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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Cameron wird Sie belasten, aber Sie sind dann schon verschwunden – einer jener Verschwörer, die vor dem Gesetz fliehen und sich höchstwahrscheinlich in Südamerika verstecken, nicht wahr?« King nickte. »Aber welche Sicherheitsvorkehrungen haben Sie im Libanon getroffen? Der Attentäter kommt doch von dort. Gibt es dort wirklich niemanden, der ihn mit uns in Verbindung bringen könnte?«
    »Der Mann hat mich überhaupt nicht gesehen. Alles wurde über eine dritte Person arrangiert, die mich ebenfalls nicht kennt. Unsere Leute in Beirut haben dafür gesorgt. Sie werden sämtliche Hinweise beseitigen.« Er zögerte, weil ihm etwas einfiel. »Aber es ist noch eine Frau mit im Spiel. Der Mann hat verlangt, daß ihr Geld und ein Paß ausgehändigt werden. Unser Mittelsmann hat mir über sie berichtet. Die beiden wissen vielleicht etwas.«
    »Ich werde Anweisung geben, sie zu liquidieren«, sagte Drouet. »Wir wollen nicht leichtsinnig sein. Ich muß jetzt gehen. Bleiben Sie noch?«
    »Ich werde den Abend hier verbringen«, antwortete King. »Ende der Woche fahre ich nach Frankfurt weiter.«
    Drouet trank sein Glas leer und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. King wandte sich angewidert ab, weil auf den Manschetten des Dicken ein Schmierfleck zurückgeblieben war.
    »Viel Glück«, sagte Drouet. »Sorgen Sie nur dafür, daß Ihr Mann nicht danebenschießt.«
    »Er wird auf jeden Fall treffen«, versprach King, »das wird die Fernsehsensation des Jahres.«
    Drouet ging. Fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Die hübsche kleine Marcelle trat ein und lächelte ihn an. Sie trug ein mit Emufedern besetztes Negligé. Als sie auf ihn zukam, sah King, daß sie darunter nackt war.
    »Guten Abend, Monsieur.«
    »Guten Abend«, sagte King. »Darf ich Sie zu einem Glas Champagner einladen?«
    In dieser ersten Nacht bekam Elizabeth keinen Schlaf. Keller zog sich zuerst in sein Zimmer zurück. Da es unmittelbar an ihr Schlafzimmer anschloß, hörte sie ihn hin und her gehen. Er nahm ein Bad, und die Matratze knackte, als er sich umdrehte.
    Sie hatten zusammen gegessen, und wegen des Vorfalls zwischen ihnen herrschte gespanntes Schweigen. Als er ihr nachher half, das Geschirr in die Küche zu räumen, achtete er darauf, daß er sie nicht einmal zufällig berührte. Elizabeth zog sich in aller Ruhe aus und öffnete dann ihre Koffer. Die Erinnerung an den Libanon war so vage und verschwommen, als wäre sie vor einem Jahr dort gewesen. Nur in den Kleidern, die sie aus dem Koffer nahm, hing noch ein eigentümlicher Geruch, eine Mischung aus ihrem Parfüm und den Schränken im Beiruter Hotel. Vor vierundzwanzig Stunden war sie noch dort gewesen und hatte sich auf eine Flugreise mit dem Mann vorbereitet, den sie zuvor nur für einen kurzen Augenblick durch eine gläserne Hoteltür gesehen hatte. Nun schlief er, durch eine dünne Wand von ihr getrennt, in ihrer Wohnung, und sie trug die schmerzhaften Abdrücke seiner Finger an ihren Armen. Sie ging in die Küche und kochte Kaffee.
    »Gut geschlafen?«
    Keller setzte sich ihr gegenüber auf die Bank. »Sehr gut. Das Bett war wirklich bequem.«
    »Möchtest du zum Frühstück Schinken und Waffeln? Ich will welche backen.«
    »Ich hab' sie noch nie probiert, was sind Waffeln?« Er sprach, als sei nichts gewesen. Die feindselige Stimmung, die während des Fluges zwischen ihnen geherrscht hatte, war verflogen. Er durfte jetzt gefahrlos feststellen, wie hübsch sie war, denn sie hatte keine Macht mehr über ihn. Den Sieg hatte er in einem kurzen, aber entscheidenden Kampf errungen. Ihm fiel auf, daß sie im Gegensatz zu ihm wahrscheinlich kaum geschlafen hatte.
    »Waffeln lassen sich schwer beschreiben. Du mußt sie versuchen.« Sie sah ihm dabei zu. Was die Waffeln betraf, verzichtete er auf jede höfliche Geste. Er schüttelte den Kopf und schob sie beiseite.
    »Die sind mir zu amerikanisch«, sagte er. Dann goß er sich frischen Kaffee ein und zündete zwei Zigaretten an.
    »Was hast du jetzt vor?« fragte Elizabeth.
    »Warten«, antwortete er. »Ich werde deine Bücher lesen, essen, was du für mich kochst, und darauf warten, daß mich jemand anruft oder abholt.«
    »Kennst du meinen Onkel?«
    »Nein, ich weiß nicht einmal, wer er ist. Du tust immer, als müßte ich ihn kennen, aber das stimmt nicht.«
    »Seltsam«, sagte sie, »daß du ihn nicht einmal kennst.«
    »Ist er ein so bedeutender Mann?«
    »Ja, das ist er. Sogar im Libanon müßtest du schon von Huntley

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