Der Metzger holt den Teufel
eine kurze Erklärung, dann wechselt eine Visitenkarte den Besitzer: »Rufen Sie mich an, Herr Metzger, wenn Ihnen noch so etwas einfällt, aber umgehend!« Und weg ist sie, die Frau des Gesetzes.
Und jetzt stehen sie hier, Irene Moritz samt ihrer ganzen Truppe, mitten in einem der nobelsten Viertel der Stadt, und warten.
Lange dauert es dann nicht, und in einem schwarzen Sportwagen öffnet das Drücken einer Taste die elektrische Garagentür. Langsam und vorsichtig wird das teure Gefährt durch die enge Einfahrt gelenkt, während eine nicht unerhebliche Zahl hinter Sehschlitzen verborgener Augenpaare klar und deutlich das Ende des Kennzeichens lesen kann: HZ440, dazu der auf der Heckscheibe angebrachte Violinschlüssel.
Vorher wurde gründlich recherchiert: Rupert von Leugendorf, zweiunddreißig Jahre, Sohn von Richard von Leugendorf und Konstanze, geborene Hofer, Schwester der verstorbenen Heidrun von Mühlbach, ebenfalls geborene Hofer. Begnadeter Geiger, phantastische Karriere, immer wieder Unterbrechungen wegen diverser Exzesse, arbeitet sich zurück, wird Ensemblemitglied, dann Konzertmeister eines angesehenen Orchesters, will aber in der landesüblichen Hierarchie derartiger Gruppierungennicht länger die zweite Geige spielen und strebt den Posten des ersten Geigers seiner Wunschformation an, also den Platz von Viktor Hubertus. Nach Offenlegung seiner Ambitionen wird ihm wider Erwarten sogar die Aufnahme in diese edle Truppe verwehrt, ebenso wie, so stellt sich heraus, der Zugriff auf Galina Schukowas jungfräulichen und Annabelle Wertheim-Müllners bereits von einigen Musikerkollegen frequentierten Schoß, und das trotz kostspieliger Aufwartungen, was dazu führt, dass Rupert von Leugendorf verbittert dem Thema Orchester endgültig den Rücken kehrt.
»Das war dein letzter Auftritt außerhalb der Knastmauer, ab jetzt bist du Frischfleisch«, erklärt Irene Moritz, während sie die Autotür zuschlägt, im Laufschritt ihr Mädchen aus dem Halfter zieht, gerade noch durch die sich schließende Garagentür schlüpft und die besorgten Rufe Gerhard Koglers ignoriert. Sorge, die eher dem Verdächtigen gilt: »Darf ich Ihnen beim Aussteigen helfen?«
Das Gesicht des verdutzt auf blickenden Rupert von Leugendorf verdeutlicht Irene Moritz, dass ihr Angebot sehr ernst gemeint ist. In bester Verfassung scheint er nämlich nicht gerade zu sein, was für sie bedeutet: Viel Platz, um sich in dieser miesen Visage zu verewigen, bleibt ihr da nicht.
»Was machen Sie da herinnen? Obwohl, ein hübsches Mädchen hat bei mir immer Zutritt!«
Beschwerlich müht sich Rupert von Leugendorf ein kleines Stück aus dem Wagen, und weil er gerade vom Zutritt eines hübschen Mädchens gesprochen hat, erklärt Irene Moritz: »Na, das trifft sich hervorragend, ich hätte da nämlich ein ganz besonders wohlgeformtes Exemplar für Sie. Darf ich vorstellen!«
Mit einem vielversprechenden Knacken landet der Griff ihrer Pistole am rechten Backenknochen des Herrn Leugendorf und dieser zurück am Fahrersitz.
»Jetzt öffnest du das Garagentor, sonst vergess ich mich!«
»Diese Schlampe lügt, ich hab Zeugen! Das wird Folgen für Sie haben, das versprech ich Ihnen!« Und da meint er natürlich jemand völlig anderen als Irene Moritz.
Die muss weder ein Wort verstehen noch ein weiteres hören, um ihr Mädchen zu entsichern, mehrmals in die Luft zu schießen und den heißen Lauf ihrer Waffe dem brüllenden Rupert von Leugendorf in die offene Wunde zu bohren.
»Folgen, meinst du! Folgen wirst du nur noch dem Licht, das dich jetzt durch einen schwarzen Gang direkt in die Hölle führt!«
Nur Gerhard Kogler, der sich mit seinen Kollegen in weiser Voraussicht durch ein Fenster Zutritt verschafft hat, bewahrt Rupert von Leugendorf vor einem frühzeitigen Abgang und Irene Moritz vor dem schwersten Fehler ihrer Lauf bahn.
Zärtlich legen sich seine Hände auf die Schultern seiner Herzdame: »Irene, mach keinen Blödsinn, dazu sind wir nicht Polizisten geworden. Er wird seine gerechte Strafe bekommen!«
»Diese Schlampe lügt! Ich hab nichts getan, fragen Sie Eugen oder den Freiherrn von Mühlbach höchstpersönlich, verdammt. Ich war auf dieser Jagd nicht dabei!«, wimmert Rupert von Leugendorf.
Herbert Homolka ergreift ihn, legt ihm Handschellen an und bringt ihn zum Dienstwagen, während Irene Moritzeinfach nur schweigend in der Garage neben Gerhard Kogler stehen bleibt.
Es dauert nicht lang, da begreift Rupert von Leugendorf, dass
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