Worte, und Irene Moritz scheint dazu auch nicht in der Lage zu sein. Mit gesenktem Kopf ist sie nichts weiter als eine farblose Abbildung ihrer selbst, umgeben vom Türrahmen. Alles an ihr wirkt leblos. Gerhard Kogler steht dahinter, seine Hände auf ihren Schultern. Es ist ein Bild, das keine Fragen offenlässt.
    Danjela Djurkovic ist im Vorzimmer aufgetaucht, sie sieht die Szenerie, sinkt auf die Garderobenbank und stößt ein fassungsloses »Nein!« heraus, leise und durchdringend. Dann drängt sich ein markerschütternder Schrei aus dem Wohnzimmer in diese Welt.
    Mit genau dem gleichen markerschütternden Schrei liegt ein Neugeborenes um Luft ringend und hilf los ausgeliefert vor seiner neuen Wirklichkeit. Das Leben hört auf, wie es beginnt. Am Anfang schreien wir selbst, am Ende schreien die anderen.
    Eduard Pospischill wurde am Stadtrand ans Ufer gespült und in den frühen Morgenstunden von einem Läufer gefunden.

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    S ANDRA K AINZ HAT AM S ONNTAG nur einen kurzen Blick hineingeworfen. Von Kammerton war nichts zu lesen. Sicher, sie hätte sich eventuell unter einem anderen Pseudonym anmelden können, nur ist ihr die Lust an einer derartigen Freizeitbeschäftigung etwas vergangen.
    Sonntagabend ist sie dann mit dem Vorsatz ins Bett, diese Seite gar nicht mehr zu frequentieren.
    Heute ist Montag, und alles ist anders. Fassungslos starrt sie auf den Artikel der Onlineausgabe ihrer bevorzugten Tageszeitung, und alles passt mit diesen Berichten zusammen. Die von Kammerton erwähnte Nummer  1 und die beiden anderen. Das kann kein Zufall mehr sein, unmöglich. Sie muss etwas unternehmen:
Loser_Bande
Kotzt mich das an! Schon wieder verloren. Tabellenletzter. Weltuntergang.
Lazarus_komm_heraus
Das ist jetzt aber nicht mehr lustig mit all den aufgeschlitzten Kehlen. Ehrlich! Ich bin auch kein Polizistenfreund, nur da hört sich der Spaß dann auf, wenn so mir nichts, dir nichts ein Hauptermittler ausgelöscht wird, oder?
Wotan7
Nur ein toter Polizist ist ein guter Polizist.
0-8-15
Welch eine originelle Wortspende. Idiot! Da ist ein Geisteskranker unterwegs, und du bist lustig.
Qrz15h
Da muss ich irgendwie gleich an Kammerton denken.
Simsalabim
Genau, er ist der Mörder, Adam und

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