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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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doch alles jut!«
    »Stimmt, ist alles gut«, erklärt sie, ringt sich ein Lächeln ab, gibt Rudi einen Kuss und geht davon. Hektisch springt Frau Würtmann auf: »So warte doch!«

    Zurück bleibt ein betrübter Noah, und nichts liegt seiner Umgebung nun offenbar mehr am Herzen, als ihn aufzumuntern.
    Lange dauert es nicht, und es kommt ins Rollen, das Wundermittel gegen männlichen Kummer aller Art:
    Der Ball. Lämmer werden zu Wölfen, Feinschmecker zu Aasfressern, vergeistigte Köpfe zu hohlen Birnen, was wiederum eine Ausgrabung ans Tageslicht befördert:
    Das Kriegsbeil.

Triple A und der Minister
    »Einsamer Wolf reißt Lamm«, lautet die Schlagzeile der Tageszeitung, mit der Josef Krainer, die Füße auf den Tisch gelegt, in seinem Büro sitzt, seine mittägliche Leberkässemmel verschlingt, und es geht ihm dreckig dabei. Verdammt dreckig. Nicht, weil ihm das erjagte Schäflein jetzt leidtäte, sondern der Wolf. Genauer gesagt, der einsame Wolf. Dieses einsam bedeutet: Er steht im Abseits, es geht ihm wer ab: sein Rudel, seine Familie, seine Einheit. Es muss folglich einen Grund geben, warum er allein durch die Gegend streift und Huftiere zerfetzt. Wo sind die anderen? Im Zoo? Im Schlafzimmer als Bettvorleger? Wo? Rudeltiere, wie auch der Homo sapiens eines ist, sind Teil einer Gemeinschaft. Das gilt selbst für den Eremiten, der ja überhaupt erst durch die Existenz der anderen, von denen er sich zurückzuziehen versucht, zum Eremiten wird.
    Das alles weiß Josef Krainer, er weiß sogar, dass Homo sapiens der einsichtige, weise Mensch bedeuten soll. Er versteht nur nicht, warum grad er von lauter Idioten umgeben sein muss, also von wegen Weisheit, warum ihn die Mitarbeiter seiner Dienststelle meiden, warum es bisher keine Frau länger als drei Jahre bei ihm ausgehalten hat und er mit seinen bald 60 Lenzen immer noch solo lebt. Dank der vielen von ihm behandelten Fälle und der Unzahl an Personen, die Dreck am Stecken haben, was heißt Stecken, vom Scheitel bis zur Sohle muss es heißen, die er also auf Anhieb Kopf voran eintunken könnte bis zur Ferse, besitzt er doch alles, was aus seiner Sicht ein Frauenherz begehrt:
    Eine kleine, aber feine Wohnung mit Blick über die Stadt, ein Verständnis für die Umwelt samt funkelnagelneuem VW-Golf Rabbit BlueMotion, eine komplett erneuerte Küche auf dem höchsten Stand der Technik, sogar die Waschmaschine hat er austauschen lassen, logischerweise wie sein Heimatland mit höchster Effizienzklasse, sprich AAA-Qualität. Das muss so einem Weibsstück doch gefallen, verdammt noch mal. Gefallen, genau! So wie eben auch er sich gefällt, völlig egal, um welche Uhrzeit ihm ein Spiegel in die Quere kommt.
    Alles Humbug, diese »Liebe dich selbst, dann lieben dich auch die andern«-Psychoratgeber. Mehr selbst lieben wie Josef Krainer kann sich ein Mensch gar nicht. Josef Krainer ist also am Ende mit seinem Latein.
    Äußerst unrund und hundemüde beißt er in seine Leberkässemmel und greift trotz Mittagspause zum Telefon:
»Hier Krainer!

Ja, Schulze, was für eine Überraschung!

Genau, ich hab mir an Ihnen ein gutes Beispiel genommen und Ihre Nummer aus meiner Kontaktliste rausgelöscht. Man muss eben haushalten mit dem SIM-Karten-Speicher. Was kann ich für Sie tun?«
    Ein großer Brocken Leberkäs landet nach einem geschockten Aufhuster auf der Plastikauflage des Schreibtisches, die Füße schnellen zu Boden, Josef Krainer ist hellwach:
»Ja, ich bin noch dran, Schulze. Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst? Dr. Konrad Maier, sagen Sie. Ja, sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Was wollen Sie von dem?

Was soll der bitte mit Ihrem toten Kollegen zu tun haben? Es tut mir ja leid, dass jemand Ihre Landsleute bei uns im Sand verscharrt und ihnen Mozartkugeln ins Aug presst, aber …

Schulze, jetzt passen Sie einmal auf. Ihr Ex-Häftling Heinrich Albrecht war in meiner Stadt, wurde, so viel wissen wir schon, auf Versteigerungen gesehen und hat dort ordentlich mitgeboten. Mit welchem Geld, frag ich mich. Wenn ich mir seinen Lebenslauf so anschau, wird er da nicht zum Spaß gewesen sein …

Kriminelle bringen Kriminelle um, wissen Sie, was das ist: Wunderbar ist das. Selbstreinigung.
Und wenn Sie glauben, hier aufkreuzen zu müssen, Schulze, nur weil die Leich denselben Pass hat, dann täuschen Sie sich. Bleiben’s daheim. Wir erledigen das.
Sind wir jetzt Kollegen oder nicht? Man kann sich ja schließlich gegenseitig helfen …

Nicht, was

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