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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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erleichterter Handgriff, kurz darauf der erste Traubenzucker in Dollys Mund, dann der Vorschlag, nein Befehl: »Lass ich dich sicher nix mehr zurück allein in diese stickige Loch, kommst du zu uns«, dann das Vorstrecken der Hand: »Und bitte sagst du Danjela!«
    »Danjela«, nimmt Dolly die Hand und das angebotene Du dankend an, »ich muss aber noch ein wenig ausruhen und dann schleunigst was essen!«
    Und jetzt kommt er zum Einsatz, der Metzger, denn Danjela ist keineswegs einverstanden mit dem Vorschlag, eine bildschöne, ermattete und somit wehrlose junge Dame allein auf einem verdreckten Häusel, vor dessen Tür bereits eine drängende männliche Blase Aufstellung genommen hat, ausruhen zu lassen. So also wird der Restaurator beauftragt, Dolly im wahrsten Sinn des Wortes unter die Arme zu greifen und ihr einen Ortswechsel zu verpassen. Und weil der Nachtexpress gerade alles andere als ruhig läuft, läuft auch der übermüdete Metzger mit Dolly im Arm weniger wie eine Kegelkugel die Bahn entlang, sondern wie eine Billardkugel von Bande zu Bande.
    »Sag, hast du gekippt ganze Flasche Hauswein in eine Zug?«, dröhnt es ihm energisch hinterher.
    »Maximal in einem Zug, Nachtexpress!«, gibt der Metzger leicht gereizten Konter und erntet dicht an seinem Ohr ein Kichern: »Ihr zwei seid lustig.« Dolly ist einfach beruhigt, im Augenblick nicht allein zu sein.
    Unfallfrei und mit Erleichterung auf allen Seiten wird schließlich die Patientin auf Willibalds Pritsche abgeladen, ihr ganzes Gepäck übersiedelt und umgehend die mobile Vorratskammer geplündert. Allein beim Anblick der mit Naturalien prall gefüllten Badetasche hebt sich Dollys Befinden schlagartig. So wird also gespeist, um drei Uhr nachts, Salami, Käse, Grissini, und dann spricht auch Dolly wieder mit voller Stimme. Und zu erzählen, diese alte Welt hinter sich und sich in guten Händen wissend, hat sie viel: Von ihrer Krankheit, ihrer Mutter, ihrer Kindheit, ihren verlorenen Kindern, ihrer alten Chefin, dem Trampel Margit Becker, von den Verflossenen, dem Vollpfosten Jürgen Schmidts, von ihren guten Kontakten zu den Strandverkäufern generell, von ihrer Hoffnung, diesen Strandverkäufern durch die heimliche Gratisverköstigung an der Strandbar ähnlich behilflich gewesen zu sein wie die liebe Frau Dr. Aurelia Cavalli, die den Händlern regelmäßig Behandlungen, kleine Vorsorgeuntersuchungen durch Blutabnahmen angedeihen lässt. Und immer wieder fragt er nach, der Metzger, hochinteressiert, fragt nach Noah, erfährt, dass der Junge heuer bereits das zweite Jahr als Händler durch die Reihen spaziert ist, fragt nach Pepe, erfährt von Dollys kurzer Affäre, erfährt von ihrem grauenhaften Fund im Kiddyclub-Zelt und wird stutzig, ebenso wie Danjela:
    »Klingt aber nix nach Kiddyclub, sondern nach Geisterbahn, sag ich nur Tino! Weil seit wann ist verschwunden? Vielleicht hat gute Hundeseele bei nächtliche Strandspaziergang geschnuppert unter Zeltplane böse Verbrechen?«
    Und weit hat er es da jetzt nicht, der Metzger, um im Geiste die beängstigende Verbindung zur Kühlbox, zu Tinos als Lesezeichen missbrauchtem Schleifchen, zu Gustav Eichner und Rudi Szepansky herzustellen.
    So setzt er also, sehr zu Danjelas sichtlich anwachsender Verwunderung, die Fragestunde fort, erkundigt sich nach einem gewissen Hans-Peter Weibl, den Dolly nicht kennt, einem Motorradfahrer namens Richard Hivela, den Dolly ebenso wenig kennt, fragt nach Gustav Eichner, den Dolly genauso wie Angela Sahlbruckner bereits vom Vorjahr kennt, fragt nach Rudi Szepansky, den Dolly erst kennengelernt hat. Und dann leuchten ihre Augen, dann werden die Backen noch röter, als sie ohnedies schon sind, dann wird vom geliebten Rudi erzählt, von seiner liebevollen, fürsorglichen, gewinnenden Art, dem trotzdem geheimnisvollen und gerade deshalb um so reizvolleren Hauch, der ihn umgibt.
    »Was macht er beruflich?«, unterbricht der Metzger.
    »Das sagt er nicht, es sei nicht wichtig, hat er gemeint«, erklärt Dolly.
    »Na, und ob ist wichtig!«, unterbricht Danjela, »weil brauchst du auf deine jungen Tage nix Hausmann zum Durchfüttern, also Pflegefall, sondern Fels in Brandung.«
    Nur Dolly lässt sich weder unterbrechen noch die Verzauberung nehmen, sondern zitiert den Brief, von dem sie jede Zeile auswendig kennt. Erfüllt wird der Innenraum des Abteils mit Worten wie »Liebe« und »Universum«, »Glück« und »Fünfhunderter«.
    Sprühend vor Hoffnung, träumt Dolly vom möglichen

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