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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Sophie Widhalm ihr Geheimnis für sich behalten hat, obwohl er sich demnächst noch genau das Gegenteil wünschen wird.
    Weiter wird es nicht lange dauern und Rupert von Leugendorf begreifen, dass es ihm an Argumenten fehlt. Zu erdrückend ist die Beweislage.
    Das Erdrückende dran ist unter anderem die Tatsache, dass das Abtasten seines Körpers durch einen Beamten ein Stanleymesser ans Tageslicht befördert.
    »Das ist nicht meins!«
    »Nein, das wissen wir doch, es ist dieses eine, das immer vom Regal eines Baumarktes ganz auf hinterfotzig heimlich in fremde Sakkos springt und sich so bei der Kassa hinausschummelt!«, trifft der Beamte beinah ins Schwarze. Beinah, weil das Messer am Tisch rot ist. Das Rot am Griff ist die Farbe des Plastiks, und das Rot der Klinge wird sich als eindeutig zuweisbares menschliches Blut herausstellen.
    Gemeinsam wird dann von Irene Moritz und Gerhard Kogler der Vorschlag Herbert Homolkas für gut befunden, das erste Verhör des Herrn Leugendorf unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter Missachtung seines Grundrechtes auf einen Anwalt zu führen. Es bietet sich einfach an, wo sie doch gerade alle so nett im Dienstwagen beisammensitzen.
    Herbert Homolka lenkt den Wagen direkt zu der verlassenen Fabrik, in der die Leiche Käthe Henrikshausens gefunden wurde.
    Dann beginnt Irene Moritz das Verhör: »Na, kennen wir uns hier aus?«
    »Ob Sie sich auskennen, weiß ich nicht, ich war hier jedenfalls noch nie. Verdammt, was wollen Sie von mir?«
    »Eine Führung wäre nett, eine kleine Besichtigungstour!«
    »Sind Sie schwerhörig, ich war hier noch nie!«
    »Noch nie! Sie verspüren hier nicht das Gefühl von geraubter Kindheit, gestohlener Jugend?«
    »Was wird das jetzt, eine Therapiesitzung? Sagen Sie mir endlich, warum Sie mich festhalten, ich hab der Schlampe nichts getan!«
    »Leugendorf. Wen immer von den Damen Sie mit Schlampe meinen: Sie sind tot, alle drei. Genauso wie die beiden Herren, denen Sie die Kehle durchgeschnitten haben. Aber beantworten Sie meine Frage: Sie verspüren hier nicht das Gefühl von geraubter Kindheit?«
    »Ich hab niemanden ermordet, hier liegt ein Missverständnis vor!«
    »Missverständnis? Können Sie den Schriftzug dort sehen, sind ja nur zwei Buchstaben, lesen Sie vor!«
    Rupert von Leugendorf schweigt.
    »LD – wofür steht LD, Herr Leugendorf?«
    Rupert von Leugendorf schweigt weiter, jetzt fehlen ihm einfach die Worte.
    »Ich helf Ihnen, LD steht für Leugendorf und bezeichnet das Imperium Ihres Vaters. Und dann finden wir die Leiche der verschwundenen Harfenistin Käthe Henrikshausen, übrigens neben Viktor Hubertus eine ihrer größten Kritikerinnen, gerade hier, in der Mülltonne einer verlassenen Fabrikanlage Ihrer Familie! Blöde Sache, finden Sie nicht auch?«
    Ohne auf eine Reaktion zu warten, nimmt Herbert Homolka nun wieder Fahrt auf und lenkt den Wagen direkt zum Kommissariat.
    Dort wird gemeinsam von ihm und Gerhard Kogler der Vorschlag von Irene Moritz für gut befunden, das zweite Verhör des Herrn Leugendorf sofort durchzuführen und abermals unter Missachtung seines Grundrechtes auf einen Anwalt. Diesmal ist Gerhard Kogler an der Reihe: »Wenn Sie also nicht am Samstag beim Kanal gewesen sein wollen, um mit dem Messer aus Ihrer Tasche, das nicht Ihres sein soll, Viktor Hubertus und Kommissar Pospischill zu ermorden, wo waren Sie dann?«
    »Ich war am Samstag auf Jagd bei den Mühlbachs!«
    »Aber haben Sie nicht gerade vorhin genau das abgestritten?«
    »Ja, das war meine Panik, aber ich hab einen …« Rupert von Leugendorf unterbricht kurz, betrachtet wohl seine ausweglose Situation und korrigiert sich: »…  zwei Zeugen. Fragen Sie Eugen von Mühlbach. Das ist ein Ehrenmann!«
    »Und der zweite Zeuge?«
    »Sophie Widhalm. Aber ich sag ja, fragen Sie Eugen von Mühlbach.«
    »Das werden wir!«
    Das Gespräch dauert nur kurz und bringt ein eindeutiges Ergebnis.
    »Nein, Rupert von Leugendorf war nicht mit uns auf Jagd, mein Vater kann das bezeugen. Er hat Jagdverbot und ist gegen sechzehn Uhr weggefahren. Sophie Widhalm war die ganze Zeit bei mir, bis auf einen kurzen Moment während der Jagd, sie wird das bestätigen. Auch dafür gibt es Zeugen. Jede Menge Zeugen!«
    Durch dick und dünn kann für die dickste Freundschaft also um einiges zu eng werden! Rupert von Leugendorf ist fassungslos, wohl erstmals in seinem Leben.
    »Ich würde vorschlagen, Sie kümmern sich um einen Anwalt.«

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