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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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unter gesenkten Lidern beobachtete und merkte, wie neugierig sie war und wie sehr sie darauf achtete, daß sein kräftiger Körper sie ja nicht berührte. Sie stiegen schweigend aus. Wieder machte er keinerlei Anstalten, ihr in den Mantel zu helfen oder ihr das Handgepäck abzunehmen. Er ignorierte sie einfach. Nicht einmal auf dem Weg zur Paßkontrolle sagte er ein einziges Wort.
    »Mir geht es nur um eins«, bemerkte sie, »wir müssen so tun, als wären wir Reisegefährten.«
    »Wenn das so ist, trage ich lieber Ihre Tasche«, brummte Keller. Als sie sich der Paßkontrolle näherten, hielt er ihren Ellbogen mit demselben harten Griff fest, an den sie sich noch vom Flughafen Beirut her erinnerte.
    Sie zeigte ihren Paß zuerst und wartete mit Herzklopfen die wenigen Sekunden, bis auch Keller die Kontrolle passiert hatte.
    »Sehr gut«, sagte er. »Wo müssen wir jetzt hin?«
    »Zum Zoll«, antwortete Elizabeth. Ihre Stimme klang verändert. Die angstvollen Sekunden hatten ihr die Kehle zugeschnürt. Sie räusperte sich.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Keller. »Nun ist alles vorüber. Wie geht es weiter, wenn wir durch den Zoll sind?«
    »Dann holt uns jemand ab, der Sie übernimmt«, antwortete sie. »Mehr weiß ich auch nicht.«
    Aber als sie in die Haupthalle hinaustraten, war niemand zum Abholen da. Überall standen Menschen herum, Hunderte von Menschen, die hierhin und dahin befördert wurden von gewaltigen Fluggesellschaften, die wie Kraken mit ihren Tentakeln die ganze Welt umspannten. Frauen mit Kindern standen da, um jemanden abzuholen; Geschäftsleute, Boten und Chauffeure; Angestellte der Fluggesellschaften; wie ein ununterbrochener Strom flossen die Ankündigungen von Starts und Landungen aus den Lautsprechern. Zuerst standen sie nebeneinander in dem sich drängenden Menschenstrom und warteten darauf, angesprochen zu werden.
    Dann sagte Elizabeth: »Vielleicht liegt irgendeine Nachricht vor. Warten Sie hier, ich gehe einmal auf der Tafel nachsehen.« Aber es lag nichts für sie vor. Sie kehrte nicht zu Keller zurück, sondern ging zum Schalter der Pan American und bemühte sich krampfhaft, nicht in Panik zu geraten. Sie sagte sich immer wieder, daß King alles arrangiert hatte und daß sie sich deshalb keine Sorgen zu machen brauchte. Aber bei der PanAm wußte man auch nichts. Niemand hatte nach ihnen gefragt, niemand kam sie abholen. Sie sah Keller drüben am Rand der drängenden Menschenmassen stehen, seinen Koffer dicht neben dem rechten Fuß. Widerwillig kehrte sie zu ihm zurück.
    »Sie müssen sich verspätet haben. Der Verkehr in New York ist manchmal furchtbar. Wir können nur warten.«
    Sie warteten eine Stunde lang. Elizabeth ging hinunter zum Haupteingang und wieder zurück zur Tafel mit den Nachrichten, aber es war nichts für sie dabei. Keller wurde immer schweigsamer. Sie sah, wie seine Miene kälter wurde, reservierter, und in einem Anflug von Angst wäre sie am liebsten hinausgelaufen, um ihn nicht mehr sehen zu müssen.
    »Ich weiß auch nicht, was wir machen sollen«, sagte sie. »Mir wurde gesagt, daß Sie gleich nach der Landung abgeholt werden sollen. Irgend etwas ist schiefgegangen. So lange kann sich niemand verspäten.«
    »Das hätte ich Ihnen schon vor einer halben Stunde sagen können«, bemerkte Keller. Er griff nach seinem Koffer und packte sie zum drittenmal am Ellbogen.
    »Sie sind der einzige Mensch, den ich kenne. Wir fahren jetzt in Ihre Wohnung und warten dort.«
    »Nein!« Elizabeth versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Nein, Sie können nicht mitkommen. Ich nehme Sie nicht mit in meine Wohnung!«
    »Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig«, antwortete er. »Sie haben mich hierhergebracht, der nächste Kontaktmann ist nicht erschienen, und Ihre Auftraggeber wissen nur, daß ich bei Ihnen bin. So kann die Verbindung wiederhergestellt werden. Wenn Sie noch einmal versuchen, sich loszureißen, breche ich Ihnen die Knochen.«
    Die Fahrt zur 53. Straße Ost dauerte eine halbe Stunde. So lächerlich es war, sie hätte am liebsten losgeheult. Alles erschien ihr wie ein Alptraum. So etwas gibt es nur im Kino, nicht aber im wirklichen Leben, dachte sie.
    Er bezahlte das Taxi, ließ sie aber nicht aus den Augen. Auf dem Weg durch die Halle des exklusiven Apartmenthauses hielt er sich so dicht an ihrer Seite, daß sich ihre Körper beim Gehen berührten. Auf der Fahrt vom Kennedy-Flughafen hierher hatte er nicht ein einziges Mal aus dem Fenster gesehen. Die Umgebung,

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