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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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verderben. Er half Dallas die Treppe hinauf und führte sie möglichst geräuschlos zu ihrem Zimmer. Er zog die Tür auf und schob sie hinein.
    »Ich mag dich«, lallte sie. »Weißt du, ich hab' dich immer für einen Schweinehund gehalten, Eddi, aber jetzt mag ich dich. Kommst du noch für eine Weile herein?« Sie lehnte sich an den Türrahmen und rüstete sich zu einer protzigen Geste der Auflehnung gegen Huntley Cameron.
    »Nein, danke«, sagte King leise. »Du willst ihn doch heiraten, nicht wahr? Da werde ich nicht zulassen, daß du etwas riskierst.«
    Er ging an Elizabeths Zimmertür vorbei und zögerte für einen Augenblick. Wilde Wut entbrannte ihn ihm. Er streckte die Hand aus, und seine Finger streiften schon die blankgeputzte Türklinke. Er konnte ihr mit einem einzigen Schlag das Genick brechen. Auch diese Seite seines Berufs beherrschte er. Er verstand es, mit einer einzigen Bewegung lautlos zu töten. Wenn sie Bescheid wußte, würde sie alles verderben und zur Polizei oder zum FBI gehen. Ja, das würde sie tun, wenn Huntley den Fehler begangen hatte, sie hinsichtlich des Mannes aus Beirut die Wahrheit auch nur ahnen zu lassen.
    Trotzdem war es nicht das richtige, einfach hineinzugehen und sie umzubringen. Er ließ die Hand sinken und ging weiter zu seinem Zimmer. Zuerst mußte er dafür sorgen, daß sie nicht telefonieren konnte. Was er brauchte, fand er auf seinem Frisiertisch. Es bestand aus Gold wie alle seine persönlichen Dinge: Schlüsselring, Christophorus-Anhänger, Champagnerquirl. Aber die Klingen des Taschenmessers bestanden aus bestem Stahl. Er ging noch einmal auf den Korridor hinaus. In Freemont kannte er sich aus, als hätte er immer hier gelebt. Er wußte auch, daß das Haus ständig von zwei Männern bewacht wurde, die aber den Auftrag hatten, nicht aufdringlich zu sein. Über die breite Freitreppe ging er hinunter in die große Halle, in der vor Jahrhunderten deutsche Grafen hofgehalten hatten, umgeben von den Porträts ihrer Ahnen. Sein Schatten verschwand zwischen den Vorhängen. Auf dem Außengang begegnete er einem von Camerons Wächtern.
    »Mein Telefon hat geklingelt«, quengelte King. »Ich habe abgehoben, aber es hat sich niemand gemeldet. Irgend etwas muß kaputt sein. Ich kann so nicht schlafen.«
    »Ich werde gleich nachsehen, Sir.«
    »Das habe ich schon getan«, sagte King. »Der Apparat selbst ist in Ordnung. Wo ist denn die Hauszentrale? Dort muß der Fehler liegen.«
    Der Wächter ging voraus. Alle Leitungen aus den verschiedenen Zimmern, die im Gewächshaus und vom Swimmingpool her waren in einem Schaltkasten zusammengefaßt. Hier war King noch nie gewesen. Jede Leitung war gekennzeichnet. Achtzehn Schlafzimmer waren mit Namen aufgeführt. Er suchte rasch die lange Reihe ab, bis er das kleine Täfelchen mit der Aufschrift ›Visconti‹ fand. Sein Zimmer hieß ›Medici‹. Die Zimmer waren nach ihrer Möblierung benannt.
    »Das hier kann ich selbst nachsehen«, sagte er. »Machen Sie lieber wieder Ihre Streife. Die verdammten Telefone. Zum Glück verstehe ich etwas davon.«
    Er wartete, bis der Mann verschwunden war. Nach seiner Uhr dauerte es volle zwei Minuten. Dann schnitt er einen der beiden Drähte durch, die zum Visconti-Schlafzimmer führten. Er überzeugte sich davon, daß keine Veränderung zu bemerken war. Jetzt konnte sie morgen früh von ihrem Zimmer aus nicht mehr telefonieren. Auch nachts nicht, und das war die größte Gefahr. Und gleich am Morgen wollte er dafür sorgen, daß sie überhaupt niemanden mehr anrufen konnte. Er schaltete die Lampen aus und schloß die Tür. Für den Fall, daß der Wächter noch einmal nachkontrollierte, sah alles unverändert aus. Er ging in sein Zimmer hinauf und packte. Huntley schlief an den Wochenenden gern lang. Vor elf Uhr trat er nie in Erscheinung. Bis dahin wollte King längst verschwunden sein und auch die von Elizabeth Cameron drohende Gefahr ausgeschaltet haben.
    Er hatte sich alles genau festgelegt, aber sehr stolz war er nicht auf sich. Er hatte einen gewaltigen Fehler begangen, und es war bestimmt kein Anlaß zu Selbstgefälligkeit, wenn er jetzt imstande war, ihn wieder zu korrigieren. Aber er brachte es zumindest fertig, ein paar Stunden zu schlafen.
    Es war zwei Uhr morgens, als Peter Matthews vom Telefon geweckt wurde. Im ersten Augenblick erschrak er und streckte im Dunkeln die Hand nach der anderen Seite aus, während er nach Schalter und Telefon tastete. Aber das Bett war leer. Natürlich – als

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