Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
buchstabieren müssen, wie man ›Polizei‹ schreibt, oder hat sie von selber gewusst, was das ist.
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Was heißt, das ist respektlos! Angenommen, Sie gehen zum Zahnarzt und bekommen es dort mit einem gelernten Maschinenschlosser zu tun, haben Sie dann Respekt? Eher Angst ums Gebiss, würd ich sagen, oder? Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen da oben so läuft, Schulze, aber bei uns weiß ein zukünftiger Minister, zehn Minuten bevor er das Ministerium zugewiesen bekommt, noch gar nicht, welches Ministerium das sein wird. Die Qualifikation ist das Parteibuch und die Fähigkeit, seinen Schädel beim politischen Sesseltanz möglichst weit in den Mastdarm des Rädelsführers hineinstecken zu können, sonst nix. Und im ersten Interview hört man dann: ›Geben Sie mir bitte einen Monat, bis ich eingearbeitet bin!‹ Einen Monat, Schulze, da wollen alles andere als auserwählte Hochbegabte in einem Monat in eine Materie eingearbeitet sein, für die ein halbwegs intelligenter Mensch jahrelang studieren hat müssen. Das ist der Gipfel an Dreistigkeit. Bei uns werden Wehrdienstverweigerer Oberbefehlshaber der Armee, Kinderlose Familienminister, Buberl aus gutem Hause Sozialminister, Gebrauchtwagenhändler Finanzminister, da …
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Nein, ich bin heute nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ist recht, ich hör schon auf. Also was stören Sie mich, brauchen Sie wieder Unterlagen?
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Aha, so wie Maier & Minister, wieder mit M …«
Und Jackpot.
Josef Krainer konnte es nicht fassen. Es gibt ja im Leben eines Menschen immer ein paar Unwegsamkeiten. Was ihm allerdings die letzten drei Jahre widerfahren ist, waren keine Unwegsamkeiten, das war ein Hindernisparcours. Und einem mehr oder weniger die Pensionierung im Auge habenden Polizeibediensteten solch sportliche Leistungen abzuverlangen ist schlichtweg eine Zumutung. Ja, es ist schlimm, wenn ein Kollege zum Mordopfer wird, der Tod Eduard Pospischills hat die ganze Einheit erschüttert. Aber noch schlimmer ist es, einen erfahrenen, langgedienten Polizisten, wie Josef Krainer zweifelsohne einer ist, anstelle von Eduard Pospischill dieser Dienststelle zuzuweisen, und zwar nicht auf den Chefsessel, sondern ins zweite, was heißt zweite, ins letzte Glied. Sogar diesem Laien Metzger mit seinem pseudointellektuellen Restauratorenberuf wurde hier mehr Beachtung geschenkt als ihm. Eine Demütigung war das. Idioten neben und eine Furie über sich. Irene Moritz, der Inbegriff eines Alptraums, die Erotik eines Tyrannosaurus Rex, das Einfühlungsvermögen eines Pflastersteins, weder Mann noch Weib, dass diese Amazone jemand gefunden hat, der mit ihr freiwillig in die Kiste hüpft, ist ein Wunder, dass es sich dabei justament um den unterwürfigen Kollegen, diesen Waschlappen Gerhard Kogler, handelt, keine Überraschung, dass die beiden Eltern geworden sind, für die Menschheit zwar ein Irrsinn, für Josef Krainer aber der Beginn seines Elysiums, und jetzt das: zwei Fliegen auf einen Streich. M & M, und schokosüß mit Zuckerguss wird das für die beiden garantiert nicht. Das Leben kann so schön sein.
»Was heißt, Irene Moritz ermittelt im Fall Albrecht? Die Wahnsinnige schnüffelt herum, auf eigene Faust? Die Moritz ist in Karenz, die kann ihre Nase höchstens bei ihrem Gschrappen in die vollgeschissenen Windeln stecken. Und woher wissen Sie das jetzt bitte?
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Was heißt, es ist Ihnen zu Ohren gekommen? Kreuzweise können Sie mich mit Ihren geheimen Quellen. Ich will wissen, was hier los ist, verdammt, und wer mir in meine Ermittlungen pfuscht.
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Schulze, Sie wollen mir auf Ihre alten Tag doch nicht noch sympathisch werden. Ob mir der Name Metzger etwas sagt. Also, was bitte hat der mit der Sache zu tun?
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Ja, das kann ich mir vorstellen, dass er mit der Moritz unter einer Decke steckt. Aber, sosehr mir der Kerl auf die Nerven geht, kriminell ist der nicht, maximal kriminell ungut.
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Ja, das stimmt. Der Metzger ist Restaurator, der Tote Albrecht war Kunsthändler, da muss man einen Zusammenhang nicht extra erfinden.
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Was heißt, Sie machen sich Sorgen, es könnte ihm etwas Ernsthaftes passieren.
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Gut, ich knöpf ihn mir vor. Und die Moritz?
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Sie sind lustig: Grad der Kogler? Ein Mann beschattet seine eigene Frau? Begatten wär möglich, obwohl es mir ehrlich gesagt bei der Vorstellung den Magen umdreht, aber besch…
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Nur bremsen soll er sie, aha! Na, das schau ich mir an, wie der Waschlappen Kogler seine Ex-Chefin bremsen will.«
Josef Krainer war selig, er
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