Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
Dr. Maier angeht. Bin ich ein Vermittlungsbüro, ein Partnerinstitut?
Seine Büronummer können S’ von mir haben, und für mehr müssen S’ ihn schon selber treffen. Wobei ich Ihnen einen guten Rat gebe, Schulze:
Lassen S’ den Maier in Frieden. Das ist eine hochrangige Persönlichkeit und hat mit der Angelegenheit garantiert nichts zu tun.
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Das is mir auch Blunzen, dass Dr. Maier aus Ihrer Sicht vielleicht wichtige Hinweise hat. Außerdem, wie soll das gehen: Ihre Sicht? Net amal Superman sieht von dem Dreckskaff dort oben, in dem Sie hocken, bis zu uns herunter. Sie kennen sich hier nicht aus!
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Es ist mir auch Blunzen, dass Sie das Gefühl haben, wir hätten noch gar nicht mit den Ermittlungen begonnen.
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Sie können sich gern an meinen Vorgesetzen wenden, das wäre dann übrigens ich.
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Das is mir scheißegal, dass ich nur die Vertretung bin. Ich bin trotzdem der Chef hier, und der bleib ich auch, alles klar. Meine Vorgängerin, die Moritz, hat jetzt das erste Kind, dann wahrscheinlich bald das zweite, und dann bekommt sie hundertpro ihre Versetzung in den Innendienst, so, wie sich das gehört, dafür werd ich mich schon einsetzen. Was soll eine Firma mit jemandem auch anderes anfangen, der nach jahrelangem Windelwechseln und …
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Nein, Schulze, ich hab keine Frau.
–
Was heißt, das können Sie sich vorstellen, so prähistorisch und frauenfeindlich, wie ich daherred! Was fällt Ihnen ein, mich hier zu beleidigen …
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Ich kann sehr gut einstecken, besser sogar als austeilen, und wissen Sie, warum? Von mir bekommen Sie nämlich genau nix. Wie Sie an Dr. Konrad Maier herankommen, ist Ihr Problem …
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Nein, ich weiß nicht, was Sie alles können, Schulze! Ich weiß nur, was Sie mich alles können …
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Na, dann rufen S’ eben den Minister an, das is ja eh ständig wer anderer.«
Dann wird er kalt, der Leberkäs, und Josef Krainer starrt zum Fenster hinaus. Verdammt, er muss eine Partnerin finden, irgendwer muss doch auch für ihn zu haben sein.
Man mag es ja kaum glauben, aber sogar dieser Waschlappen Metzger hat wen gefunden, wenn auch nur eine dahergelaufene, verwitwete Ausländerin. Und dieser Trampel Irene Moritz hat auch wen, sogar einen Kollegen, dem er tagtäglich in sein stolz grinsendes Jungvater-Gfries schauen muss, ohne ihm die Nase brechen zu dürfen. Zum Kotzen ist das alles.
»Es ist einfach nur ungerecht, dieses Leben!«, teilt Josef Krainer lautstark dem leeren Raum mit, knüllt die restliche Leberkässemmel ins Papier, zerquetscht die Kugel so lange in seiner Hand, bis es ihm links und rechts das Fleisch herausdrückt, und erhebt sich.
Eines ist jedenfalls sicher: Nächstes Wochenende feiert er seinen kommenden Sechziger, und vielleicht geht sein einziger Wunsch in Erfüllung, vielleicht ist ein Frauenzimmer für ihn dabei. An Besuchern sollte es jedenfalls nicht mangeln, denn all jene werden antanzen, die sich aufgrund seines enormen Hintergrundwissens nicht nein sagen trauen.
Es wird also ein großes Fest, und ja, da traut er sich, wetten, auch Dr. Konrad Maier wird kommen.
Der Rachegott und die Harley
Es wird also Ball gespielt.
Und weil so ein versehentlich auf Kopfhöhe in die Schirmreihen gekicktes Geschoss Jahrzehnte hindurch beim Einschlag in diversen Liegestuhlinsassen wahrscheinlich ein bisschen zu viel an nachhaltiger Tiefenentspannung zur Folge hatte, gleicht die Flugbahn der sich an Stränden zugespielten Pässe aktuell eher der Glockenkurve als der Geraden, sprich: Volleyball.
Annehmen, abspielen, aufspielen beziehungsweise taktisch möglichst sinnvoll ins gegnerische Feld schmettern, all das mit einer einzigen Berührung. Kickerhelden werden zu Witzfiguren, die ansonsten von den Kickerhelden als Statisten diskriminierten Mitschüler zu Ballkünstlern. Der Rachegott ist eine aufgeblasene Kugel. Und er kennt sie nicht, die zweite Chance. Wer scheitert, schadet der eigenen Mannschaft und beschenkt den Gegner.
Und dieser Gegner ist nicht zu spüren, sondern nur zu sehen, gegenüber steht er, in Kampfaufstellung angetreten. Von Treten, der wohl größten Freude aller Liebhaber des Fußballsports, kann also keine Rede sein. Innerhalb der Grenzen eines Volleyballfeldes verirrt sich für gewöhnlich keine Schuhsohle ins Gebein, kein Knie ins Gedärm, kein Ellbogens ins Gesicht, außer natürlich:
A: Zwei Erzrivalen begegnen einander gerade zufällig Rücken an Rücken am Netz.
B: Der Schiedsrichter steigt nach einer groben Fehlentscheidung
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