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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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nicht mit ihr abgeben. Er hatte ja eine Frau, die ihn liebte, die in Beirut auf ihn wartete. Wenn er die fünfzigtausend Dollar verdienen wollte, mußte er alle Ablenkungen vermeiden.
    Elizabeth schloß die Küchentür hinter sich und lehnte sich dagegen. Ihre Arme schmerzten. Die rötlichen Stellen würden mit der Zeit bestimmt dunkel anlaufen. Er war wie ein Panzer, alles zerdrückend, unüberwindlich. Sie mußte plötzlich an Peter Matthews denken, aber die Erinnerung an ihn war genauso verschwommen wie der Mann selbst, ein schwächlicher, empfindsamer Mensch mit überwiegend platonischen Regungen. Durch eine Lüge hatte er sie ins Bett gelockt, und durch eine Lüge war er sie wieder losgeworden. Sie hatte nie verstanden, warum ihre Freundinnen soviel von solchen Affären hielten oder warum sie sich in Ehen stürzten und wieder herauskletterten wie die Schwimmer bei einem Wettkampf. Einmal genügte ihr. Wenn sie daran dachte, empfand sie wieder dieselbe Enttäuschung wie damals, denselben Schmerz. Keller hatte versprochen, sie nicht wieder anzurühren, und sie glaubte ihm.
    Sie machte Rühreier und setzte Kaffeewasser auf. Ihre Hände waren wieder ruhiger. Eine Locke fiel ihr über die Wange, sie schob sie zurück. Später, nach dem Essen, konnte sie das Haar wieder hochstecken.
    King fuhr nach Paris. Er hatte sich nach seiner Meinung ein paar Urlaubstage verdient, bevor er zur Abwicklung seiner Geschäfte nach Deutschland fuhr. Er mietete sich im Ritz-Hotel ein, genoß ein ausgezeichnetes Diner und ging frühzeitig schlafen. Schlaf bedeutete ihm sehr viel. Wenn er nach langen Reisen müde war, schloß er bei jeder sich bietenden Gelegenheit für ein paar Minuten die Augen.
    Am nächsten Tag vergnügte er sich mit einem Bummel durch die Antiquitätenläden des Quartier Lebrun, kaufte ein hübsches Tischchen aus dem achtzehnten Jahrhundert und veranlaßte, daß es in sein Frankfurter Büro geschickt wurde. Es war ein Meisterstück französischer Handwerkskunst, das ihm auf Anhieb gefallen hatte. Deshalb schickte er es nach Deutschland und nicht in seine Wohnung nach New York. Von Frankfurt aus war der Transport einfacher.
    Am Abend nahm er ein Taxi und nannte eine Adresse nicht weit von der Rue St. Honoré entfernt. Er stieg vor einem prächtigen Palais aus dem neunzehnten Jahrhundert mit imposantem Eingang aus und drückte auf die Nachtglocke. Er wurde in eine hohe Halle geführt, mit Empire-Blau ausgeschlagen, dekoriert mit einigen herrlichen Louis-Philippe-Stücken und einem gewaltigen Kristallkandelaber. Ein Mädchen nahm ihm Hut und Mantel ab. Es nahm seine Karte entgegen und bat ihn, einen Augenblick zu warten. Dann kam es zurück, gefolgt von einer Frau in den Fünfzigern, die ein elegantes schwarzes Cocktailkleid trug.
    »Guten Abend, Monsieur King. Ihr Zimmer steht schon bereit. Wollen Sie bitte mitkommen und sich einige der jungen Damen ansehen?«
    In dem grün gemalten Salon saßen ein Dutzend Mädchen, Dunkle, Blonde, Rothaarige. Alle waren modisch gekleidet; von Pucci-Hosenanzügen bis zu streng geschnittenen schwarzen Cocktailkleidern war alles vertreten. King ging an der Reihe entlang. Sie sahen zu ihm auf und lächelten. Ein Mädchen mit einem hübschen Gesichtchen und schwarzem Lockenkopf, sorgfältig verwuschelt, fiel besonders auf. Er zeigte auf sie. Eine Handbewegung der Dame in Schwarz veranlaßte die Kleine, sich zu erheben. Sie hatte eine hübsche Figur mit gut entwickelten Brüsten und einer schmalen Taille. King stellte sie sich nackt vor. Madame schien Gedanken lesen zu können.
    »Geh schon hinein«, sagte sie. »Monsieur kommt gleich nach.« Sie wandte sich mit einem einstudierten Lächeln an King. »Sie möchten sie sicher nackt sehen. Ich versichere Ihnen, Marcelle wird Sie nicht enttäuschen. Ein charmantes Mädchen, sehr amüsant und sehr kultiviert. Bitte, Monsieur King.« Sie wies ihm mit einer wahrhaft königlichen Geste den Weg zu einer Seitentür.
    »Nein, ich möchte die junge Dame nicht in Verlegenheit bringen«, sagte King. »Sie wird mir bestimmt eine ausgezeichnete Gesellschafterin sein. Ich gehe erst hinauf. Wenn Sie sie vielleicht in einer halben Stunde zu mir bitten würden?«
    »Wie Sie wünschen.« Lächelnd neigte sie ihr Haupt. »Kommen Sie mit, der andere Herr erwartet Sie bereits.«
    Das Zimmer war ebenso luxuriös ausgestattet wie das ganze Haus. Das Bett schien ein echtes Stück aus dem Premier Empire zu sein, ausgestattet mit einer sehr bequemen Matratze. Unter

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