Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
er sehr müde und abgespannt war. »King war damals einundzwanzig und voll erwachsen. Ich habe zwar gehört, daß manche Leute mit zunehmendem Alter kleiner werden, aber größer wird keiner. Unser Eddi King ist über einsachtzig groß. Verstehen Sie, was das bedeutet, Pete? Dieser drei oder vier Zoll Unterschied?«
    »Daß es sich nicht um dieselbe Person handelt«, antwortete Matthews. »Es ist nicht der richtige Eddi King.«
    »Nicht nur das«, fuhr Leary fort. »Ich war selbst in Wisconsin und habe alles überprüft. King war klein und schmächtig. Einsdreiundsiebzig war für ihn schon allerhand.«
    »Aber wie konnte das geschehen?« fragte Peter Matthews. Er war nicht einmal aufgeregt. Eine kalte Hand fuhr ihm über den Rücken, als hätte er eine Tür geöffnet und dahinter einen Totenschädel erblickt.
    »King wurde während des Krieges in Frankreich interniert. Das steht in seinen Akten. 1945 wurde er freigelassen, und 1958 kehrte er in die Staaten zurück. Dabei ist folgendes passiert, Pete: Der echte Eddi King hat das Konzentrationslager nicht überlebt. Die Russen haben einem ihrer eigenen Leute seine Identität gegeben.«
    »Allmächtiger«, rief Matthews. »Das ist ja ein dicker Hund!«
    »Nach meiner Ansicht handelt es sich um einen ihrer größten Agenten. Sehen Sie sich die Unterlagen an: Er ist seit fünfzehn Jahren hier und hat sich etabliert. Was glauben Sie wohl, wer seine Zeitschrift finanziert hat? Für den Nachrichtendienst muß das ideal sein: ein Büro in Deutschland und ein halbes Dutzend Mitarbeiter, die ganz Europa bereisen. Was mag es wohl gekostet haben, ihn in die Cameron-Gruppe einzuschleusen? Er muß einer der wichtigsten Agenten des ganzen Geheimdienstes sein.«
    »Aber welche Rolle spielt Cameron? Und Elizabeth? Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, daß die beiden auch mit dem KGB zu tun haben!«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Leary. »Jedenfalls war King nicht ohne eine bestimmte Absicht im Libanon, und danach hat er sich zur Berichterstattung in Paris getroffen. Ihre Freundin, Miß Cameron, kehrte mit einem anderen Reisebegleiter in die Vereinigten Staaten zurück, mit einem Mann, den sie mir verheimlichte, als sie Gelegenheit hatte, alles zu erzählen.«
    »Vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick«, meinte Matthews. »Wenn sie sich in Beirut in einen Mann verliebte und ihn mit nach Hause nahm – würde sie Ihnen das auf die Nase binden? Muß das etwas mit King zu tun haben?«
    »Während ein Kollege ihre Spur nach Freemont verfolgte, unterhielt sich ein anderer mit dem Portier ihres Appartmenthauses. Es stimmt, daß sie mit einem Mann zusammen lebte, aber er hat die Wohnung an dem Tag verlassen, an dem sie hier bei uns war. Einen Tag, nachdem Freund King aus Europa zurückgekehrt war.«
    »Und was machen wir nun?« fragte Matthews. Er fühlte sich ungemütlich und wurde außerdem immer wütender. Für ihn war Elizabeth Cameron nie mehr gewesen als eine Art Jagdtrophäe: intelligent, schön, im Vergleich zu manchen anderen ein wenig gehemmt, aber er hätte nie gedacht, daß sie jemals in seiner kalten und gefährlichen Berufssphäre eine Rolle spielen würde. Leary hatte von A bis Z recht behalten. Er hatte gleich gesagt, daß sie etwas verheimlichte.
    »Ich würde sie gern herholen«, sagte Pete.
    »Deshalb habe ich Sie ja geweckt«, entgegnete Leary. »Jetzt ist es beinahe halb vier. Fahren Sie nach Hause, duschen Sie und rasieren Sie sich, dann können Sie zum Frühstück in Freemont sein.«
    »Die Tore sind bewacht«, entgegnete Matthews. »Man kommt so schwer hinein wie nach Fort Knox.«
    »Sie wird Sie schon einlassen. Sie weiß ja, daß Sie ihr Kontaktmann zu mir sind. Wenn sie auf der anderen Seite steht, Pete, muß sie erst einmal feststellen, was Sie wollen. Wenn nicht, wird sie trotzdem mit Ihnen reden. Holen Sie das Mädchen aus Freemont heraus und bringen Sie es her.«
    Matthews sah seinen Chef an. »Ich möchte vorher ein oder zwei Stunden unter vier Augen mit ihr sprechen. Ich kann sie in meine Wohnung bringen. Wenn ich es bis morgen nicht schaffe, sind Sie an der Reihe. Aber ich möchte es wenigstens versuchen.«
    »Und warum, Pete? Sentimentale Gefühle?«
    »Dafür kennen Sie mich zu gut. Sie hat mich irgendwie hintergangen, und das paßt mir nicht. Überlassen Sie sie erst einmal mir.«
    »Okay«, sagte Leary. »Dann rufen Sie mich an und berichten Sie, was Sie erreichen. Wir versuchen im Augenblick herauszufinden, wer bei ihr gewohnt

Weitere Kostenlose Bücher