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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Schulter und dem Kommentar „Bin froh, dass ich dich erreicht habe, wirklich froh!“ klatscht sie ihm einen feuchten Kuss auf die Wange und setzt, während sie aggressiv aufs Gas steigt, fort.
    „Ich zeig dir was, Willibald, das wird dich interessieren!“
    Der Metzger empfindet eine Anspannung, durchaus durchmischt mit einem verführerischen Unterton, der ihm gleichzeitig den Auftrag zuflüstert: „Sei wachsam!“
    „Was zeigst du mir?“, verwendet auch er erstmals den neuen ungewohnten Umgangston.
    „Lass uns spontan sein, wenn wir da sind!“, meint die Vymetal geheimnisvoll.
    Schweigsam geht die Fahrt weiter, keineswegs mit derselben entspannten Stille wie im Wollnar-Pritschenwagen, bis schließlich rechterhand das Stadion auftaucht.
    „Gleich sind wir da!“
    Ein paar Gassen weiter drosselt die Vymetal schlagartig die Geschwindigkeit und meint: „Glück gehabt, es ist noch da!“
    „Was ist noch da?“, der Metzger macht keinen Hehl mehr daraus, seine Unruhe zu verbergen.
    Dann greift ihm die Vymetal mit der einen Hand auf den Oberschenkel und dreht mit einer leichten Berührung der anderen sein Kinn zum Seitenfenster.
    „Mach die Augen auf!“
    Rot leuchtet das Waffenrad im Licht der untergehenden Sonne, und während der Metzger registriert, wie sich seine Anspannung geschmeidig in eine Wut verwandelt, hört er vom Fahrersitz:
    „Hier wohnt Walter Kuransky, dieses elende Schwein!“
    „Ist das nicht dein …?“
    „Nicht mehr“, fällt ihm die Vymetal ins Wort, „nicht mehr seit einer halben Stunde, und er weiß es noch gar nicht. Weil es interessiert mich nicht, warum ein dämlich verkleideter Werner Blaha das Rad von der Danjela genau vor seiner Haustür parkt. Das muss er mir gar nicht mehr erklären. Ich weiß, dass der Walter ein Saurias-Fanatiker ist, aber das geht zu weit.
    Jetzt wird mir auch klar, warum der Blaha damals beim Auftauchen vom Walter vor dem Stadion klein beigegeben hat, wie er meine Kollegen und mich mit seiner Schlägertruppe verdreschen wollte.
    Ich hab den großen Blaha vorhin mit dem Rad fahren sehen, bin ihm nach, und dann parkt sich der hier ein, so selbstverständlich, als wäre er da zuhause, lässt das Rad stehen, als wäre es seins, dieser arrogante Dreckskerl, als käme er gar nicht auf die Idee, irgendjemand könnte auch dieses Rad suchen.
    Natürlich hab ich anfänglich dran gedacht, die Polizei zu rufen. Aber eigentlich geht das ja zuallererst einmal nur uns beide was an, was meinst du?“
    Im Metzger brodelt es, und trotzdem meint er verwundert:
    „Wie meinst du das?“
    So schauen hat er die Vymetal noch nie gesehen, während sie antwortet: „Na, wollen wir nicht ein wenig gemein sein?
    Danjela hätte sich’s verdient!“

41
    „Gehn wir den Kreuzberger und den Blaha suchen!“, sind wieder einmal die Worte von Eduard Pospischill im inzwischen emotional überlasteten Kommissariat.
    Nichts bewegt sich, Alte-Mühle-Wirt und Ultras-Anführer Georg Schneider verweigert die Aussage, beim Kurti-Blaha-Verhör ist vom anfangs hohen sprachlich bedingten Unterhaltungswert genauso viel übrig wie während der 746. TV-Wiederholung von Dirty Dancing, dem 10 000 Airplay von Last Christmas oder einer Liveübertragung der Kontinentalverschiebung. Ganz abgesehen von der nervenaufreibenden Tatsache, dass der Kurti unter Stress seinen S-Fehler zusätzlich mit einem heftigen Stottern dekoriert.
    Losen müssen sie, wer sich bei einem Output von einem Satz pro Minute der zeitlosen Marter eines Blaha-Verhöres auszusetzen hat. Und wie es das Schicksal so will, trifft es meistens den Pospischill selbst. Folglich geht der auch lieber Kreuzberger-Blaha suchen, trotz seiner Theorie: Untergetauchte tauchen zwecks Luftholens von selbst wieder auf.
    Dass nichts weitergeht, ärgert somit mittlerweile nicht nur Oberst Reinfried Jung, sondern auch gewaltig den Pospischill. Und noch gewaltiger den Jungspund Gerhard Kogler, da bezieht sich das Weitergehen aber eher auf seine heimliche Zuwendung zur Vorzeigepolizistin Irene Moritz.
    „Gehn wir den Kreuzberger und den Blaha suchen!“, schallt es also durch das undekorierte Wachzimmer, gefolgt von einem akkuraten „Und heute rücken wir einmal alle aus, weil mit den Verhören geht so viel weiter wie mit dem Klimaschutz!“ Und das von einem Kettenraucher, urteilt wortlos Irene Moritz, während sie die taillierte dunkelbraune Lederjacke überstreift und ihrem Gedanken die Frage „Wer fährt mit wem?“ folgen lässt.
    Sehr zur Freude

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