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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Bekannter betritt nun die Bühne des Geschehens.
    »Verdammt!«, dröhnt es herein, »hilft bei Ihnen denn gar nichts!« Noch viel bedrohlicher als der aggressive Tonfall und das vor Entrüstung entstellte Gesicht des hereinblickenden Mannes ist die, getarnt unter einer darüberhängenden, schwarzen Lederjacke, in die Flanke des Restaurators gedrückte Waffe.
    »Rüberrutschen, aber ein bisschen flott!«
    Dann rutscht er, der Metzger, und die Zweierbelegung der durchgehenden, schon ziemlich mitgenommenen Sitzbank erhöht sich um eine Person. Die Jacke wird zwar auf den Schoß gelegt, die Pistole aber bohrt sich nach wie vor in Willibalds Rippen.
    »Ich fass es nicht!«, sind die ersten Worte des Restaurators, gefolgt von einem wutentbrannten: »Und? Heute ohne die geliebte Gattin Henni unterwegs?«
    »Das Letzte, lieber Herr Metzger, wonach mir jetzt ist«, wird mit aggressivem Unterton erwidert, »ist Spaß!«
    Und weil dieser dem Metzger seit der Verwüstung seiner Werkstatt auch gehörig vergangen ist, klappt das mit der Einschüchterung nur bedingt: »Dann würd ich vorschlagen, Sie erlauben sich auch mit mir keine weiteren Scherze mehr, lieber Hans-Peter Weibl, oder heißen Sie gar nicht so? Sie haben ja keine Ahnung, was Sie mir schulden, welchen Schaden Sie in meiner Werkstatt angerichtet haben.«
    Aufmerksam mustert der Metzger den neuen Fahrgast, und es fällt ihm nicht schwer, im Gesicht des zugestiegenen Mannes Ähnlichkeit mit der Sitzbank des Pritschenwagens zu orten. Mitgenommen sieht er aus. Eine fast ins Gräuliche gehende Gesichtsfarbe, Ringe unter den Augen, eingefallene Wangen, darauf ein sich über das Kinn bis zum Hals ziehender, sich selbst überlassener Bartwuchs und schließlich ein sowohl optisch als auch olfaktorisch ganz offenkundig dringend nötiger Waschgang für Kleidung und Körper, all das deutet auf einen in ernsthaften Schwierigkeiten steckenden Menschen hin.
    »Die Fragen stell ich«, kommt es zum Glück nur verbal wie aus der Pistole geschossen zurück: »Sin Sie von nem ausgeprägten Todestrieb befallen, oder was machen Se hier?«
    »Ich würde sagen, diese Frage beruht ganz auf Gegenseitigkeit.«
    »Ne, tut se nich. Glauben Sie, ich greif zu solch drastischen Maßnahmen, wenn es nicht ernst ist? Sie sollen sich raushalten, verdammt! War meine Botschaft so schwer zu verstehen?«
    Schwer zu verstehen ist zum Beispiel, wenn, wie gerade im Rückspiegel ersichtlich, ein schwarzes Jeep-Wrangler-Cabrio zu dröhnend lauter Techno-Musik durch eine als Wohnstraße ausgewiesene Dreißigerzone prescht. Wie gesagt, wer hier wohnt, macht sich keine Sorgen, nicht einmal in Anbetracht eines mit Ball oder Dreiradler ausgestatteten, zwischen zwei Autos hervorhupfenden Kindes, der Papa wird’s schon richten.
    »Idiot!«, erklärt Petar Wollnar nüchtern, und ein wenig funkeln seine Augen, was insofern nicht ungünstig ist, da sich das Gefährt nun direkt neben dem Pritschenwagen einbremst. Ein dunkelhaariger Mann, geschätzte Anfang dreißig, mit glänzender, zurückgeklatscher Frisur, weißem Hemd und verspiegelter Sonnenbrille, bedeutet, das Fenster hinunterzukurbeln, und startet den Versuch, seine bis in die letzte Darmwindung vordringende Musik zu übertönen:
    »Bist schasaugert?«, brüllt er und bekommt leider nicht den Lauf der Weibl-Pistole an die Stirn gedrückt, sondern einen sprachbedingt verständnislosen Weibl-Blick zugeworfen. Einzig der Metzger bringt aufgrund seines ohnedies in ihm schlummernden Zornes eine halbwegs angemessene Reaktion zustande.
    »Besser als derisch!«, brüllt er zurück. »Außerdem redet da gerade der Richtige: Ich sag nur Wohnstraße!«
    »Ich sag nur Einfahrt freihalten, ich wohn hier, und jetzt schleich dich mit deiner Rostschüssel!«, deutet der Lenker mit arroganter Miene mehr oder minder durch die Fahrerzelle des Pritschenwagens auf ein am Zaun angebrachtes, von einer herrlichen Kletterrose umranktes Schild. Auch wenn das dazugehörige Gartentor den Anschein erweckt, als wäre es seit Dornröschens Spinnrad-Stichelei nicht mehr durchschritten worden, es stimmt tatsächlich: Das Parken ist ausgewiesenerweise hier nicht gestattet. Abgesehen davon ist auch weit und breit kein Prinz in Sicht, nur ein wohlstandsverwahrloster, verzogener, wahrscheinlich immer noch inskribierter Rüpel.
    Wegfahren muss Petar Wollnar also trotzdem, unter höhnischem Grinsen versteht sich. Das ist eben das Leiden dieses Planeten: Je größer das Arschloch, desto kleiner die

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